Umstrittene BörsendealsTrump droht ein neuer Wirtschaftsflop
Ein Geschworenengericht hat rund um die Social-Media-Plattform des Ex-Präsidenten ein strafrechtliches Verfahren eröffnet.
Mindestens achtmal in seiner Karriere hat Donald Trump schon ein Unternehmen in den Abgrund geritten. Nun droht der Trump Media and Technology Group das gleiche Schicksal. Das Unternehmen betreibt das soziale Medium Truth. Der geplante Börsengang der Medienplattform ist infrage gestellt, nachdem ein strafrechtliches Verfahren wegen Irreführung von Anlegern ausgeweitet worden ist.
Die für kriminelle Aktivitäten der Finanzindustrie an der Wallstreet zuständige Staatsanwaltschaft in New York überzeugte ein Geschworenengericht davon, ein Verfahren gegen das Management von Digital World Acquisition zu eröffnen. Digital World ist eine sogenanntes Special Purpose Acquisition Company (Spac). Dabei handelt es sich um ein spekulatives Unternehmen, das die digitale Medienplattform von Trump an die Börse bringen will. Dies könnte dem Ex-Präsidenten und seinen Geldgebern bis zu 1,3 Milliarden Dollar einbringen und würde die Medienplattform finanziell absichern.
Obwohl die aussenstehenden Anleger im Oktober 2021 nicht wussten, ob ein Deal mit Trump je zustande kommen würde, und obwohl Trump selber nie ein nachvollziehbares Geschäftsmodell präsentiert hatte, waren die Aktien von Digital World nach Bekanntgabe der Börsenpläne heiss begehrt.
Die Nachfrage war so gross, dass der Preis um mehr als das Neunfache hochschoss und das Unternehmen vorübergehend mit 6,3 Milliarden Dollar bewertet wurde. Doch anhaltende technische Probleme der Medienplattform, die Kündigung des Topmanagers der Trump’schen Plattformen sowie die Übernahmepläne von Elon Musk für Twitter setzten Digital World zu.
Das Unternehmen verlor dieses Jahr laufend an Wert und wurde diese Woche nach dem Bekanntwerden der jüngsten Ermittlungen für weniger als 900 Millionen Dollar gehandelt.
Trump-Fans geprellt
Dabei wird die Zeit knapp. Kommt der Deal mit Trump bis im September nicht zustande, muss das Geld an die Investoren zurückgezahlt werden, und die Medienplattform steht vor dem Nichts. Obwohl Trump auf Twitter in den besten Zeiten gegen 90 Millionen Follower hatte, konnte seine eigene Plattform nicht davon profitieren. Sie hatte bislang nie mehr als zwei Millionen Nutzer.
Trump sieht die Schuld auch hier bei anderen – in diesem Fall bei Google, weil der Konzern die Trump-App nicht auf Android zugänglich machen wollte. «Is Google trying to fuck me?», zitiert das Musikmagazin «Rolling Stone» den Ex-Präsidenten.
Die Börsenaufsicht ermittelt, weil die Optionen auf die Aktien von Digital World steil in die Höhe schossen, bevor der Deal publik wurde.
Die jüngsten Ermittlungen gehen dem Verdacht nach, ob Trump den Börsengang seiner Medienplattform mit den Managern von Digital World Acquisition vereinbart hatte, ohne die aussenstehenden Investoren zu informieren. Faktisch hätte Trump also auf Kosten der Anleger, viele von ihnen überzeugte Anhänger des Mannes, Insiderwissen ausgenutzt.
Die Börsenaufsicht ermittelt ebenfalls, weil die Optionen auf die Aktien von Digital World Acquisition steil in die Höhe schossen, bevor der Deal publik wurde. Das lässt vermuten, dass Insider bereits Kasse gemacht haben.
Unter den Geprellten befindet sich möglicherweise auch die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene, die nach eigenen Angaben 50’000 Dollar in Trump investiert hat. Nun muss die rechtsextreme Trump-Anhängerin bereits mindestens drei Viertel abschreiben.
Dutzende von Untersuchungen
Unter Druck ist Trump zusätzlich durch die Ermittlungen der Kommission des US-Kongresses gekommen, die den Sturm aufs Capitol von 6. Januar 2021 untersucht. Die Kommission präsentierte jüngst Belege, wonach Trump nach seiner Abwahl eine Bettelaktion unter seinen Anhängern lancierte und versprach, die Gelder für die Aufdeckung angeblicher Wahlbetrügereien zu verwenden.
Dies war eine Lüge, ein «grosser Rip-off», wie die Kommission es nennt. Das Geld sei nie für juristische Abklärungen angeblicher Wahlmanipulationen gedacht gewesen, sondern direkt an Trump, seine Familie und seine Freunde geflossen.
Gegen Trump laufen zudem neun Verfahren im Umfeld des Sturms aufs Capitol, drei Betrugsermittlungen in New York sowie Dutzende von zivilrechtlichen Verfahren, darunter durch seine Nichte Mary Trump. Sie wirft ihm vor, sie um ihre Erbschaft betrogen zu haben.
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