Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Kampf gegen den Einkaufstourismus
Einkaufen in der Schweiz ist günstiger als vor 25 Jahren

Ab ins Ausland: Der Einkaufstourismus wie hier in Deutschland hat wieder angezogen. Während Corona war er nicht immer möglich. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Das Versprechen günstiger Lebensmittel und sonstiger Produkte treibt Schweizerinnen und Schweizer wieder über die Grenze. Der Einkaufstourismus ist wieder auf Vorkrisenniveau.

Für den Schweizer Detailhandel ist das ein Problem. Helfen soll eine neue Kampagne namens «Shopp Schwiiz». Und mit einer neuen Studie will die Branche aufzeigen, dass es gar keinen Grund gibt, um ins benachbarte Ausland einkaufen zu gehen.

Durchgeführt hat die Studie das Institut BAK Economics im Auftrag des Detailhandelsverbands Swiss Retail Federation und der IG Detailhandel, in der sich Coop und Migros organisieren. Die Studie zeigt: In den vergangenen 25 Jahren ist das Preisniveau im Detailhandel um 28 Prozent gesunken.

Konsumgüter und Konsumdienstleistungen ausserhalb des Detailhandels hingegen wurden im Durchschnitt um 17 Prozent teurer. Haupttreiber waren etwa Miete oder Ausgaben für die Gesundheitsversorgung.

Günstiger wurde im Detailhandel der Non-Food-Bereich. Im Lebensmittelbereich sieht es anders aus. Dort stiegen die Preise bis 2008. Seither bewegen sich die Preise seitwärts.

Das zeigt sich an folgenden Beispielen: Während Freizeit- und Sportartikel deutlich günstiger wurden, stieg der Preis für Fleisch und Fleischwaren leicht.

Frankenaufwertung macht Aufholen zunichte

Ebenfalls untersucht wurden die Preisunterschiede zu Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich. Es zeigt sich, dass sich die Preise in diesen Ländern im Vergleich zur Schweiz stabil entwickelten. Der Preisunterschied im Lebensmittelbereich ist allerdings grösser geworden.

Die Studie betont jedoch, dass sich gleichzeitig die Kaufkraft in der Schweiz positiv entwickelt hat. In der Schweiz werden 19 Prozent eines verfügbaren Medianlohns für Produkte im Detailhandel ausgegeben. Das Medianeinkommen bezeichnet jenen Wert, von dem aus die Anzahl der Haushalte mit niedrigeren Einkommen gleich ist wie die Anzahl der Haushalte mit höheren Einkommen. In den Nachbarländern ist dieser Anteil höher.

Auch das Verhältnis vom Medianeinkommen in der Schweiz zu den Preisen im Detailhandel hat sich seit 2007 positiv für Konsumentinnen und Konsumenten entwickelt. Während das Einkommen tendenziell stieg, sanken die Preise.

Die Studie sei dazu da, die Faktenlage darzustellen, sagt Dagmar Jenni von der Swiss Retail Federation. Es sei der Branche ein Anliegen, aufzuzeigen, wie sich die Preise in der Schweiz auch im Zusammenhang mit der Kaufkraft entwickelt hätten. «Der Detailhandel hat in den vergangenen Jahren vorwärtsgemacht bei den Preisen.»

Doch noch immer dominiere die Meinung, Detailhändler hätten grundsätzlich überrissene Preise. «Doch die Margen sind mittlerweile sehr dünn geworden. Bei weiterem Preisdruck wird es schwierig sein, das dichte Versorgungsnetz, wie wir es heute kennen und in der Pandemie geschätzt haben, auch in Zukunft aufrechtzuerhalten», sagt Jenni.

Konkurrenz aus dem Ausland senkte Preise

Zudem sei der Preisunterschied zum benachbarten Ausland nicht so gross wie vielfach gedacht. Rechne man bei Auslandseinkäufen die zusätzlichen Kosten dazu, etwa für Verpflegung ausser Haus, Benzin oder Anfahrtszeit, schrumpfe der Unterschied noch stärker.

Insbesondere würden indirekte Kosten wie der CO₂- Ausstoss ausgeblendet. Zudem verweist Jenni auf den Kostennachteil von 50 Prozent der Schweiz gegenüber den Anrainerstaaten, verursacht namentlich durch die höheren Löhne.

Die Gründe für die Entwicklung der Preise sieht die Branche in der stärkeren Konkurrenz. Der Preisdruck auf den Detailhandel sei im Lebensmittelbereich klar getrieben durch die Discounter, sagt Jenni. Im Non-Food-Bereich sei es die internationale Konkurrenz, die wegen der Digitalisierung stärkeren Einfluss auf hiesige Geschäfte habe.

Konsumentenschutz will mehr Transparenz

Mit dem Preisniveau beschäftigt sich auch die Stiftung für Konsumentenschutz. Dort heisst es, dass die Preise für importierte Industrieprodukte, die die Stiftung untersuchte, über die Zeit ziemlich stabil gewesen seien, «aber eben viel zu hoch im europäischen Vergleich», wie Sara Stalder vom Konsumentenschutz sagt.

Was Stalder grundsätzlich fordert, ist Transparenz bei der Preisbildung: «Die Schere geht immer mehr auseinander zwischen Produzenten- und Konsumentenpreisen.» Welche Margen der Handel, die Verarbeitungsindustrie und die Detailhändler erzielten, sei eines der sehr gut gehüteten Geheimnisse.

(Mitarbeit Maren Meyer)