Ermotti gibt Pläne bekanntUBS schluckt CS Schweiz vollständig – und will 10 Milliarden Franken einsparen
Fünf Monate nach der Notübernahme der Credit Suisse gibt UBS-Chef Sergio Ermotti bekannt, wie die kombinierte Grossbank in Zukunft ausschauen soll.
Die CS Schweiz wird vollständig integriert. 2024 sollen die Rechtseinheiten der UBS Schweiz und der CS Schweiz zusammengeschlossen werden. Die Marke CS wird mindestens bis 2025 in der Schweiz weiter bestehen. Bis dann ist die Integration der Kunden auf die neuen Systeme abgeschlossen. Für Kundinnen und Kunden ändert sich bis dahin nichts. Was danach mit der Marke geschieht, sei noch nicht klar.
Alternativen zur Integration gab es keine, wie aus der UBS zu vernehmen ist. Das Geschäft der CS ist in den vergangenen Wochen fast vollständig zum Erliegen gekommen. Die Bank hat im zweiten Quartal einen Vorsteuerverlust von 8,9 Milliarden Dollar erzielt.
Dazu führten etwa Wertberichtigungen über 2 Milliarden Franken, Goodwill-Abschreiber von rund 1 Milliarde Franken, Abschreiber auf CS-Software über 1,8 Milliarden Franken und Rückstellungen für Rechtsfälle im Umfang von 1,3 Milliarden Franken. Dazu kommen noch 540 Millionen Franken, welche die CS an die Nationalbank für die ausserordentliche Finanzhilfe überwiesen hat.
Ein grosses Sparprogramm
Seit dem Vollzug der Übernahme haben sich die Geldabflüsse in der Vermögensverwaltung dagegen reduziert. Nach Abflüssen im April und Mai waren im Juni erneut Zuflüsse zu verzeichnen.
Die Integration geht mit einem grossen Sparprogramm einher. Bis Ende 2026 will die neue UBS 10 Milliarden Dollar einsparen. Das sind mehr als die ursprünglich im März angekündigten 8 Milliarden Dollar. Der grösste Teil davon wird auf das Personal entfallen. Doch wie viele Stellen genau abgebaut werden sollen, legt die Bank noch nicht offen. Die Fluktuation war jedoch bereits hoch: Bei der CS arbeiten rund 8000 Personen weniger im zweiten Quartal. Die UBS wird im Verlauf des Tages darüber informieren, wie viele Stellen in der Schweiz vom Zusammenschluss betroffen sind.
Rückbau der CS-Investmentbank
Die UBS erzielt hingegen einen Riesengewinn von 29 Milliarden Dollar. Das liegt an dem «negativen Goodwill», den die Bank durch die Übernahme der CS in die Bücher nimmt. Das ist etwas weniger als erwartet worden war. Der Grund sind höhere Verluste der CS im zweiten Quartal.
Die CS müsse komplett restrukturiert werden, heisst es bei der UBS. So verbleibe von der CS-Investmentbank noch rund ein Drittel. Dafür wird etwa die gesamte Infrastruktur der CS-Investmentbank heruntergefahren.
Die Übernahme der Credit Suisse ist für die UBS mit zahlreichen Risiken verbunden. Die Integration wird über Jahre hinweg Ressourcen binden und hohe Kosten verursachen. Die UBS will daher die krisenanfällige Investmentbank der CS, die viel Kapital gebunden hat, zu einem grossen Teil zurückbauen und stärker auf die Vermögensverwaltung fokussieren. Ganz nach dem Vorbild der bisherigen UBS.
Wie es mit der CS Schweiz weitergeht, gehörte zu den wichtigsten Fragen, welche die UBS heute beantworten musste. Das hat auch mit dem Substanzverlust des Schweiz-Geschäfts der Credit Suisse zu tun. Die einstige Paradedisziplin der Bank hat als einzige Sparte der CS noch im 4. Quartal 2022 einen Gewinn erwirtschaftet. Sie hatte aber schon damals mit hohen Geldabflüssen zu kämpfen. Bis Ende März zogen Kundinnen und Kunden im Privatgeschäft 6,9 Milliarden Franken ab.
Nach einer hektischen Rettungsaktion wurde in einer denkwürdigen Pressekonferenz am 19. März bekannt gegeben, dass die UBS die Credit Suisse übernimmt. Kaufpreis: Gut 3 Milliarden Franken. Zusätzlich wurden besondere Anleihen der Credit Suisse im Umfang von 17 Milliarden Dollar abgeschrieben, also Schulden der Bank gelöscht und dafür deren Eigenkapital gestärkt. Der Bund und die Nationalbank gewährten finanzielle Hilfen und eine Verlustgarantie für toxische CS-Vermögenswerte von insgesamt 259 Milliarden Franken.
Auf dem Höhepunkt der Krise nahm die gescheiterte Bank 178 Milliarden Franken davon in Anspruch. Mittlerweile wurde der grösste Teil davon wieder zurückgezahlt. Am 11. August kündigte die UBS den Vertrag mit dem Bund zur Verlustgarantie und zur ausserordentlichen Finanzhilfe wieder auf.
Ein Ende mit langer Ansage
Die ehemals zweitgrösste Bank der Schweiz ist nach jahrelangen Skandalen und Missmanagement in Schieflage geraten. So sorgte der Skandal um die abgestürzte US-Investment-Firma Archegos und die Pleite des australischen Finanzunternehmens Greensill im Frühling 2021 für gigantische Verluste.
CS-Chef Ulrich Körner und Bankpräsident Axel Lehmann versuchten 2022 einen letzten Neustart der Credit Suisse. Noch im Oktober präsentierte sie eine neue Strategie, die unter anderem eine Auslagerung der Investmentbank als CS First Boston unter der Führung des umstrittenen Bankers Michael Klein vorsah.
Ihre Kundinnen und Kunden, sowie die Anleger vermochte sie damit jedoch nicht zu überzeugen. Auch eine Kapitalerhöhung über 4 Milliarden Franken sorgte nicht dafür, dass die Bank stabiler da stand. Ihr letztes Geschäftsjahr wurde so zu einem Horrorjahr: 2022 schloss die CS mit einem Verlust von 7,3 Milliarden Franken ab.
Die Vermögensabflüsse gingen weiter. Über das ganze Jahr gesehen summierten sie sich auf 123 Milliarden Franken.
Das war zu viel für die Bank. Am 19. März wurde ihr Ende besiegelt.
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