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Meinung

Netto-null-Ziel bei Reiseanbietern
Von wegen klimaverträglicher Tourismus – die Branche tut zu wenig

Am Flughafen Zuerich am 31. Juli 2014. Am Check in 1
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Kaum ein Reiseveranstalter oder -anbieter, der nicht betont, dass ihm die Nachhaltigkeit am Herzen liege und er sich für den Schutz der Umwelt einsetze. Führende Anbieter haben sich zu den Zielsetzungen des Pariser Klimaabkommens bekannt: netto null Emissionen bis spätestens 2050 oder sogar eine Halbierung der Klima-Emissionen bis 2030.

Bald zehn Jahre nach «Paris» beschränken sich jedoch die Massnahmen der allermeisten Akteure immer noch auf das Angebot an die Kundschaft, die CO₂-Emissionen von Flugreisen freiwillig zu kompensieren. Dies ungeachtet zahlreicher Studien und Recherchen, die belegen, dass Kompensationsprojekte die deklarierten Ziele nur in sehr beschränktem Umfang erreichen.

Neu bieten einzelne Reiseveranstalter und Fluggesellschaften ihrer Kundschaft an, einen Aufpreis für die Beimischung von nicht fossilen Alternativen zum Flugtreibstoff zu bezahlen und so zu «klimaneutralem Fliegen» beizutragen. Auch dieser Ansatz ist wenig glaubwürdig, da der nachhaltige Treibstoff auf absehbare Zeit weder mengenmässig noch aus kommerzieller Sicht eine relevante Bedeutung für die Flugindustrie erlangen dürfte.

Strategien und Massnahmenprogramme im Hinblick auf einen klimaverträglichen Tourismus sind bisher kaum erkennbar. Generell weist die Branche die Verantwortung für die Klimaauswirkungen des Tourismus immer noch einseitig den Reisenden zu.

Es braucht mehr als Nischenangebote

Studien zeigen auf, dass das Erreichen des Netto-null-Ziels nur mit Anpassungen beim Angebot realistisch ist. Davon ist bei den Reiseveranstaltern – abgesehen von Nischenanbietern – noch kaum etwas zu erkennen.

Dabei gibt es auch ohne drastische Einschnitte im Sortiment durchaus Möglichkeiten, insbesondere im Bereich der Produktpräsentation und -vermarktung. Kundinnen und Kunden, die sich Gedanken über die Klimabilanz ihrer Urlaubsreise machen, wüssten eine Kennzeichnung zu schätzen, um Angebote ohne Flug einfacher zu finden. Auch wäre mehr Kreativität angezeigt, was Reisen in Europa betrifft: Die Anreise mit Bahn oder Bus könnte zumindest als Option angeboten werden – etwa mit Zwischenhalt in einer interessanten Stadt. Gerade für das wachsende Segment der über 60-Jährigen ist es oft nicht zwingend, dass der schnellstmögliche Weg zum Ziel gewählt wird.

Insgesamt würde es der Branche gut anstehen, wenn sie mehr anbieten würde als Lippenbekenntnisse zur Nachhaltigkeit – oder den Fokus auf Nebenschauplätze wie Hotels mit Umweltlabel.

Markus Nauser ist Geograf, war jahrelang beim Bundesamt für Umwelt und als Berater tätig und beschäftigt sich mit Alternativen zum Flugtourismus.