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Tiefpreisstrategie in der Kritik
Tierschützer empört: Migros importiert billiges Fleisch aus dem Ausland

Regale in einem Migros-Supermarkt am Flughafen Zürich, gefüllt mit verschiedenen abgepackten Wurstwaren.
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In Kürze:
  • Die Migros verkauft nebst Schweizer Fleisch auch günstiges Importfleisch aus dem Ausland.
  • Sie argumentiert mit Transparenz und Selbstverantwortung der Konsumierenden.
  • Tierschutzorganisationen kritisieren den Detailhändler für den Verzicht auf Schweizer Tierstandards.
  • Der Druck auf einheimische Produzenten durch billiges Importfleisch könnte steigen.

«Wir haben keinen erzieherischen Auftrag. Wir verkaufen, was nachgefragt wird.» Diese Sätze hat Migros-Chef Mario Irminger in der «Samstagsrundschau» von SRF gesagt – und damit für Empörung gesorgt.

Der Hintergrund: Wegen sinkender Marktanteile kündigte die Migros im Oktober vergangenen Jahres eine Tiefpreisstrategie an, um gegen die oft günstigeren Discounter und die ausländischen Supermärkte in Grenznähe bestehen zu können. 1000 Produkte sollten dauerhaft gesenkt werden, so das Vorhaben.

Jetzt ist klar: Nicht nur Früchte und Gemüse werden günstiger verkauft, sondern auch Fleisch. Darum hat die Migros neben Schweizer Fleisch auch Fleisch aus ausländischer Produktion im Sortiment. Sie gibt ihr einstiges Ziel auf, bei Importfleisch die gleichen Mindeststandards wie bei Schweizer Fleisch zu garantieren, wie Migros-Chef Irminger in der SRF-Radiosendung bestätigt.

Migros-Chef Mario Irminger steht in einem leuchtend orangefarbenen Bereich neben einer Reihe von Einkaufswagen in einem Migros-Geschäft.

Vom Moderator darauf angesprochen, antwortete Migros-Chef Irminger mit oben genanntem Satz – und rief damit zahlreiche Schweizer Tierschutzorganisationen auf den Plan.

«Tierquälerisches» Importfleisch

68 Vereine – darunter die Stiftung für das Tier im Recht, der Dachverband Berner Tierschutzorganisationen und Pro Nutztier – wenden sich nun in einem offenen Brief an die Migros. Man habe «mit Bestürzung zur Kenntnis genommen, dass die Migros den eingeschlagenen Pfad zur Verbesserung des Tierwohls verlassen» wolle, heisst es darin.

Fleisch, das nicht den minimalen Tierhaltungsanforderungen entspreche, sei «im Sinne der schweizerischen Gesetzgebung als tierquälerisch einzustufen», schreiben die Tierschützer.

Weiter wird der Migros Vertrauensbruch vorgeworfen. Die Migros verletze ihr konkretes Versprechen, die Schweizer Tierhaltungsstandards bei all ihren Produkten aus dem Ausland einzuführen. Dieser Vertrauensbruch mache das beteuerte Nachhaltigkeitsengagement der Migros unglaubwürdig.

Die Migros wird dazu aufgefordert, ihre Vorbildrolle wahrzunehmen und dazu beizutragen, dass Tierquälerei in keiner Form toleriert wird – weder im In- noch im Ausland.

Migros verweist auf Transparenz

Die Migros hält auf Anfrage fest, dass bei diversen tierischen Produkten auch die Importe mindestens dem Schweizer Tierschutzgesetz entsprechen würden. Die Umsetzung bei allen Produkten sei aber leider nicht immer möglich – «unter anderem bedingt durch die Tatsache, dass wir nur Teilstücke beziehen – oder nur zeitlich beschränkt importieren».

Ausserdem verweist die Migros auf den sogenannten «M-Check», der die Tierwohlbewertung auf den Produkten transparent ausweise. Man gebe den Kundinnen und Kunden «die Freiheit, bewusst zu entscheiden».

Das Argument der Selbstverantwortung lassen die Tierschützer im offenen Brief nicht gelten. Menschen würden zu Produkten greifen, die attraktiv und günstig sind – auch wenn sie sich damit selbst oder anderen schaden, schreiben sie.

Es sei nicht die Nachfrage, die das Angebot bestimme, sondern umgekehrt: «Viele Konsumierende geben die Verantwortung für den Tierschutz den Detailhändlern ab. Sie gehen davon aus, dass das, was bei der Migros im Regal steht, mit gutem Gewissen konsumiert werden kann – dafür wirbt die Migros aktiv.»

Die Migros entgegnet, man biete neben tierischen Produkten auch pflanzliche Alternativen an, da beides nachgefragt werde. Man wolle stets transparent informieren.

Schweizer Produzenten unter Druck

Ein weiterer Kritikpunkt der Tierschützer ist der Druck auf die einheimischen Produzenten. Diese hätten es schwer, konkurrenzfähig zu produzieren, wenn der Schweizer Markt mit «billigem Importfleisch überschwemmt» würde.

Dazu schreibt die Migros, dass das Fleischsortiment zum allergrössten Teil aus der Schweiz stamme: Schweinefleisch zu knapp 100 Prozent, Rindfleisch und Kalbfleisch zu mehr als 95 Prozent und Poulet zu mehr als 85 Prozent.

Beim Rindfleisch sei die Nachfrage der Kundschaft nach Spezialstücken wie Filet, Huft und Entrecôte so hoch, dass «einzelne Stücke» importiert werden müssten.

Und: «Wir würden gerne noch mehr Pouletfleisch in der Schweiz produzieren, was derzeit nicht möglich ist, so dass wir einen kleinen Teil importieren.»