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Tourismus Oberengadin
Frischer Wind für Pontresinas Hotellerie

Pontresina im Oberengadin wird als unaufgeregte Alternative zum nahen St. Moritz positioniert. Diesen Winter stehen den Besuchern zwei neue Hotels zur Auswahl.
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Für Bettina und Richard Plattner erfüllt sich gerade ein Lebenstraum: Dieser Tage eröffnen sie ihr Vierstern-Superior-Hotel Maistra 160 in Pontresina. Die ersten Gäste: Freunde und Altersgenossinnen von Jill und John, dem Plattner-Nachwuchs. Das ist ein Zeichen, schliesslich soll das Maistra 160 auch «eine neue Generation von Gästen» beherbergen.

Für den Hotel- und Restaurantbetrieb sind mit Irene und Martin Müller zwei gestandene Hoteliers zuständig. Die Eigentümerin selbst forciert neben allem andern jene Projekte, die etwas ausserhalb des Kerngeschäfts liegen: die neu im Maistra 160 integrierte Creative Box, eine Atelier-Werkstatt für kreative Gäste und Dorfbewohner, die 1000 Bücher starke kuratierte Hotelbibliothek und den hauseigenen Concept-Store.

«Ich liebe es, gute Ideen umzusetzen», bekennt die 58-Jährige, als bitte sie um Verständnis für ihren Enthusiasmus. Mit Gion A. Caminada holte man einen Bündner Stararchitekten ins Boot, der für den sorgfältigen Umgang mit Bauten im Dorfzentrum und für gute alpine Architektur steht.

Maistra150_Plattner_Plattner

Die Plattners hatten das in die Jahre gekommene Hotel Post gekauft. Der Architektur-Professor aus Vrin baute an dessen Standort eine neue Hotelwelt: 36 Doppelzimmer, ein Restaurant mit alpin-orientalischer Küche, elf Ferienwohnungen und eine atemberaubende Spa- und Wellnesszone mit zum Himmel offenem Innenhof und Kreuzgang – das Ganze auf neun Stockwerken, deren fünf sich den Hang hinunterziehen.

«Es ist grossartig, dass Investoren an Pontresina glauben.»

Ursin Maissen, Geschäftsführer von Pontresina Tourismus

Normalerweise werden Ferienwohnungen, im Maistra 160 heissen sie Lodges, gewinnbringend verkauft. Der Erlös hilft den Investoren, das Gesamtprojekt zu stemmen. Aber Bettina Plattner sagt: «Sämtliche Lodges werden wie die Hotelzimmer vermietet.» Sie kann es sich leisten als jüngste Tochter des im Mai 2020 verstorbenen früheren Wirtschaftsführers Fritz Gerber (Roche, Zürich): «Mit meinem Erbe konnten wir uns den Traum eines eigenen Hotels in Pontresina erfüllen und uns in der Branche, die wir lieben, verwirklichen.»

Der offene Innenhof im Maistra 160. Für das Hotel wurde der Bündner Star-Architekt Gion A. Caminada mit ins Boot geholt.

Die Plattners wohnen seit über einem Vierteljahrhundert in Pontresina. Bettina und Richard hatten sich einst im Spital von Scuol kennen gelernt. Die Mittelschülerin war wegen Verdachts auf Salmonellenvergiftung eingeliefert worden, der Südtiroler Jungkoch kurierte eine Hirnhautentzündung aus.

In der Hospitality-Branche hochgedient

Bettina ahnte lange nicht, welche finanziellen Ressourcen ihr dereinst zur Verfügung stehen würden, und diente sich in der Hotelbranche hoch von der renommierten EHL in Lausanne bis zur Buchautorin und Verwaltungsratspräsidentin (Krone, La Punt). Seit 2010 sind Plattner & Plattner selbstständig und haben mit 19 Alpine-Lodging-Ferienwohnungen eine erfolgreiche Marke in der Parahotellerie im Oberengadin aufgebaut. Ihr kleines Imperium in Pontresina umfasst nun beinahe 200 Gästebetten.

