Aufsicht untersucht BörsengangVerdacht auf Insiderdeal mit Donald Trump
Der Ex-Präsident will die Marke Trump an der Börse versilbern. Doch die US- Finanzaufsicht ist skeptisch: Werden die Anleger übers Ohr gehauen?
Er bleibt seinem Ruf als skrupelloser Geschäftsmann treu. Nach sechs Bankrotten im Casinogeschäft und Hunderten von Millionen Dollar an faulen Krediten hat sich Donald Trump mit seinem Medienunternehmen verdächtig gemacht. Die Börsen- und Finanzmarktaufsicht ermitteln, ob die schwerreichen Investoren des Ex-Präsidenten Insiderwissen hatten und damit die Kleinanleger übervorteilt haben.
Im Mittelpunkt steht die Digital World Acquisition Corp, ein Blankocheck-Unternehmen in Florida. Es schloss kürzlich eine Investitionsrunde für eine Milliarde Dollar ab, an der sich nur Private-Equity-Firmen beteiligen konnten. An der Börse war die Aktie der Digital World Acquisition zuvor um 1600 Prozent hochgeschossen, und das machte die Börsen- und Finanzmarktaufsicht hellhörig.
Denn das Unternehmen ist Geldgeber der Trump & Media Technology Group, die eine Online-Streaming-Plattform starten und Netflix, Twitter und Disney Konkurrenz machen will. Der einzige greifbare Wert des Unternehmens liegt in der Marke Trump, ein Geschäftsmodell liegt ebenso wenig vor wie schlüssige Prognosen zu den Finanzen und Kunden. Das ist nicht illegal, grosse Versprechen sind gang und gäbe an der Börse. Dafür sind die Blankocheck-Unternehmen (offiziell Special Purpose Acquisition Companies – kurz SPAC genannt), die dieses Jahr einen Boom erleben, das beste Beispiel. Sie sagen satte Gewinne mit Unternehmen voraus, in die man investieren will. Welche Unternehmen das sein werden, ist nicht bekannt. Die Anleger setzen einzig auf das Prinzip Hoffnung.
Genau dieses Vertrauen steht mit dem Trump-Deal infrage. Letzten April trafen sich die Teilhaber der Digital World Acquisition Corp, um das geplante Mediengeschäft von Trump zu besprechen und zu entscheiden, ob und wie viel investiert werden soll. Anwesend waren aber auch zwei Trump-Abgesandte, nachdem der Ex-Präsident zuvor schon den Digital-World-Chef persönlich besucht hatte. Einen Monat später legte Digital World der Börsenaufsicht Dokumente vor, wonach man noch kein investitionswürdiges Unternehmen gefunden und Fusionsgespräche geführt habe.
Das ist der springende Punkt: Wenn die Investoren mit Trump einen Deal abgeschlossen hatten, bevor sie mit dem Blankocheck-Unternehmen an die Börse gingen, dann verstiessen sie gegen Vorschriften zum Schutz der Kleinanleger. Dann profitierte auch Trump von einem Handel, der erlaubt, sein Medienunternehmen für 3 Milliarden Dollar statt 875 Millionen Dollar an die Börse zu bringen.
Nach bekanntem Muster griff Trump auch diesmal zu falschen Aussagen. Er behauptete, mit der Investmentbank Morgan Stanley eine strategische Partnerschaft eingegangen zu sein, worauf die Bank verlangte, die Lüge von der Website zu entfernen. Gemäss der «New York Times» existieren auch die behaupteten Patenschaften mit JP Morgan Chase und Goldman Sachs nicht.
Korruptionsfrage nicht gestellt
Finanzmarktexperten beurteilen die Sache skeptisch. James Angel, Wirtschaftsprofessor der Georgetown University, bezeichnet die Trump Media & Technology Group als «Vaporware» (Luftblase). «Auf diese Art will Trump seine Marke zu Geld machen.» Vor hundert Jahren wäre der Deal untersagt worden, sagte Francis Curran, ein auf Wertschriften spezialisierter Anwalt, dem Onlinewirtschaftsmagazin «Market Watch».
Damals erliessen 47 Bundesstaaten Gesetze, um Anleger vor jener Sorte von Betrügern zu schützen, die zum Börsencrash 1929 beigetragen hatten. «Ist es nicht ein wunderschöner Aspekt des amerikanischen Finanzsystems, das einem Trump erlaubt, seine Präsidentschaft zu Geld zu machen, ohne dass die Korruptionsfrage gestellt wird?», kritisierte Curran.
Devin Nunes, republikanischer Abgeordneter im Kongress, soll nun die Trump Media & Technology Group führen. «Devin weiss, dass wir die liberalen Medien und Big Tech daran hindern müssen, die Freiheiten zu zerstören, die Amerika gross machen», erklärte Trump. Nunes machte Schlagzeilen als ein loyaler Fusssoldat des Präsidenten, als er die Untersuchungen zur Unterwanderung der Wahlen durch russische Akteure behindern wollte. Später trat Nunes als Verteidiger im Absetzungsverfahren gegen den Präsidenten auf. Erfahrungen im Mediengeschäft hat Nunes, der sich als Milchbauer bezeichnet, keine.
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