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Boris Johnson und die Pandemie-Toten
«Totaler, totaler Blödsinn»

Täglich kommen neue belastende Details in Umlauf: Der britische Premier Boris Johnson bei einem Besuch in Wales.
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Boris Johnson war am Montag in Wales, die lokalen Medien berichteten danach von einem Besuch, der zwar sehr «social», aber nicht besonders «distanced» war. Es gibt viele Fotos davon, Boris Johnson, wie er Eis isst, Johnson, wie er Bier trinkt, wie er für Selfies posiert, eben: Johnson, wie er Wahlkampf macht.

In der Fabrik eines Sportartikelherstellers in Wrexham spielte er Tischtennis und warf ein paar Rugby-Bälle, schliesslich trat er vor die Fernsehkameras, und das ergab dann das eigentliche Bild des Tages: Boris Johnson, wie er über die Sache mit dem Leichen-Zitat spricht. Er trug eine neongelbe Sicherheitsweste.

Es ist eine besonders heftige Schlammschlacht, die Grossbritannien derzeit erlebt, es geht um teure Wohnungseinrichtungen, um «Plauderratten», und natürlich geht es auch um den Umgang mit dem Coronavirus. Auf der einen Seite steht Dominic Cummings, der mal Johnsons wichtigster Berater war, auf der anderen der Premierminister, so sieht es jedenfalls aus.

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Johnson schlägt zurück –  hier beim Pingpong.
Süsses als Seelentröster? Boris Johnson beim Besuch in Wales.
Johnson schlägt zurück –  hier beim Pingpong.

Nahezu täglich werden den britischen Medien Details zugespielt, die Johnson belasten. Am Montag titelte die Daily Mail, Johnson habe im Oktober im Zorn gerufen: «Keine verdammten Lockdowns mehr! Sollen sich halt die Leichen stapeln!» («Let the bodies pile high in their thousands!») Er sei dabei in seinem Arbeitszimmer gesessen, die Tür sei offen gewesen, daher hätten mindestens drei Zeugen den Ausruf gehört. Am Dienstag berichtete die Times, Johnson habe im September gesagt, es gebe keinen Beweis, dass Lockdowns funktionierten, er habe sie überhaupt als «verrückt» bezeichnet, er wolle das Virus lieber einfach laufen lassen statt die Wirtschaft zu beschädigen. «Totaler, totaler Blödsinn» sei das alles, sagt Johnson.

Vergleich mit Bürgermeister aus dem Film «Der weisse Hai»

Noch vor einem Jahr, als die Verbreitung des Virus begonnen hatte, machte er keinen Hehl aus seiner Ablehnung schärferer Massnahmen, nur unter politischem und öffentlichem Druck ordnete er damals einen Lockdown an. Umso verwunderter war man in Grossbritannien, als Johnson vor einer Woche plötzlich verkündete, nicht das Impfprogramm, sondern vor allem die Lockdowns seien verantwortlich für die guten Corona-Zahlen.

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Die guten Corona-Zahlen, Johnson betont sie gern, auch in dem Interview in Wrexham tat er das: 33,6 Millionen geimpfte Menschen, 95 Prozent der über 50-Jährigen haben mindestens ein Impfangebot bekommen, nun kommen die 44-Jährigen an die Reihe. Es sind Zahlen der Stärke, seiner Stärke, so sieht er es, und so sehen es wohl auch viele Wähler. Seine Popularität wuchs zuletzt stark. Aber jetzt?

Jetzt geht es in und um Downing Street zu wie in einer Netflix-Serie, was übrigens einer dieser Vergleiche ist, die Boris Johnson mag. Er selbst soll sich, auch das schreibt die Times, nach dem ersten Lockdown im Herbst mit dem Bürgermeister aus «Der weisse Hai» verglichen haben. Larry Vaughn, ein Schurke, der schlimme Anzüge trägt (einer ist übersät mit kleinen Ankern), weigert sich im Film, den Strand trotz der offensichtlichen Bedrohung zu schliessen.

Der Mann sei der wahre Held des Films, hatte Johnson 2006 vor Publikum gesagt, weil er dem öffentlichen Druck trotze. Vaughn gibt schliesslich nach, bleibt aber Bürgermeister, zumindest bis zum Ende des Films. Bei Boris Johnson ist das inzwischen nicht mehr so sicher.

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