Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Unwetter in Spanien
König Felipe VI. wagte sich nach Protesten erneut nach Valencia

Spain's King Felipe VI, visits a military base on the outskirts of Valencia after floods left hundreds dead or missing in the Valencia region in Spain, Tuesday, Nov. 12, 2024. (AP Photo/Alberto Saiz)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Felipe VI. besuchte eine Militärbasis bei Valencia nach vorherigem Zwischenfall.
  • Der König vermied Kontakt mit der Bevölkerung, konzentrierte sich auf Soldaten.
  • Spanische Politiker streiten weiter über das Krisenmanagement nach den Unwettern.
  • Linke Parteien fordern eine Untersuchung zur Katastrophenbewältigung der Regierung.

Etwas mehr als eine Woche ist es her, seit der spanische König bei einem Besuch im Katastrophengebiet Valencia mit Schlamm beworfen wurde. Trotzdem wagte sich Felipe VI. am Dienstag erneut in den Osten Spaniens. Bei seinem Besuch betonte er seine Funktion als Oberbefehlshaber der Streitkräfte: Der König trug eine Felduniform und besuchte verschiedene Militärbasen. Mit ernstem Gesicht schüttelte er Hände der Militärs, ass gemeinsam mit den Soldaten zu Mittag. Der Besuch fand ohne zivile Behörden statt.

«Es gibt für einen Soldaten keine grössere Befriedigung, als den Menschen zu helfen, besonders wenn es die eigenen Leute sind», sagte der König während seines Besuchs. Er sprach den Einsatzkräften zudem seinen Dank aus. Auf veröffentlichten Videos des Events sieht man, wie die anwesenden Soldaten dem Oberbefehlshaber ehrfürchtig salutieren. Die Aufnahmen zeigen klar: Wir haben hier alles im Griff.

Der König ging weniger Risiko ein

Dieser Besuch zeichnete ein deutlich anderes Bild als der erste, den Felipe nach den verheerenden Unwettern in der Region machte. Fünf Tage nach der Katastrophe reiste der König nach Paiporta südlich der Regionalhauptstadt Valencia, wo die Menschen teils mehrere Tage ohne Strom, Wasser oder Nahrung ausharren mussten. Felipe erschien an der Seite von Ministerpräsident Pedro Sánchez herausgeputzt in einem makellosen weiss-blauen Hemd.

Die Menschen empfingen die Regierenden aber nicht mit Jubel, sondern bewarfen sie mit Schlamm, Stöcken und riefen «Mörder». Sánchez flüchtete schnell in einem Auto. Felipe versuchte trotzdem, mit einigen Bewohnerinnen und Bewohnern zu sprechen. Später sagte die Regierung, dass die gewalttätigen Proteste möglicherweise von rechtsradikalen Gruppen organisiert worden seien.

TOPSHOT - King Felipe VI of Spain (L) talks with a person as angry residents heckle him during his visit to Paiporta, in the region of Valencia, eastern Spain, on November 3, 2024, in the aftermath of devastating deadly floods. A delegation led by Spain's king and prime minister was heckled today as it visited the Valencia region hit by deadly floods, with some screaming "assassins" and others throwing mud, according to AFP journalists on the scene. King Felipe VI and Queen Letizia visited the town of Paiporta, one of the most affected by the floods that have killed more than 200 people, alongside Prime Minister Pedro Sanchez and other officials. (Photo by Manaure Quintero / AFP)

Mit seinem zweiten Besuch ging Felipe nun deutlich weniger Risiko ein. Er mischte sich nicht unters Volk – sondern unter die Soldaten, die seinem Kommando unterstehen. Denn auch der König wird wohl wissen: Die Stimmung in Spanien ist angespannt. Die Menschen sind wütend auf die Regierung, auf die Versäumnisse der Parteien, die zahlreiche Menschenleben forderten.

Vergangenen Samstag haben in Valencia nach Polizeiangaben 130’000 Menschen protestiert. Auch in der Hauptstadt Madrid haben sich beim zentralen Platz Puerta Del Sol am Samstag Tausende von Personen versammelt. Sie protestierten gegen das Krisenmanagement der Regierung und forderten Solidarität mit der valencianischen Bevölkerung.

Politisches Hickhack dauert an

Die Proteste haben bislang nicht viel geändert: Das politische Hickhack unter Spaniens Parteien dauert nach wie vor an. Der Präsident des rechtskonservativen PP, Alberto Núñez Feijóo, forderte vor einer Woche, dass dem Chef der rechten Regionalregierung in Valencia, Carlos Mazón, die Befugnisse des Notfallmanagements entzogen werden. Diese sollten laut Feijóo an die linke Regierung von Pedro Sánchez übergehen. Das ist bislang nicht geschehen. Im Gegenteil: Erst kürzlich hat Feijóo die Regierung von Mazón wieder verteidigt.

Dafür hat Feijóo nun die dritte Vizepräsidentin und Ministerin für den ökologischen Wandel, Teresa Ribera, kritisiert. «Ihr Umgang mit der Katastrophe ist beklagenswert», sagte er am Dienstag. Am Montag warnte der Sprecher der PP, Borja Sémper, vor gegenseitigen Anschuldigungen: Jetzt sei nicht der richtige Moment, um das Klima der spanischen Politik weiter zu «vergiften».

Linke Parteien fordern Untersuchung

Compromís, ein Bündnis linker Regionalparteien in der spanischen Region Valencia, will im Namen der gesamten Gruppe Sumar und zusammen mit Podemos eine Untersuchungskommission ins Leben rufen. Diese soll die Ereignisse rund um die Katastrophe analysieren. Dabei sollen beide Parteien – die rechte Regionalregierung von Carlos Mazón sowie die linke Zentralregierung unter Ministerpräsident Pedro Sánchez – untersucht werden.

«Wir wollen wissen, wie schnell gehandelt wurde und ob alle verfügbaren Ressourcen zur Bewältigung der Katastrophe eingesetzt wurden», sagte Àgueda Micó, stellvertretende Sprecherin von Compromís. Die Initiative habe aktuell jedoch kaum Chancen auf Erfolg, berichtet die Zeitung «El País». Bei den beiden grossen Parteien des Abgeordnetenhauses, PSOE und PP, stosse diese «auf deutliche Ablehnung».

Die Menschen vor Ort plagen derzeit neue Sorgen: Ab Mittwoch sind in Valencia erneut Unwetter angesagt. Laut Vorhersagen sind sehr schwere bis sintflutartige Regenfälle an der Mittelmeerküste und auf den Balearen möglich. Dieses Mal geht die Regierung vorbereiteter vor: Der Stadtrat von Valencia hat die Aussetzung des Schulunterrichts und die Schliessung von Parks und Gärten in der gesamten Stadt ab Mittwoch angekündigt. In den Stadtzentren wurden Sandsäcke aufgestellt, verschiedene Strassen wurden gesperrt. Die Menschen wurden in gewissen Regionen zudem aufgefordert, sich nicht nach draussen zu begeben.