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Bankenkrise erreicht den Sport
54 Millionen für den Fussball – fliesst das CS-Geld weiterhin?

Den Sponsor immer im Rücken: Nationaltrainer Murat Yakin vor dem Logo der CS.
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Rainer E. Gut war noch der oberste Chef der Credit Suisse und Roy Hodgson der Nationaltrainer, als die Bank beim Schweizerischen Fussballverband als Sponsor einstieg. Das war 1993 und der Beginn einer schönen Geschichte für beide Partner. Die Bank hat dem Nationalteam bei seinem Aufstieg zum Dauergast an WM und EM finanziell stets treu zur Seite gestanden. 

Noch heute, dreissig Jahre später, sind die beiden Partner eng miteinander verbunden. Zum Jubiläum gibt es eine Dokumentation über die Nationalmannschaft, «The Pressure Game» (lesen Sie dazu das Interview mit Regisseur Simon Helbling). Die CS unterstützt nicht nur die wichtigste Mannschaft im Land und damit die wichtigste Einnahmequelle für den Verband, sie fördert seit je auch die Nachwuchsteams und inzwischen auch die Frauen, inklusive aller U-Auswahlen. 

Aus einst rund 3 Millionen Franken jährlich sind 6 Millionen geworden, was gemäss Geschäftsbericht zwei Drittel der gesamten Erträge aus dem Sponsoring von 9,5 Millionen sind. Das ist viel Geld, von dem die Hälfte stets in den Nachwuchs fliesst. So wünscht das die CS zur Pflege ihres Image. Auf ihrer Website klopft sie sich denn auch kräftig auf die eigenen Schultern: «Das Engagement der Credit Suisse für den SFV gilt europaweit als herausragendes Beispiel für erfolgreiche Nachwuchsförderung.»

Aber seit diesem Tag, an dem die Doku Premiere feierte, gibt es im Zusammenhang mit der CS noch ein Thema, und das ist ein drängendes für den Sport, gerade für den Fussball: Wie geht es nach der Übernahme durch die UBS mit ihren Sponsoring-Verpflichtungen weiter?

Die CS lässt dazu einen Satz verlauten, einen einzigen: «Wir werden unsere bestehenden Engagements weiterführen.» Der Satz kann beruhigen, und damit könnte das Thema schon erledigt sein. So einfach ist es allerdings auch nicht. Die Zukunft beginnt im Fussball bald, denn der Vertrag der CS mit dem Verband läuft im Sommer 2024 aus und jener mit der Swiss Football League nur ein Jahr später.

Der Coup für die Liga

Am 13. November 2019 hatte die CS die Zusammenarbeit mit dem Verband vorzeitig um vier Jahre verlängert. Am 17. November 2020 folgte die Erweiterung ihrer Aktivitäten im Fussball, als sie die Raiffeisen-Bank ablöste und ab Sommer 2021 für ebenfalls vier Jahre Titelsponsor und Namensgeber der Super League wurde. Das mitten in der Corona-Pandemie zu schaffen, war ein regelrechter Coup für die Swiss Football League. 

Zu verdanken hat die Liga das der Ringier Sports AG, der sie ihre Marketingrechte abgetreten hatte. «Das ist ein weiteres Bekenntnis zum Schweizer Fussball, zum Sport und zur Schweiz», sagte damals André Helfenstein, CEO der Credit Suisse (Schweiz) AG. «Mit der neuen Partnerschaft leisten wir einen weiteren Beitrag zur Förderung des Spitzen- und damit auch des Breitensports.»

6,6 Millionen hatte die Liga von Raiffeisen direkt erhalten. Weitere 2 Millionen bezogen die Clubs an direkten Investitionen der Bank. Im Fall der CS sind die Zahlen unwesentlich tiefer: 6 Millionen gibt es für die Liga, 1,5 Millionen für die Clubs. Zusammengerechnet lässt sich die CS ihre beiden vierjährigen Engagements im Schweizer Fussball 54 Millionen kosten, 24 beim Verband und 30 bei der Liga.  

Unübersehbar schon 1995: Die Spieler von Roy Hodgson (Mitte) als wandelnde Plakatsäulen.

Präsident Ancillo Canepa hat auf der Website des FC Zürich eine Erklärung zum Thema aufgeschaltet, weil er offenbar diverse Nachfragen dazu erhielt. Canepa betreute bei Ernst & Young etliche Jahre Fusionen und Übernahmen, wie es nun bei der CS der Fall ist. «Eine übernehmende Gesellschaft haftet für die Verpflichtungen der übernommenen Gesellschaft in aller Regel vollumfänglich», schreibt er. «Ob Fusion oder käufliche Übernahme, die aktuellen Verträge und Verpflichtungen, auch im Bereich Sponsoring, behalten deshalb ihre Gültigkeit.»

Claudius Schäfer, CEO der Swiss Football League, gibt sich fürs Erste entspannt. «Wir haben einen Vertrag mit der Ringier Sports AG und nicht mit der CS», sagt er. Was heisst: Ringier ist zuständig dafür, dass die vertraglich festgehaltenen Zahlungen geleistet werden.

Beim Verband tönt es ebenso wenig aufgeregt. «Wir haben bestehende Verträge mit der Credit Suisse bis zum 30. Juni 2024», sagt Kommunikationsdirektor Adrian Arnold. Er berichtet von vertrauensvollen Gesprächen mit der CS am Montag, in denen ihnen zugesichert worden sei, dass diese Verträge sicher erfüllt würden. Das sei eine gute Nachricht für den gesamten Schweizer Fussball, fügt er hinzu. Und: «Wenn man sieht, dass diese Partnerschaft schon 30 Jahre dauert, dann ist klar: Die CS hat einen ganz, ganz grossen Anteil daran, wo der Schweizer Fussball heute steht.»

Wer soll die CS ersetzen?

Aber die Frage bleibt: Wie weiter nach Ablauf der Verträge? «Das steht in den Sternen», sagt Liga-CEO Schäfer. «Wir wünschen uns, dass wir diese erfolgreiche Partnerschaft auch über 2024 hinaus weiterführen können», sagt Arnold im Namen des Verbandes, «vielleicht ist das ein guter Moment, dass sich diese neue UBS auch für den Fussball interessiert.»

Dieser Wunsch ist nur verständlich. Wer findet sich schon, der bereit ist, so grosszügig in den Fussball zu investieren wie die CS? Eine Warteliste an Interessenten gibt es jedenfalls nicht. Damit erübrigt sich auch die Frage, ob es sich der Fussball aus Imagegründen leisten kann, mit dem alten Partner weiterzumachen.