Grossbank im Corona-QuartalUBS-Gewinn sinkt wegen Rückstellungen
Der grössten Schweizer Bank machen Vorsorgen für faule Kredite zu schaffen. Sie dürften voraussichtlich auch im zweiten Halbjahr hoch bleiben.
Die Coronakrise hat bei der UBS im zweiten Quartal deutliche Bremsspuren hinterlassen. Der Gewinn der grössten Schweizer Bank sackte um elf Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar ab, wie das Kreditinstitut mitteilte. Grund dafür waren Vorsorgen für Kreditausfälle durch die schlechteren Wirtschaftsaussichten: Sie stiegen im Coronaquartal auf 272 Millionen Dollar – den höchsten Wert seit Jahren.
Mit derartigen Vorsorgen rüsten sich Banken für schwierige Zeiten, wenn Kreditnehmer ihre Schulden nicht mehr fristgerecht zurückzahlen können. Das Geld fehlt den Finanzinstituten dann beim Gewinn. Wenn sich die Lage wieder bessert und die Kunden wieder zahlen können, können die Banken die Rückstellungen wieder auflösen.
Eine deutliche Besserung ist jedoch nicht in Sicht: Auch im angelaufenen zweiten Halbjahr erwartet die UBS weiterhin hohe Rückstellungen. Sie sollen jedoch geringer ausfallen als im ersten Halbjahr. Wann die Wirtschaft nach dem Einbruch durch die Corona-Krise wieder anspringen werde, sei nicht absehbar, erklärt die Bank. Viele Unternehmen habe die Pandemie schwer getroffen.
Auch andere Banken hatten zuletzt bereits vorgesorgt: Die Credit Suisse hatte sich im ersten Quartal mit Reserven von über einer Milliarde Franken für die Coronakrise gewappnet. Sie entfielen aber nicht nur auf Rückstellungen für faule Kredite, sondern auch auf andere Wertberichtigungen. Auch die erfolgsverwöhnten US-Banken hat die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit voller Wucht getroffen. Wegen der mauen Konjunkturaussichten, der hohen Arbeitslosigkeit und einer zunehmenden Zahl an Firmenpleiten erhöhten die sechs grössten US-Geldhäuser ihre Rückstellungen um mehr als 30 Milliarden Dollar. Die Gewinne der meisten Grossbanken brachen im Gegenzug ein.
Vor allem das Schweizer Geschäft leidet
Bei der UBS haben die Vorsorgen für faule Kredite vor allem das Schweizer Geschäft in Mitleidenschaft gezogen. Ohne die höheren Kreditvorsorgen wäre der Vorsteuergewinn der UBS im zweiten Quartal gestiegen. Der grösste Teil davon stammt aus dem Kerngeschäft, der globalen Vermögensverwaltung (GWM). Aber auch die Investmentbank lieferte einen Gewinn von 612 Millionen ab. Insgesamt übertraf die UBS die Erwartungen von Experten.
Es ist eine der letzten Quartalsbilanzen, die der scheidende Bankchef Sergio Ermotti verantwortet. Sein Nachfolger Ralph Hamers übernimmt den Chefsessel bei der UBS ab 1. November. Im September beginnt die Einarbeitungsphase für den ehemaligen Chef der niederländischen ING.
UBS lockt in der Krise weitere Kundengelder an
Von besonderer Bedeutung sind für die UBS jeweils die neu zur Verwaltung zugeflossenen Gelder von Kunden. Nach Netto-Neugeldern von 12 Milliarden im ersten Quartal waren es im zweiten Quartal im Bereich Global Wealth Managment weitere 9 Milliarden. Die insgesamt verwalteten Vermögen legten in der Folge auch wegen der Erholung an den Aktienmärkten gegenüber dem Stand von Ende März klar zu. Sie beliefen sich per Ende Quartal auf 3'588 Milliarden nach 3'236 Milliarden Dollar per Ende März 2020.
(mit Material von SDA, Reuters)
Fehler gefunden?Jetzt melden.