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Meinung

Kommentar zum EM-Quali-Spiel in Serbien
Und mittendrin ist Granit Xhaka – wer auch sonst

Ohne Emotionen geht es nicht: Granit Xhaka, Captain des Nationalteams. 
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Serbien muss es für die Schweizer Fussballer zum Auftakt der EM-Qualifikation wohl einfach sein. Ausgerechnet Serbien, verbunden mit den vielen Erinnerungen an die letzten Weltmeisterschaften, die Spiele 2018 in Kaliningrad und 2022 in Doha, die Beleidigungen von serbischer Seite, die Antworten von Granit Xhaka, die so viel zu reden gaben.

Am Samstag treffen die Schweizer in Novi Sad wenigstens nicht auf Serbien, sie spielen gegen Weissrussland (ab 18 Uhr im Ticker), das seine Heimspiele wegen der Verstrickungen in den russischen Krieg im Ausland austragen muss. Wobei Serbien das einzige Land ist, das ihm dafür Asyl gewährt. Das muss auch der Grund dafür sein, dass die Uefa in diesem Thema keine Sensibilität zeigt und darauf beharrt, die Schweiz nach Serbien reisen zu lassen. Vielleicht hilft den Schweizern bei der Expedition, dass beim Spiel kein Publikum zugelassen ist. Jedenfalls sehen sie keinen Grund, ihr übliches Sicherheitskonzept zu verschärfen.

Anders als Shaqiri neigt Xhaka viel mehr zur Provokation und zur Auflehnung.

Mittendrin in diesem schweiz-serbischen Konflikt ist Granit Xhaka. Wie könnte es auch anders sein! Er wird wie (der verletzte) Teamkollege Xherdan Shaqiri in Serbien als Vertreter des verhassten Kosovo gesehen, und wir erinnern uns an seine Provokation an der WM, an den kurzen Griff in den Schritt wie in Doha, während er zur serbischen Bank schaut. Die Geste war aus dem Hinterhof und unnötig. Aber wie sagte der frühere Nationaltrainer Rolf Fringer: «Man kann von einem Spieler nicht Persönlichkeit verlangen und ihn kritisieren, wenn er beweist, dass er sie besitzt.»

Fringer sagte noch etwas: «Wir sind nicht in der Kirche.» Andere sahen das anders und forderten die Absetzung Xhakas als Captain, weil sie ihn dafür nicht mehr als geeignet ansehen. Die Diskussion hatte TV-Kommentator Sascha Ruefer angestossen mit seinem Satz, man müsse Xhakas Rolle neu definieren. Ein paar Wochen später reagierte Xhaka in einem SDA-Interview. Und die Reaktion überraschte nicht, weil er sich von solchen Angriffen nicht beeinflussen mag: «Im Fussball wird alles auf dem Platz entschieden, aber nichts im TV-Studio.»

Legte sich an der WM in Doha erneut mit den Serben an: Granit Xhaka beim Rencontre mit Nikola Milenkovic.

In den letzten Tagen gab es Gespräche, ob Xhaka überhaupt mit nach Novi Sad reisen oder aus Sicherheitsgründen verzichten solle. Er wollte von einem Verzicht nichts wissen und sagte sofort, dass er spielen möchte, «ohne zu zögern», betont Nationalcoach Murat Yakin. Ein anderer Bescheid der beiden hätte auch erstaunt.

Für Yakin stellt sich die Frage nach Xhakas Rolle in der Mannschaft nicht. Die aufgeflammte Captain-Diskussion, die war ihm «zu billig». Und wenn er sich jetzt über Xhaka äussert, wird das zur flammenden Rede, wieso der 30-Jährige so besonders ist und so besonders wichtig für die Schweiz. Die Kurzfassung geht so: «Es gibt keinen anderen Spieler, der diese Rolle so ausführt wie Granit, mit hundertprozentigem Einsatz und mit der Bereitschaft, Verantwortung für die Mannschaft zu übernehmen. Er ist unersetzbar.»

Xhaka ist einzigartig, so einzigartig wie auch Shaqiri, Sommer oder Akanji. Er sollte sich halt eines bewusst machen: dass es nicht immer um ihn geht, sondern dass er ein Land und eine Mannschaft repräsentiert. Ein bisschen weniger Ego könnte in einzelnen Momenten nicht schaden.