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Detailhändler im Preiskrieg
Migros-Spitze will Preise von 1000 Produkten senken

Ursula Nold, Verwaltungsratspraesidentin Migros-Genossenschafts-Bund, links, und Mario Irminger, Praesident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes sprechen waehrend einer Medienkonferenz zu Neuerungen in den MIgros-Supermaerkten, am Montag, 28. Oktober 2024 in Zuerich. (KEYSTONE/Michael Buholzer)
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In Kürze:
  • Die Migros plant eine umfassende Preissenkung für über 1000 Alltagsprodukte bis 2025.
  • Bis 2030 sollen 140 neue Filialen eröffnet werden, vor allem in Wachstumsgebieten.
  • Eigenmarken sollen gestärkt und ihr Anteil auf über 80 Prozent gesteigert werden.
  • Die Gesamtinvestitionen betragen 2,5 Milliarden Franken, inklusive 2 Milliarden für Filialen.

Die Migros kündigt eine Tiefpreisinitiative an. Es solle für Konsumentinnen und Konsumenten «keinen Grund mehr geben, zum Discounter zu gehen», wie Peter Diethelm, Chef der Migros Supermarkt AG, am Montag verkündete. Das beste Produkt zu besten Preisen zu bieten, sei seit je der Grundauftrag der Migros. Die neue Preisstrategie soll helfen, preissensible Kundschaft zurückzugewinnen, die in den letzten Jahren zu den Discountern Aldi und Lidl abgewandert ist.

Zunächst will die Migros die Preise von «über 60» Alltagsprodukten auf das Niveau der billigeren Konkurrenz senken. «Später» sollen es 100 und bis Ende 2025 über 1000 Produkte sein.

Hierfür fallen 500 Millionen Franken an Investitionskosten an. Derzeit vergünstigt würden Gemüse und Früchte, danach sollen «viele Fleisch-, Fisch- und Convenience-Artikel» folgen – gekennzeichnet durch einen gelben Sticker mit der Aufschrift «Tiefpreis», wie an einer Medienkonferenz bekannt wurde.

140 neue Filialen in den kommenden fünf Jahren

Zur Ankündigung trat die gesamte Führungsriege der Migros auf: von der Präsidentin des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB), Ursula Nold, über die Supermarkt-Chefs Peter Diethelm und Guido Rast bis zum MGB-Leiter Mario Irminger. Dass die Migros für eine Preisinitiative ihre oberste Leitung an die Front schickt, soll zum einen die Bedeutung betonen, die man der Preisfrage zumisst. Zum anderen will man Geschlossenheit demonstrieren – nachdem in den vergangenen Jahren vermehrt interne Querelen zum Konzernumbau der Migros nach aussen gedrungen sind.

Neben den Preissenkungen gaben sie bekannt, bis 2030 140 neue Filialen eröffnen zu wollen – davon 30 unter der Franchise-Marke Voi. Es gehe mehrheitlich um «kleine M-Filialen in Gebieten, in denen die Bevölkerung stark wächst». Allein für diese Neueröffnungen investiert die Migros 2 Milliarden Franken. 350 Standorte sollen zudem umgebaut werden.

Der Ausbau des Filialnetzes folgt auf die zunehmende Lust der Konsumentinnen und Konsumenten, in kleineren und mittelgrossen Supermärkten einzukaufen. Die Migros verfolgte lange eine Grossmarkt-Strategie, die sich insbesondere während der Corona-Pandemie als nachteilig erwies, als das Publikum grössere Supermärkte mied.

Konkurrentin Coop profitierte derweil von ihrem dichten Filialnetz an fast 1000 Standorten. Viele davon liegen in Stadtquartieren und ländlichen Ortschaften, die Ladenflächen betragen im Schnitt lediglich 1000 Quadratmeter. In den aktuell 640 Supermärkten der Migros beläuft sich die durchschnittliche Ladenfläche hingegen auf rund 1800 Quadratmeter.

Eigenmarken der eigenen Industrie werden ausgebaut

Die Migros-Führung unter Chef Mario Irminger will ausserdem die Eigenmarken stärken, deren Produkte hauptsächlich aus den Fabriken der M-Industrie stammen. Dies, obwohl die Migros derzeit für ihre Produktionsfirma Mibelle für Kosmetik -und Hygieneartikel einen Käufer sucht. Die übrigen Eigenprodukte hingegen sollen «in Zukunft wieder ein stärkeres Gewicht und einen prominenteren Platz in den Filialen erhalten», erklärt die Migros in der aktuellen Mitteilung.

Laut Supermarkt-Präsident Guido Rast soll der Anteil an Eigenprodukten in den Supermärkten «weiter gesteigert» und ihre Qualität verbessert werden. «Insgesamt steigern wir den Eigenmarkenanteil auf über 80 Prozent», so Rast. Heute liegt dieser bei 78 Prozent. Das Motto der Strategie sei auch hier: Zurück zu den Wurzeln. Die Migros, die 2025 100 Jahre alt wird, war in ihren ersten Jahren wegen Lieferboykotten von Schweizer Herstellern gezwungen, eine eigene Fertigungsindustrie aufzubauen.

MGB-Chef Mario Irminger betonte, dass die Migros mit der Preis- und Eigenmarkenstrategie Marktanteile im Supermarkt-Geschäft zurückgewinnen wolle. Die Profitabilität der Migros habe sich in den letzten zehn Jahren halbiert. Das solle sich in den kommenden Jahren ändern, so Irminger.

Supermarkt-Chef verspricht «Tiefpreisgarantie»

Supermarkt-Chef Peter Diethelm sprach von einer «Tiefpreisgarantie» der Migros. Der Detailhändler habe bisher bereits 2500 Artikel preislich vergünstigt, die neue Aktion aber betreffe Alltagsprodukte, genauer «relevante Sortimente des täglichen Bedarfs», deren Preise auf Discounter-Höhe liegen sollen.

Die Frage, ob die Billiglinie M-Budget abgeschafft werde, verneint Diethelm. Wie sich M-Budget vom neuen Tiefpreisangebot genau unterscheiden wird, wurde an der Veranstaltung allerding nicht klar. Zum Umfang der neuen Vergünstigungen erklärte Diethelm, dass diese Produkte mit einem Umsatz von insgesamt 2 Milliarden Franken der Supermarkt AG tangieren würden. Auch Käuferinnen und Käufer von Labelprodukten mit Nachhaltigkeitsanspruch – etwa IP Suisse oder Bio – würden von den Preissenkungen profitieren.

An der Medienkonferenz legte sich MGB-Chef Mario Irminger zudem auf einen Zeitplan zur Abwicklung der Migros-Töchter Hotelplan und Mibelle fest. Für Hotelplan sei ein Verkauf bis Ende Jahr wahrscheinlich, für den Industriebetrieb Mibelle setzt sich die Migros das erste Quartal 2025 als Ziel. Bis dann sollen auch Lösungen für die Fachmärkte Do it + Garden und Micasa gefunden werden.