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Jetzt kaufen, später zahlen
Twint baut Kauf auf Pump aus

Den Einkauf im Onlineshop bequem von zuhause aus bezahlen mit der Twint APP am 02. Mai 2018 in Bern.
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Jetzt kaufen, später bezahlen: Für volljährige Nutzerinnen und Nutzer der Bezahlapp Twint gibt es diese Bezahloption seit einem halben Jahr. Mehrere Hundert Händler bieten den Service zurzeit an, welcher der Kundin oder dem Kunden einen Zahlungsaufschub von bis zu 30 Tagen ohne Zusatzkosten gewährt.

«2024 wird die Funktion bei zahlreichen weiteren Händlern verfügbar sein», sagt Twint-Kommunikationschef Ettore Trento. Denn «Später bezahlen» floriert. «Buy now, pay later» (kurz: BNPL) hat sich in den vergangenen Jahren weltweit von einer Geschäftsidee zu einem Wirtschaftszweig gemausert. Zu den bekannten Anbietern gehört etwa Klarna. Das schwedische Unternehmen ist auch in der Schweiz tätig.

Warum aber fördert Twint dieses Bezahlmodell ausgerechnet jetzt? «Es hilft aktuell dabei, die Umsätze zu halten, obwohl die Wirtschaftslage eingetrübt ist», sagt Stephan Lohnert, Senior-Berater bei der Finanzberatungsfirma Capco. «Die Twint-App ist eine sehr komfortable Lösung für den Kauf in Raten.» Das mag für den Kunden oder die Kundin zwar nicht immer billig sein, aber «wenn man knapp bei Kasse ist, ist die Option schon verführerisch», so Lohnert.

Gemäss der Twint-Website soll «Später bezahlen» den Konsumenten die Möglichkeit geben, «das Abwickeln von Zahlungen noch flexibler» zu gestalten. Nutzerinnen und Nutzer könnten die Ware so vor der Bezahlung prüfen, schreibt Twint. Die Funktion weise damit ähnliche Vorteile «wie der klassische Rechnungskauf» auf.

Die neue Dienstleistung bietet Twint zusammen mit dem Finanzunternehmen Swissbilling an. Dieses gehört zur Cembra Money Bank. Swissbilling überprüfe vor jeder «Später bezahlen»-Transaktion die Bonität der Kundin, sagt Cembra-Sprecherin Nicole Bänninger. Keine Auskunft gibt die Bank Cembra über die Gebühr, die sie von den Händlern kassiert, die «Später bezahlen» einsetzen.

Gebühr für Twint-Nutzer

Laut Twint-Sprecher Trento fallen pro Transaktion Gebühren für die Kunden oder den Händler an: «Falls die Nutzerin oder der Nutzer die Gebühr bezahlt, wird dies beim Einkauf transparent in der Twint-App ausgewiesen.» Händler hätten alternativ die Möglichkeit, die Gebühren für die spätere Bezahlung zu übernehmen. In diesem Fall muss die Twint-Kundin keine Gebühr zahlen.

Dass Händler beim Twint-Programm «Später bezahlen» mitmachen, ist für Experte Stephan Lohnert keine Überraschung: «Sie können mehr Umsatz generieren, ohne grosse Risiken einzugehen.» Swissbilling überweist dem Händler das Geld des Kunden gleich zu Beginn des Kaufs. Zudem seien die Ausfallraten gering.

«Es gibt ein psychologisches Moment, das mitspielt: Manche Kunden, die vielleicht gerade zu wenig Geld zur Verfügung haben, entschliessen sich zum Kauf, weil die Bezahlung einen Monat später erfolgt.» Dabei könne auch das Alter eine Rolle spielen: Die Generation Z gehe eher lockerer mit dem Kauf auf Pump um als ältere Konsumenten, «und Z ist eine relevante Zielgruppe», so Lohnert.

Schuldenberatungen ärgern sich

Wenig Freude an der neuen Bezahloption von Twint hat Nora Goll. Sie arbeitet als Rechtsanwältin bei der Schuldenberatung Bern: «Wir betrachten sie kritisch, weil sie eine weitere Möglichkeit für den Konsum auf Pump ist.» «Später bezahlen» gebe einen zusätzlichen Anreiz, mehr zu konsumieren, als das Budget zulasse.

«Jeder neue Weg, sich zu verschulden, ist ärgerlich», sagt auch Max Klemenz, Co-Geschäftsleiter der Schuldenberatung Kanton Zürich. «Als Schuldenberatung finden wir es schlecht, wenn es immer mehr Optionen für den Einkauf auf Pump gibt.» Zwar sei bisher noch kein Fall eines durch Twint in Schulden geratenen Klienten aufgetaucht, aber das sei nur eine Frage der Zeit.