Wetterlage und hohe TemperaturenBis 40 Grad erwartet – Heissluftpaket trifft Grossbritannien
Nur an wenigen Orten auf dem Globus wird es heute heisser sein als in weiten Teilen der Insel. Wir erklären die spezielle Wetterlage.
Britische Meteorologen haben es bereits am Wochenende vorausgesagt, und nun trifft es ein: Eine ungewöhnliche Hitze erdrückt England, Wales und Teile von Schottland. Morgen erwartet das britische Met Office in städtischen Gebieten bis zu 40 Grad Celsius. «Es ist das erste Mal, dass wir solche Temperaturen vorhersagen», schreibt das Met Office auf seiner Website. Der Temperaturrekord liegt derzeit bei 38,7 Grad, gemessen im Botanischen Garten in Cambridge am 25. Juli 2019.
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Doch was führt zu diesen Höchstwerten? Es sind zwei resistente Druckzentren, die als Wärmepumpe fungieren: Einerseits liegt ein Hochdruckgebiet mit Zentrum etwas südlich von Grossbritannien, andererseits hält sich seit Tagen ein Höhentief vor Portugal, das einen konstanten Zustrom heisser Luft von Marokko und Portugal nach Grossbritannien aufrechterhält. Die warme Luft sinkt in der Hochdruckblase, erwärmt sich dadurch weiter und trocknet ab. Morgen trifft dann das gesamte Heissluftpaket aus dem Süden auf die Insel. Die Meteorologen erwarten deshalb morgen Hitzerekorde in fast allen Teilen der Insel.
Am Mittwoch verschiebt sich das Zentrum des Hochs allmählich ostwärts – und weniger heisse Luft aus dem Westen bestimmt das Wetter. Die Temperaturen werden wieder sinken.
Mehr bahnbrechende Extreme
Bei extremen Wetterereignissen stellt sich stets die Frage, ob das bereits die Folgen des Klimawandels sind. Grundsätzlich steigt die Wahrscheinlichkeit für warme Sommer schon, weil die durchschnittliche Sommertemperatur in ganz Europa deutlich gestiegen ist. Noch vor wenigen Jahren konnten solche Ereignisse nur mit grossen Unsicherheiten dem Klimawandel zugeordnet werden. Es ist auch heute noch schwierig, Einzelereignisse direkt auf die Folgen der Erderwärmung zurückzuführen.
Aber die Datenlage ist inzwischen so gut, dass die Klimaforscher mit grosser Sicherheit die Wahrscheinlichkeit von Extremereignissen abschätzen können. «Es ist heute zehnmal wahrscheinlicher, dass es in Grossbritannien über 40 Grad heiss wird, als früher in einem Klima, das der Mensch nicht beeinflusst hat», sagt Nikos Christidis vom Met Office.
Diese beunruhigende Entwicklung haben ETH-Forscher in einer Arbeit im letzten Jahr für den gesamten Globus aufgezeigt: Die Modelldaten der Wissenschaftler zu möglichen wöchentlichen Hitzerekorden zeigen, dass mit fortschreitender Erwärmung die Wahrscheinlichkeit für bahnbrechende Extremrekorde erheblich zunimmt. «Die Modelle zeigen uns, dass das gleiche Wetter in einer wärmeren Welt zu extremen Ereignissen führen kann», sagt Erich Fischer, Klimaforscher an der ETH.
«In einer Welt ohne Klimawandel gibt es statistisch immer weniger Rekorde, je länger die Messreihe wird», sagt Erich Fischer. Er vergleicht es mit dem Sport. Je länger eine Disziplin existiert, desto schwieriger wird es, den Weltrekord zu schlagen, und wenn er doch noch übertroffen wird, dann nur mit modernstem Material oder neuen Trainingsmethoden – und nur um Haaresbreite. Doch genau solche Rekorde interessieren die Forscher nicht. «Hitzewellen, die nur um wenige Zehntelgrad stärker sind als frühere, machen bezüglich Klimafolgen keinen grossen Unterschied», sagt Fischer. Rekorde hingegen, welche die alten Marken um Längen übertreffen, können ohne Vorbereitung unvorstellbare Folgen verursachen, wie die Bilder aus den aktuellen Katastrophengebieten zeigen. «Die Modelle zeigen uns, dass das gleiche Wetter in einer wärmeren Welt zu extremen Ereignissen führen kann», fügt Fischer an.
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