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Whatsapp-Affäre in Grossbritannien
Johnsons Ex-Berater soll vertrauliche Nachrichten geleakt haben

Hat er geheime Whatsapp-Nachrichten des Premiers veröffentlicht? Dominic Cummings, früher Boris Johnsons wichtigster Berater. 
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Es dauerte ein wenig, aber jetzt hat Boris Johnson den Schuldigen ausgemacht. Dominic Cummings, der frühere Chefberater des britischen Premiers, soll den Inhalt vertraulicher Textnachrichten von Johnson an Journalisten weitergeleitet haben, um dem Regierungschef zu schaden. «Dominic betreibt systematisches Leaken», sagte eine anonyme Quelle aus 10 Downing Street der «Times». Der Premierminister sei «enttäuscht über das, was Dom macht». Wie es aussieht, vermutet Johnson hinter den Leaks einen Rachefeldzug seines ehemals engsten Beraters.

Bislang sind zwei Chats des Premierministers öffentlich. Im Juni 2020 wandte sich der saudiarabische Kronprinz Muhammad bin Salman an Johnson. Er warnte den Premier, dass die Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Saudiarabien Schaden nehmen würden, wenn die britische Regierung nicht eingreife, um die «falsche» Entscheidung der Premier League zu «korrigieren», eine 300-Millionen-Pfund-Übernahme des Fussballclubs Newcastle United im vergangenen Jahr nicht zuzulassen.

Johnson beauftragte einen Vertrauten, die Angelegenheit zu prüfen. Dieser sagte der «Daily Mail», die zuerst über den Lobbyingversuch berichtet hatte, dass die Regierung sich nicht für Saudiarabien eingesetzt habe. Im zweiten Chat, der Wort für Wort in den britischen Medien nachzulesen war, geht es um einen Austausch zwischen dem Premier und James Dyson. Der Milliardär wurde mit dem Verkauf von Staubsaugern reich.

«Werde das morgen in Ordnung bringen»

Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte Johnson auch fachfremde Firmen dazu aufgerufen, sich an der Entwicklung und Produktion von Beatmungsgeräten zu beteiligen. Dyson schrieb im März 2020 direkt an Johnson: «Wir sind so weit. Aber niemand scheint zu wollen, dass wir losgehen.» Der Premier antwortete: «Ich werde das morgen in Ordnung bringen!»

Offenbar passierte dann nicht das, was sich Dyson vorgestellt hatte. Er schrieb noch einmal an Johnson und bat darum, dass der Finanzminister klarmache, dass Mitarbeiter von Dyson, die für das Beatmungsgeräte-Projekt arbeiten, deshalb keine zusätzlichen Steuern zahlen müssen. Der Premier versprach, ihn bei dem zu unterstützen, was er benötige. Weder Johnson noch Dyson bestreiten die Echtheit der Textnachrichten.

Johnson: Nichts Unlauteres getan

Johnson wehrte sich in dieser Woche im Unterhaus gegen den Vorwurf, Unlauteres getan zu haben. «Ich entschuldige mich überhaupt nicht dafür, Himmel und Erde in Bewegung versetzt zu haben, um alles zu tun, was jeder Premierminister unter diesen Umständen getan hätte, nämlich Beatmungsgeräte für die Menschen in diesem Land zu sichern.»

Zuvor hatte ihm Labour-Chef Keir Starmer vorgeworfen, dass es eine Regel für Leute gebe, die die private Handynummer des Premiers haben, und eine Regel für alle anderen. Nach erstem Zögern leitete die Regierung eine offizielle Untersuchung ein, um herauszufinden, wie die Textnachrichten an die Öffentlichkeit gelangt waren. Im Verdacht steht nun mit Cummings ein Mann, der einst als engster Vertrauter Johnsons galt.

Cummings ging im Streit

Der Politstratege erfand für Johnson nicht nur den Slogan «Get Brexit Done» und verhalf ihm damit zu einem triumphalen Wahlsieg 2019. In der Downing Street sorgte der einstige Vordenker der «Vote Leave»-Kampagne auch dafür, Ministerien zu entmachten. Er galt als Kontrollfreak und zog alle wichtigen Entscheidungen an sich. Laut britischen Medien sind die öffentlich gewordenen Textnachrichten aus Chat-Gruppen mit nur wenigen Mitgliedern.

Das Verhältnis zwischen Cummings und Johnson gilt als zutiefst zerrüttet, nachdem der Berater seinen Job vor fünf Monaten im Streit mit dem Premier aufgab. Damals gab es Spekulationen, wonach Johnson ihn für das Leak eines Corona-Plans verantwortlich gemacht haben soll.