Höchsttemperaturen in EuropaIn Tabellen und Karten – ein Hitzetag mit Rekorden
Wo in Europa haben die Temperaturen historische Höchstwerte erreicht? Und wie sah das gestern in der Schweiz aus? Ein Überblick.
Erstmals in der Geschichte Grossbritanniens überstiegen die Temperaturen am Dienstag die 40-Grad-Grenze: Nach Angaben der Wetterbehörde wurden am Londoner Flughafen Heathrow 40,2 Grad gemessen, später übertraf Coningsby in den East Midlands den Wert noch knapp, Met Office meldete dort 40,3 Grad. Zudem wurde an einigen weiteren Stationen im Grossraum London die 40-Grad-Marke geknackt.
Laut der Wetterbehörde wurde der bisherige Temperaturrekord von 38,7 Grad an mindestens 34 Messstationen gebrochen. Auch für Schottland meldete sie einen Rekord: In Charterhall gab es 34,8 Grad, das sind fast zwei Grad mehr als im Hitzesommer 2003. Der britische Schienennetzbetreiber mass mit 62 Grad ebenfalls die höchste Temperatur, die jemals auf einer Schiene verzeichnet wurde.
Das Vereinigte Königreich leidet seit Montag unter ungewöhnlicher Hitze: Zum ersten Mal gilt für weite Teile Englands die höchste Warnstufe, für Wales und Teile Schottlands wurde die zweithöchste Stufe ausgerufen.
Auch die Nacht zum Dienstag hatte sich bereits als bislang wärmste herausgestellt. Der Rekordwert von 23,9 Grad wurde in England an über einem Dutzend Messstationen übertroffen – an einem Ort zeigte das Thermometer als Tiefstwert in der Nacht noch 27,7 Grad an.
Gewitter und Niederschläge ab Dienstagabend sorgten dafür, dass es soll in Grossbritannien mittlerweile etwas kühler geworden ist.
Knapp keine Rekorde in der Schweiz
In der Schweiz hat die Hitzewelle am Dienstag ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Am heissesten war es in Genf mit 38,1 Grad, wie ein Sprecher von Meteo Schweiz mitteilte. Heiss sei es zudem auch in Sitten mit 36,8 Grad und in Basel mit 36,5 gewesen. Im Mittelland gab es verbreitet Temperaturen um 35 Grad.
Für neue Rekorde hat es trotzdem nicht ganz gereicht. In Genf wurden am 7. Juli 2015 einst 39,7 Grad gemessen, was offiziell als höchste Temperatur nördlich der Alpen gilt. Am knappsten wurde es in Sitten, wo der bisherige Höchstwert nur um 0,8 Grad verpasst wurde.
Nach dem vorläufigen Höhepunkt der Hitzewelle am Dienstag brachte die Nacht auf Mittwoch kaum Abkühlung. Viele Orte erlebten eine sogenannte Tropennacht, bei der die Temperaturen nicht unter 20 Grad fielen. In Vevey VD wurden gegen Mitternacht gemäss den Daten von Meteo Schweiz noch immer 32,3 Grad gemessen. In St. Chrischona BS waren es kurz vor 5 Uhr noch 27,8 Grad und in Genf um 4.20 Uhr noch unglaubliche 28,1 Grad.
Die teils kräftigen Gewitter in der Nacht brachten keine merkliche Abkühlung. Der Bund warnt für den heutigen Mittwoch insbesondere vor einer sehr grossen Hitzegefahr im Mittel- und Südtessin. Konkret erliess er für die südlichsten Regionen des Kantons die höchste Warnstufe 4. Für fast den ganzen Rest der Schweiz wurde die Warnstufe 3 ausgerufen. In den kommenden Tagen soll es verbreitet zwischen 29 bis 34 Grad warm werden.
Fast 40 Grad in Deutschland, Hitzewarnung in den Benelux-Staaten
Deutschland erlebte den bisher heissesten Tag des Jahres. Die Höchsttemperatur verzeichnete Duisburg, wo der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstag 39,5 Grad mass. In vielen Gebieten vor allem in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurden Temperaturen von über 38 Grad erreicht. Vier Orte verzeichneten einen neuen Rekord.
Der DWD hatte Höchstwerte von 34 bis 38 Grad in weiten Landesteilen angekündigt und vereinzelt mit bis zu 40 Grad gerechnet. «Morgen verlagert sich der Schwerpunkt der Hitze weiter ostwärts, wo dann ähnlich hohe Temperaturwerte auftreten können», erklärte der DWD am Dienstagabend auf Twitter.
Die Benelux-Staaten wurden am Dienstag ebenfalls mit voller Wucht von der Hitzewelle getroffen. Insgesamt war es nur im Juli 2019 noch heisser. In Rotterdam und Maastricht wurde der Temperaturrekord nur um jeweils 0,1 Grad verpasst. Überall in den Niederlanden galt «Code Oranje»: Das heisst, Menschen sollen körperliche Anstrengungen vermeiden, viel trinken und möglichst nicht in die Sonne gehen. Die belgischen Behörden gaben angesichts der erwarteten Temperaturen von mindestens 40 Grad die höchste Hitzewarnung aus.
Frankreich atmet vorübergehend auf
Nach Hitzerekorden in 64 Gemeinden am Montag konnten die Menschen im Westen Frankreichs unterdessen etwas aufatmen. Angesichts sinkender Temperaturen hob der Wetterdienst die höchste Hitze-Warnstufe für 15 Départements wieder auf. Dafür warnte er vor Temperaturen von bis zu 40 Grad im Osten des Landes.
Schliesslich wurden am Dienstag trotzdem nochmals zwei Rekorde an der atlantischen Küste gebrochen: In Dieppe in der Normandie wurden gemäss Météo-France 40,4 Grad gemessen, knapp mehr als im Juli 2019, als es 40,1 Grad waren. Und in der nordfranzösischen Hafenstadt Calais wurden die 40 Grad knapp verpasst, mit 39,9 Grad war es dennoch heisser, als die 38,7 Grad drei Jahre zuvor.
In Paris wurden 40,5 Grad registriert, der Rekord in der Hauptstadt liegt bei 42,6 Grad und stammt ebenfalls aus dem Juli 2019. Die 40,5 Grad entsprechen aber immerhin dem zweithöchsten Wert seit Messbeginn, zuvor wurde die 40-Grad-Marke nur noch im Juli 1947 geknackt.
Spanien und Portugal kämpfen gegen Waldbrände
Wie in Frankreich kämpfen auch in Spanien und Portugal tausende Feuerwehrleute weiter gegen mehrere Waldbrände. In Portugal kam ein älteres Paar ums Leben, als es vor den immer näher auf sein Haus vorrückenden Flammen fliehen wollte. Das Ehepaar im Alter von rund 70 Jahren sei in seinem Auto von der Strasse abgekommen, berichtete am Montagabend im Fernsehen der Bürgermeister der nordportugiesischen Kleinstadt Murça, Mario Artur Lopes. Der Wagen mit seinen Insassen sei komplett ausgebrannt.
Entspannung ist nicht in Sicht. Nach einem leichten Rückgang der extremen Hitze in Portugal dürften die Temperaturen am Mittwoch wieder steigen. Auch in Spanien bleibt es sehr heiss: In Madrid werden in den kommenden Tagen Temperaturen um die 40 Grad erwartet.
SDA/AFP/wig/pvo/anf
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