«Es ist grossartig, dass Investoren an Pontresina glauben», sagt Ursin Maissen, Geschäftsführer von Pontresina Tourismus. Das Dorf auf 1800 Meter über Meer mit 2200 Einwohnern wird als unaufgeregte Alternative zum nahen St. Moritz positioniert, verzeichnet pro Jahr bis zu 580’000 Logiernächte, 60 Prozent davon im Sommer.

Pontresina besitzt im Zentrum zwar keinen direkten Zugang zu einem der grossen Skigebiete, dafür kann man etwa im Park des Hotels Saratz direkt in die Langlaufloipe einsteigen. Martin Scherer leitet zusammen mit seiner Frau Yvonne Urban das Viersternhaus. «Ich freue mich über neue Hotels in Pontresina», sagt der Saratz-Chef, «sie bringen neue Gäste und neue Impulse.»

Sunstar-CEO Silvio Schoch freut sich auf die Eröffnung des Sunstar Hotel Pontresina, einer aufregenden Mischung aus Hotel und Privatunterkunft.

Abgesehen vom Maistra 160 wartet das auf sportliche Kundschaft abonnierte Flaz vom Scuoler Hotelkönig Kurt Baumgartner auf den Baustart, beim Bahnhof wird die neue Jugendherberge geplant, und noch diesen Winter eröffnet das Sunstar Hotel Pontresina. Sunstar? Das ist doch die Schweizer Hotelgruppe mit dem spröden Charme der 80er-Jahre, den Viersternkästen in grossen Wintersportorten?

«Wir haben uns neu aufgestellt und unser Portfolio bereinigt», meint dazu Silvio Schoch, CEO der Sunstar Swiss Hotel Collection. «Bei der Planung unseres ersten Hotels im Oberengadin dachten wir über die Zukunft der Hotellerie nach.»

Mischung aus Hotel und Privatunterkunft

Herausgekommen ist im umgebauten La Collina und dem schicken Neubau eine aufregende Mischung aus Hotel und Privatunterkunft: 25 stylishe Doppelzimmer und 21 Lofts mit Küchenecke und separatem Wohnzimmer.

Die Gäste buchen im Sunstar Hotel Pontresina Unterkunft und Frühstück. Man bedient sich am Zmorgebuffet und geniesst Birchermüesli und Alpkäse in der sogenannten Social Area oder trägt die Leckereien zurück in die Unterkunft.

Zimmerreinigung und Handtuchwechsel im Bad gibt es im Sunstar Hotel Pontresina auf Wunsch.

Noëmie Ruckstuhl und Eva Leitner stehen mit leuchtenden Augen im Parterre, das noch einer Baustelle gleicht: «Die Social Area wird zum Herzstück unseres Hotels», sagen die Co-Direktorinnen. Die Gäste nehmen hier tagsüber und am Abend kleinere Mahlzeiten und Snacks ein, frönen am unkonventionell platzierten Bartresen dem Après-Ski. Eine eigentliche Réception fehlt. Denn die Kundschaft begibt sich, wie das in Neudeutsch heisst, auf eine «Guest Journey», checkt digital ein und aus und bestellt Essen und Trinken online.

«Zimmerreinigung und Handtuchwechsel im Bad gibt es auf Wunsch», sagt Co-Direktorin Noëmie Ruckstuhl, «Zusatzleistungen des Housekeepings während des Aufenthaltes müssen extra gebucht werden.» Der Plan im «Hotel der Zukunft» ist nachvollziehbar: Digitale Abläufe und Service-on-Demand sparen Personal.

Eva Leitner und Noëmie Ruckstuhl: Doppelte Frauenpower im Sunstar Hotel Pontresina.

Die jungen Direktorinnen werden das Sunstar Hotel Pontresina mit maximal 17 Mitarbeitenden betreiben. Sie suchten bei der Rekrutierung eher Allrounderinnen als Spezialisten. «Konzepte dieser Art», räumt Sunstar-CEO Schoch ein, «kennt man sonst aus urbanen Gebieten. Wir sind gespannt, wie unser neues Hotel in Pontresina ankommt.»