Unwetter in der SchweizHagelsturm sorgt im Tessin für Zerstörung, nun droht Hochwasser
Der Süden der Schweiz ist von heftigen Unwettern getroffen worden. Es kam zu Stromausfällen, mehrere Häuser wurden schwer beschädigt. Der Bund warnt vor «enormen Regenmengen» im ganzen Land.
Ein heftiges Gewitter hat in der Nacht auf Samstag die Region Locarno getroffen. In Losone haben tennisballgrosse Hagelkörner die Oberlichter einer Mittelschule zerstört, weshalb der Schulstart auf Mittwoch verschoben werden muss. Nun drohen heftige Regenfälle.
112 Oberlichter seien zerstört, erklärte der Vizedirektor der Mittelschule Losone Uria Cerini auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Durch die kaputten Scheiben sei Wasser in den zweiten Stock der Schule getreten. Auch weiter unten im Gebäude sei Wasser eingedrungen.
Aufgrund der heftigen Zerstörung durch die mit Wucht durch die Luft geschleuderten Hagelkörner musste der reguläre Schulstart nach den Sommerferien von Montag auf Mittwoch verschoben werden. Für Kinder, die ab Montag zu Hause keine Betreuung mehr hätten, sei die Schule jedoch geöffnet, hielt Cerini fest. Der Unterricht beginnt am Mittwoch um 8 Uhr.
In Brissago dürfen die Bewohnerinnen und Bewohner das Trinkwasser bis auf weiteres nicht mehr trinken und zum Kochen oder Waschen benutzen, ohne es vorher abzukochen. Gemäss dem Bundeswarndienst Alertswiss ist das Wasser mikrobiologisch verschmutzt. Die Gemeinde teilte mit, die Kontamination sei Folge des Unwetters.
Ein Anwohner berichtet von einem Chaos im Garten, einer kaputter Solaranlage, zerstörten Bäumen und Pflanzen sowie von mehreren Autos, die durch den Hagelsturm einen Totalschaden erlitten haben (Fotos in der obrigen Bildstrecke). «Der Abschleppdienst meinte nur, dass er sich erst um unseren Tesla kümmern könne, wenn er die 157 anderen ihm gemeldeten Autos abgeholt habe.»
Beschädigtes Hoteldach in Ronco
Auch in der Region Ronco sopra Ascona hinterliess das Gewitter heftige Spuren. Das Dach des Hotels Ronco sehe aus wie ein Emmentalerkäse, sagte der Inhaber auf Anfrage von Keystone-SDA. Zahlreiche Fenster seien von Hagelkörnern beschädigt worden.
An vielen Stellen sei Wasser in das Gebäude getreten. Mehr als die Hälfte der Zimmer sei deshalb im Moment unbenutzbar, erklärte der Hotelbesitzer weiter. Da ab Samstagnachmittag in der Region starke Regenfälle vorausgesagt sind, rechne er damit, das Hotel für eine Weile ganz schliessen zu müssen.
Temporäre Stromausfälle
Die Feuerwehr Locarno musste am Freitagabend 38 Mal ausrücken. Mehrheitlich wegen Kellern, die unter Wasser standen, erklärte der Feuerwehrkommandant der Feuerwehr Locarno Alain Zamboni auf Anfrage von Keystone-SDA. Hagelkörner in dieser Grösse habe er in seinem Leben noch nie gesehen, sagte Zamboni, der in wenigen Wochen pensioniert wird. Zahlreiche Autos seien stark beschädigt, Scheiben zerfetzt worden. Die Region Brissago/Ronco war zeitweise ohne Strom, wie die örtliche Elektrizitätsgesellschaft Società Elettrica Sopracenerina (SES) bestätigte.
Begonnen hatte das heftige Gewitter in der Region Locarno am Freitagabend gegen 21.30 Uhr. Aufgrund starker Windböen wurden die tennisballgrossen Hagelkörner regelrecht gegen Autos und Häuser geschleudert. Verletzte hat es gemäss Informationen der Feuerwehr es keine gegeben.
Warnung vor Hochwasser
Im Tessin dürfte es auch nach dem Hagelsturm von Freitagnacht ungemütlich bleiben. Meteoschweiz prognostizierte ab Samstagnachmittag heftige Regenfälle für die Südschweiz, für kleinere und mittelgrosse Flüssen gilt eine Hochwasserwarnung der Stufe 2 (mässige Gefahr). Am Samstagnachmittag zog ein weiteres Gewitter mit Hagel und Wind über das Locarnese.
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Insbesondere auch für den Fluss Maggia im gleichnamigen Tal gilt ab Samstagnachmittag eine Hochwasserwarnung. Die Maggia fliesst zwischen Locarno und Ascona in den Lago Maggiore. Letzterer leidet seit Wochen unter einem rekordtiefen Pegelstand.
Meteoschweiz erwartet im Tessin zwischen 170 und 240 Millimeter Regen, am meisten Wasser aus dem Himmel wird zwischen Sonntagmorgen 3 Uhr und Montagmorgen 6 Uhr erwartet. In höheren Lagen wird von eingelagerten Gewittern gewarnt.
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Für einige Gebiete hat das Bundesamt für Meteorologie die Gefahrenstufe auf die zweithöchste Stufe 4 (grosse Gefahr) erhöht. Grund sei «intensiver Dauerregen», schreibt Meteo Schweiz auf der Onlineplattform X.
Für manche Gebiete gilt sogar die höchste Gefahrenstufe. SRF Meteo hat diese unter anderem für folgende Regionen ausgesprochen: die Gotthard-Region, die Urner Alpen Richtung Glarnerland, Surselva und Valsertal. «Rundherum ist in den Berggebieten in der Zentral- und Ostschweiz sowie Graubünden die Situation ebenfalls heikel», schreibt SRF.
Abkühlung und Regen bis Dienstag
Auf Montag wird es laut SRF immer kühler. Die Schneefallgrenze könne vor allem im Osten auf 2000 Meter sinken. Die Meteorologen erwarten, dass es bis Dienstagmittag weiterregnet, wobei es ab Dienstag vor allem im Süden freundlicher wird.
Meteo Schweiz erwartete bis Dienstagmittag in der Süd-, Ost- und Zentralschweiz sowie in den Ostalpen und dem östlichen Berner Oberland Niederschlagsmengen von 80 bis 160 Litern pro Quadratmeter. Im Mittel- und Nordtessin sowie im Misox wurden sogar bis 240 Liter pro Quadratmeter erwartet. Ab Sonntag bestehe deshalb im Tessin, in den zentralen und östlichen Alpen sowie im Wallis Hochwassergefahr.
Dass auf Hitzeperioden Tage mit Gewitter folgten, sei an sich nichts Besonderes, sagt SRF-Meterologin Daniela Schmuki. Dass die Schweiz jetzt nahtlos auch noch in eine «Gegenstromlage» übergehe, das sei «speziell». Diese Wetterlage entstehe, weil kalte Luft vom Nordwesten komme und uns gleichzeitig weiterhin feuchte Luft vom Mittelmeer erreiche.
SDA/red
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