Ukraine-BlogLukaschenko warnt am Brics-Gipfel vor Eskalation des Konflikts
Der belarussische Machthaber gibt in einem Interview mit der BBC Einblicke in seine Beziehung zu Putin. Vor dem Einsatz von Atomwaffen würden sie beide nicht zurückschrecken.
- Der belarussische Diktator gab dem britischen Fernsehsender BBC ein Interview.
- Er sprach über die nordkoreanischen Truppen, die für Russland kämpfen sollen.
- Zudem gab er Einblicke in die Truppenbewegungen Putins vor Beginn der Vollinvasion im Februar 2022.
- Ausserdem machte er klar, dass er «komplett bereit» wäre, Atomwaffen bei Bedarf einzusetzen.
Auch Alexander Lukaschenko nimmt derzeit an Wladimir Putins Brics-Gipfel teil. Der belarussische Machthaber ist einer von mindestens 24 Staats- und Regierungschefs, die während dreier Tage das Treffen in der russischen Teilrepublik Tatarstan besuchen. Lukaschenko gilt als ein Vertrauter des Kremlchefs.
Seit 30 Jahren regiert Lukaschenko als autoritärer Alleinherrscher Belarus. Durch massive Repressionen hält er sich an der Macht, im Januar will er Scheinwahlen abhalten. Die Meinungsfreiheit im Land ist extrem eingeschränkt, nach UNO-Angaben sind mindestens 1300 politische Opponenten im Gefängnis.
Nicht oft spricht der Diktator mit westlichen Medien. Am Rande des Brics-Gipfels gab er dem britischen Fernsehsender BBC aber ein Interview. In diesem warnte er unter anderem vor der Ausweitung des Ukraine-Kriegs. «Es wäre ein Schritt in Richtung Eskalation des Konflikts, wenn die Streitkräfte irgendeines Landes an der Kontaktlinie stünden.»
Truppen aus Nordkorea für Putin? «Unsinn!»
Der Kommentar bezog sich auf von den USA und Südkorea veröffentlichte Berichte, Nordkorea habe Truppen entsandt, um an der Seite Russlands in der Ukraine zu kämpfen. Der Diktator wies die Gerüchte als «Unsinn» zurück: «Wie ich seinen Charakter kenne, würde Putin niemals versuchen, ein anderes Land dazu zu überreden, seine Armee an Russlands Sondereinsatz in der Ukraine zu beteiligen.»
In der Zwischenzeit verdichten sich jedoch die Hinweise, dass Nordkorea tatsächlich Truppen nach Russland geschickt hat. «Verbündete haben Hinweise auf eine Truppenentsendung Nordkoreas nach Russland bestätigt», sagte Nato-Sprecherin Farah Dakhlallah am Mittwoch. Auch der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, teilte am gleichen Tag mit, dass sich bereits 3000 nordkoreanische Soldaten in Russland befinden sollen. Insgesamt sollen gemäss diesen Angaben 12’000 Kämpfer entsandt werden.
Einblicke in die Tage vor der Vollinvasion
Laut Lukaschenko würde es auch zur «Eskalation» kommen, wenn Belarus in den Krieg involviert werden würde. «Warum? Weil ihr, die Angelsachsen, sofort sagen würdet, dass sich ein anderes Land auf einer Seite eingemischt hat (…) also würden Nato-Truppen in die Ukraine entsandt.»
Belarus war in der Vergangenheit bereits mehrmals indirekt in den russischen Angriffskrieg involviert: Nachdem im Juni 2023 der Marsch von Söldnern der Wagner-Truppe auf Moskau hatte gestoppt werden können, schickte Putin die aufständischen Wagner-Soldaten nach Belarus. Ausserdem wurde die russische Grossinvasion in der Ukraine zum Teil von belarussischem Gebiet aus gestartet.
Vor der Vollinvasion in der Ukraine im Februar 2022 hätten «Übungen mit mehreren Tausend russischen Soldaten» in Belarus stattgefunden, sagte Lukaschenko nun. «Putin begann, diese Truppen von ihrem Standort im südlichen Belarus auf einer Strasse entlang der Grenze zur Ukraine abzuziehen.» Die Truppen seien dann nach Kiew umgeleitet worden. Er und Putin hätten in dieser Zeit keinen Kontakt gehabt: «Es sind seine Truppen, und er hat das Recht, sie zu verlegen, wohin er will.»
Man sei «komplett bereit», Atomwaffen einzusetzen
Der Diktator äusserte sich auch zu den taktischen Atomwaffen Russlands, die gemäss Putin seit dem Sommer des vergangenen Jahres in Belarus stationiert sind. «Putin wird die in Belarus stationierten Waffen niemals ohne die Zustimmung des belarussischen Präsidenten einsetzen.»
Lukaschenko sei aber «komplett bereit», nukleare Waffen einzusetzen, stellte er im Gespräch klar. «Warum sonst sollten wir diese Waffen haben?», fragte er den Journalisten Steve Rosenberg. Man würde von den Waffen nur Gebrauch machen, «wenn der Stiefel eines [ausländischen] Soldaten nach Belarus» käme.
Im September hatte Lukaschenko 30 politische Gefangene begnadigt. Die Freilassung sei aus rein humanitären Gründen passiert – und nicht, um sich dem Westen anzunähern, behauptete er nun. Belarus gilt als Land mit den härtesten Haftbedingungen für politische Gefangene überhaupt. «Dies ist kein Schritt zur Verbesserung der Beziehungen zu Ihnen. Wenn Sie keine Beziehungen zu uns haben wollen, ist das in Ordnung. Wir kommen auch ohne Sie aus.»
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