Oppositionsführerin im ExilTichanowskaja: «Will zurück nach Belarus, wenn es dort sicher ist»
Während Swetlana Tichanowskaja mit der Rückkehr in ihr Heimatland noch zögert, sind laut UNO über 100 Menschen in Gewahrsam, die an Protesten teilgenommen hatten.
Die belarussische Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja will nach ihrer Flucht ins EU-Land Litauen nur unter bestimmten Voraussetzungen in ihre Heimat zurückkehren.
«Ich liebe meine Heimat wahnsinnig, und ich möchte wirklich zurückkommen. Das werde ich machen, sobald ich mich dort sicher fühle», sagte die 37-Jährige bei ihrer ersten Pressekonferenz am Freitag in Vilnius.
Die zweifache Mutter hatte kurz nach der Präsidentenwahl Belarus (Weissrussland) unter Druck der Behörden verlassen. Zu den genauen Umständen wollte sie zum jetzigen Zeitpunkt keine Details nennen.
Tichanowskaja sieht sich als eigentliche Siegerin der umstrittenen Präsidentenwahl. Doch der autoritäre Staatschef Alexander Lukaschenko beansprucht rund 80 Prozent der Stimmen für sich und klammert sich an die Macht. Seit der Wahl Anfang August gibt es täglich Proteste und Streiks.
«Ich hoffe, dass die Macht auf das Volk hört und versteht, dass wir einen Dialog brauchen», sagte Tichanowskaja. Sie wolle Neuwahlen erreichen. Sie liess offen, ob sie in diesem Fall erneut kandidieren wolle. Tichanowskaja war für ihren Mann Sergej angetreten. Der Blogger sitzt seit einigen Monaten in Haft.
Vereinte Nationen besorgt über Verschwundene und Folter in Belarus
In Belarus Weissrussland sind nach Informationen des UN-Büros für Menschenrechte noch mehr als 100 Menschen in Gewahrsam, die an überwiegend friedlichen Protesten gegen Machthaber Lukaschenko teilgenommen hatten.
Von acht Menschen, die nach Beginn der Proteste am 8. August verschwanden, fehle bis heute jede Spur, sagte eine Sprecherin des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte am Freitag in Genf. Das Büro rief die Behörden auf, alle Menschen freizulassen, die nur ihr Recht auf freie Meinungsäusserung ausgeübt hätten, und auf weitere Festnahmen zu verzichten.
Es gebe Vorwürfe von Folter und Misshandlung während und nach den Festnahmen, sagte die Sprecherin. Betroffen seien auch Minderjährige. «Wir sind beunruhigt, dass offenbar noch nichts unternommen wurde, um diese Berichte zu prüfen und Verantwortliche gegebenenfalls zur Rechenschaft zu ziehen», teilte das Büro mit. Etwa 60 der Inhaftierten würden Vergehen vorgeworfen, die im Fall eines Schuldspruchs lange Haftstrafen nach sich ziehen können.
SDA
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