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Meinung

Kommentar zum Einkaufstourismus
Unter der Eindämmung leiden die Schwächsten

Günstige Preise gesucht: Konsumentin im Einkaufszentrum Lago in Konstanz, Deutschland.
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Tausende Schweizerinnen und Schweizer pilgern Wochenende für Wochenende nach Konstanz, Waldshut-Tiengen oder Jestetten über die deutsche Grenze. Sie geben dort jährlich zehn Milliarden Franken aus, weil dort Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände erschwinglicher sind als hierzulande.

Weil er für die heimische Volkswirtschaft schädlich sei, will das Parlament den Einkaufstourismus jetzt unattraktiver machen: Der Ständerat hat am Dienstag nach dem Nationalrat den Vorschlag angenommen, die Grenze von 300 Franken für mehrwertsteuerfreie Einkäufe im Ausland zu streichen. Im Raum steht eine Obergrenze von 50 Franken, so wird der Bundesrat über die konkrete Ausgestaltung der neuen Regelung befinden müssen.

Dieser Entscheid ist falsch: Darunter leiden die Schwächsten, während die mächtigen Detailhändler profitieren.

Für jene, die jeden Franken zweimal umdrehen müssen, ist die Aufhebung der 300-Franken-Freigrenze ein Schlag ins Gesicht.

In dieser jahrzehntealten Debatte stehen auf der einen Seite die Grossverteiler, die Umsatzeinbussen beklagen. Dabei sind sie in der Erzählung um die Hochpreisinsel Schweiz zuallererst nicht Opfer, sondern Profiteure. Nur gut also, dass der Einkaufstourismus – zusammen mit der neuen Konkurrenz durch Aldi oder Lidl – sie bei der Preisgestaltung unter Druck setzt.

Auf der anderen Seite stehen die Konsumenten, die ihre Ware günstig einkaufen wollen. Gerade Geringverdienende und Grossfamilien haben eine harte Zeit hinter sich. Viele von ihnen haben wegen der Kurzarbeit und erhöhter Arbeitslosigkeit deutlich weniger Geld im Portemonnaie. Wegen der Grenzschliessungen konnten sie zudem lange nicht ins benachbarte Ausland, um günstig einzukaufen.

Für Besserverdienende mögen die paar Franken, die der Entscheid des Parlaments ausmacht, nicht ins Gewicht fallen – so sie denn überhaupt ins Ausland zum Einkaufen fahren. Für die Detailhändler dürfte die neue Regelung für ein paar Promille mehr Umsatz sorgen. Für jene, die jeden Franken zweimal umdrehen müssen und für günstige Preise gerne ein paar Kilometer weiter fahren, ist die Aufhebung der 300-Franken-Freigrenze aber ein Schlag ins Gesicht.