Fachkräftemangel am SteuerBund findet Kompromisslösung für geflüchtete Lastwagenchauffeure
Ukrainische LKW-Fahrer wird keine Ausnahme gewährt: Wie alle anderen müssen sie eine Theorieprüfung ablegen – erhalten aber eine Übersetzungshilfe.
Der Schweiz fehlen Lastwagenchauffeure. Mitte Juni waren gemäss dem unabhängigen Arbeitsmarkt-Institut x28 rund 690 freie Stellen ausgeschrieben. Das sind 220 mehr als vor Jahresfrist, und die Zahl steigt rasant. «Aktuell ist aufgrund der konjunkturellen Entwicklung ein starker Anstieg der Transportleistungen und damit der freien Arbeitsstellen zu beobachten», sagt André Kirchhofer, Vizedirektor des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbandes Astag. Um die Versorgung und Entsorgung im Land sicherzustellen, sei es unumgänglich, Chauffeure aus dem Ausland zu rekrutieren.
Einfach ginge das mit Personen aus der Ukraine, die in der Schweiz besonderen Schutz geniessen.
Das Problem ist aber: Um Schweizer Lastwagen lenken zu dürfen, müssen sie nicht nur eine Kontrollfahrt mit einem Experten absolvieren, sondern auch eine theoretische Prüfung in einer Landessprache bestehen, wie die «SonntagsZeitung» kürzlich berichtete. Die meisten Geflüchteten aus der Ukraine sprechen aber neben Ukrainisch nur Russisch oder bestenfalls etwas Englisch, nicht aber Deutsch, Französisch oder Italienisch.
Ein Transportunternehmen beantragte deshalb, den Menschen aus der Ukraine die Theorieprüfung zu erlassen. Eine Kontrollfahrt sowie eine schriftliche Auflistung der Berufspraxis der letzten zehn Jahre müssten für das Schweizer Lastwagen-Permis reichen.
Zweifel an der Qualifikation der ukrainischen Chauffeure
Das Bundesamt für Strassen (Astra) war wenig begeistert, da die Theorieprüfung der Verkehrssicherheit diene und die Vorzugsbehandlung von Ukrainerinnen und Ukrainern gegenüber anderen Osteuropäern schwer zu rechtfertigen wäre. Die Strassenverkehrsämter teilten diese Befürchtungen, wie eine Blitzkonsultation zeigte.
Skeptisch ist auch der Berufsverband der Lastwagenfahrerinnen und -fahrer, Les Routiers Suisses: «Bis zum Krieg war die Ukraine in ganz Europa bekannt für äusserst günstige Chauffeure, deren Fähigkeiten nicht immer über alle Zweifel erhaben waren», sagt Generalsekretär David Piras. Ein Schweizer Chauffeur komme nicht auf die Idee, im Gotthardtunnel zu wenden oder auf dem Pannenstreifen rückwärtszufahren.
Geflüchtete dürfen Übersetzerin beiziehen
Ukrainische Flüchtlinge müssten weiterhin zur Theorieprüfung antreten, entschied jetzt das Astra. Immerhin können Sie notfalls eine Dolmetscherin oder einen Dolmetscher beiziehen.
Das schweizerische Berufschauffeur-Problem wird damit aber nicht gelöst, sondern höchstens eine Spur entschärft. Denn Ukrainerinnen und Ukrainer drängen nicht in Massen ans LKW-Steuer: «Aufgrund der mangelnden Anfragen gehen wir davon aus, dass es sich nur um Einzelfälle handelt», sagt Sven Britschgi von der Vereinigung der Strassenverkehrsämter.
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