185 Hektaren in Bitsch branntenWaldbrand im Wallis: Ursache bekannt, Schuss war Auslöser
19 Tage lang brannte es im Juli 2023, rund 200 Personen wurden evakuiert, Super-Pumas waren im Einsatz. Jetzt nennt die Kapo erste Ermittlungsergebnisse. Seither klingelt das Telefon ununterbrochen.
Der Waldbrand von Sommer 2023 in Bitsch und Riederalp im Wallis geht auf Gewehrschüsse zurück. Eine unbekannte Täterschaft hat mutmasslich mehrfach und vorsätzlich mit einer Langwaffe auf die Leiterseile der Stromhauptleitung beim Elektrizitätswerk Massa in Bitsch geschossen. Am Montag veröffentlichten die Kantonspolizei und die Staatsanwaltschaft des Kantons Wallis entsprechende Ermittlungsergebnisse zur Brandursache.
Im Communiqué der Kantonspolizei heisst es, einer der Schüsse habe den Kupferdraht der Abzweigleitung bei einem Mast durchtrennt, was zu einem Kurzschluss geführt habe. Die durch den Kurzschluss entstandene Überhitzung habe dazu geführt, dass das Leiterseil gerissen und zu Boden gefallen sei.
Der Versuch, die Leitung von Hand vorschriftsgemäss vom Werk aus zuzuschalten, um den Kurzschluss zu prüfen, löste mutmasslich den Waldbrand aus. Die entstehende Spannung erzeugte Lichtbögen, die das Aluminiumseil teilweise schmelzen liessen und die umliegende, trockene Vegetation entzündeten.
Gemeindepräsident Kuonen: «Wir sind sehr erstaunt»
Das heruntergefallene Leiterseil befand sich zwischen dem Kraftwerk Bitsch und dem Staudamm Gebidum. Die mutmassliche Brandausbruchstelle lag im Gebiet Flesche in Bitsch. Natürliche Einflüsse wie Sonneneinstrahlung oder einen Blitzeinschlag als Brandursache konnten die Behörden ausschliessen.
Die Walliser Generalstaatsanwältin Beatrice Pilloud liess am Montagmorgen den Zeugenaufruf veröffentlichen. Auf Anfrage dieser Redaktion sagt sie, kurz nach der Veröffentlichung habe es bereits mehrere Anrufe mit Hinweisen gegeben. «Das Telefon klingelt seit heute Morgen ununterbrochen.» Ob darunter auch der entscheidende Tipp war, will Pilloud nicht sagen. «Wir gehen jetzt allen Hinweisen nach, um den oder die Schützin zu überführen.» Dazu, aus welcher Richtung die Schüsse kamen, äussert sich die Generalstaatsanwältin aus ermittlungstaktischen Gründen nicht.
Der Gemeindepräsident von Bitsch, Edgar Kuonen, sagt in einer ersten Reaktion, er sei «sehr erstaunt und überrascht». Gleichzeitig sei er auch verärgert: «Ich frage mich, was das für ein Idiot ist.» Im Dorf sei die Meldung Gesprächsthema Nummer eins. Zur Täterschaft und deren Beweggründen könne man nur mutmassen. «Ich vertraue auf die Arbeit der Polizei und darauf, dass sie den Täter schnell überführt.»
Waldbrand hielt 19 Tage an
Der Waldbrand bei Bitsch begann am Montag, dem 17. Juli 2023. Es kamen keine Menschen oder Tiere zu Schaden. Es brannten auch keine Wohnhäuser nieder. Rund 200 Personen mussten ihre Häuser zwischenzeitlich verlassen. Hunderte Feuerwehrleute aus dem Wallis und anderen Kantonen sowie Angehörige des Zivilschutzes standen im Einsatz. Für die Löscharbeiten wurden auch Super-Puma-Helikopter der Schweizer Armee eingesetzt.
Bei den Löscharbeiten am Boden bargen zahlreiche Glutnester, Schwel- und Stockbrände grosse Gefahren. Wind, umstürzende Bäume und grosse Steinschlaggefahr erschwerten die Arbeiten zusätzlich. Erst knapp drei Wochen nach dem Ausbruch, am 4. August, konnte der Waldbrand stabilisiert werden. Vereinzelte Glutnester blieben damals bestehen.
Flammen zerstören 185 Hektaren
Vom Waldbrand war eine Fläche von 185 Hektaren betroffen. Das entspricht in etwa 259 Fussballfeldern. Unterhalb des Riederhorns wurden durch den Brand auf dem Gemeindegebiet Bitsch 1,35 Quadratkilometer und in der Gemeinde Riederalp 0,5 Quadratkilometer Wald, Flora und Fauna zerstört. Etwa drei Viertel der Bäume im betroffenen Waldgebiet verbrannten, es handelte sich vorwiegend um Fichten.
Der durch den Brand in Bitsch VS zerstörte Wald wird sich laut Experten wohl erst in 100 bis 200 Jahren regeneriert haben. Grundsätzlich müsse der Mensch keine Bäume neu pflanzen. Verschiedene Baumarten würden eine abgebrannte Fläche ohne menschliches Zutun besiedeln, sagten die Experten der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft vor einem Jahr in der Zeitung «La Liberté».
In den Augen der Experten stellte der Brand oberhalb von Bitsch keine nationale Katastrophe dar. Dies wäre erst der Fall, wenn sich der Brand auf 1000 Hektaren ausgedehnt hätte. Allerdings bestehe in den ersten zwei Jahren nach dem Brand ein hohes Erosionsrisiko. In dieser Zeit können heftige Regenschauer an steilen Hängen gefährliche Erdrutsche auslösen.
SDA/jaw/pin
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