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Geldberater beantwortet Fragen
Wer Teilzeit arbeitet, schwächt seine Altersvorsorge langfristig sehr

60-Prozent-Trend bei Familienvaeten. George Coats mit Alice, am 16. Februar 2023 in Niederscherli. Foto: Nicole Philipp/Tamedia AG
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In Kürze:
  • Ein Teilzeitpensum kann finanzielle Herausforderungen für die Altersvorsorge mitbringen.
  • Berufstätige Eltern sollten ein detailliertes Haushaltsbudget erstellen, um Überraschungen zu vermeiden.
  • Die Renten und Vorsorgeguthaben könnten bei längeren Teilzeitphasen deutlich geringer ausfallen.
  • Zusätzliche Vorsorgemöglichkeiten wie die Säule 3a werden bei reduzierter Arbeitszeit wichtiger.

Wir sind Eltern geworden. Nun wollen meine Frau und ich Teilzeit arbeiten, damit wir mehr mit dem Kind sein und uns die Haushaltsarbeiten fairer teilen können. Vor der Geburt hatte meine Frau 100 Prozent gearbeitet. Ich habe ein 100 Prozent-Pensum. Künftig wollen wir je 50 bis 60 Prozent arbeiten. Da wir in einer Genossenschaftswohnung leben, geht es. Bei den Arbeitgebern ist eine Reduktion möglich. Worauf müssen wir sonst achten? S. E.

Wenn Sie beide ihr Arbeitspensum halbieren, hätten Sie im Vergleich zur Zeit vor der Geburt nur noch rund die Hälfte des Gelds für die Deckung Ihres Lebensunterhalts zur Verfügung. Sie sollten bei Ihren Berechnungen berücksichtigen, dass mit dem steigenden Alter des Kinds die Kosten zunehmen.

Bei der Budgetplanung sollten Sie sich auch fragen, ob Sie ein zweites Kind wünschen. Ich rate Ihnen, ein Haushaltsbudget zu erstellen, damit Sie nicht negative Überraschungen erleben, weil Sie einen Teil der Kosten vergessen haben.

Über die Deckung der Lebenshaltungskosten hinaus, die sich mit einem Haushaltsbudget gut ermitteln lassen, wird beim Entscheid von Paaren, welche ihr Arbeitspensum reduzieren, oft die Altersvorsorge zu wenig bedacht. Klar, Sie sind jung, und die Altersvorsorge hat für Sie nicht erste Priorität. Viele Menschen wollen möglichst die Gegenwart geniessen und nicht zu viel ans Alter denken.

Tiefere Renten sind eine Folge von reduzierter Arbeitszeit

Sosehr dies aus Sicht von jungen Menschen verständlich ist, muss es aus finanzieller Hinsicht als fataler Fehler eingestuft werden. Wenn Sie und Ihre Frau sicherstellen möchten, dass Sie im Alter den Gürtel nicht deutlich enger schnallen müssen, dürfen Sie in jungen Jahren Ihre Altersvorsorge nicht vernachlässigen, zumal Sie ohnehin mit tieferen Rentenumwandlungssätzen und Renten rechnen müssen.

Über die AHV und die Pensionskasse hinaus wird die freiwillige Altersvorsorge über die steuerbegünstigte Säule 3a gerade für Junge noch wichtiger. Wenn man nun sein Arbeitspensum und Erwerbseinkommen durch eine Teilzeitbeschäftigung stark reduziert, schwächt man womöglich auch diesen Teil der Altersvorsorge. Mit einer Reduktion des Arbeitspensums auf 50 bis 60 Prozent riskieren Sie zudem, dass Sie bei der AHV später nicht mehr die volle Rente bekommen, weil Sie zu wenig Beiträge bezahlt haben.

Die AHV ist allerdings noch das geringere Problem. Weit stärker zu spüren bekommen Sie eine Reduktion Ihres Arbeitspensums bei der Pensionskasse. Hier müssen Sie sich auf beträchtliche Einbussen einstellen, falls Sie und Ihre Frau während längerer Zeit Teilzeit arbeiten, was sich viele zu wenig bewusst sind.

Der Koordinationsabzug kann freiwillig reduziert werden

Verantwortlich für die Einbussen ist nicht zuletzt der Koordinationsabzug von 25’725 Franken: Dieser wirkt sich für Teilzeitbeschäftigte negativ aus, da er vom Lohn abgezogen wird. Der Betrag, der dann die Basis für Pensionskassenbeiträge bildet, ist damit kleiner. Jene, die nur ein kleines Pensum und allenfalls auch einen tiefen Lohn haben, kommen dann nur auf eine kleine Summe, auf der noch Pensionskassenbeiträge seitens Arbeitgeber und Arbeitgeber entrichtet werden.

Entsprechend würden Sie und Ihre Frau mit einem Pensum von 50 bis 60 Prozent massiv weniger in der Pensionskasse für Ihr Alter ansparen. Ich würde prüfen, ob Ihre Kasse allenfalls den Koordinationsabzug freiwillig reduziert hat, was Ihnen eine Erleichterung brächte. Dennoch führt die Pensumreduktion dazu, dass Sie und Ihre Frau später ein deutlich geringeres Vorsorgeguthaben in der 2. Säule haben und tiefere Renten erhalten.

Tipp: Arbeitszeit weniger reduzieren als geplant

Auch die Risikoleistungen im Todes- oder Invaliditätsfall seitens der Pensionskasse wären tiefer. Immerhin könnten Sie und Ihre Frau diese mit einer Privatversicherung verbessern. Zusätzlich gäbe es die Option, Ihre Altersvorsorge später allenfalls durch freiwillige Einzahlungen in Ihre Pensionskasse aufzubessern.

Doch dafür würden Sie viel Geld brauchen, das Sie ansparen müssten, was bei tiefen Pensen schwierig ist. Auch wäre es sinnvoll, wenn Sie und Ihre Frau eine steuerbegünstigte Säule 3a aufbauen und jedes Jahr einzahlen würden, damit Sie so Ihre Altersvorsorge stärken. Besser wäre es indes für die Altersvorsorge, wenn Sie Ihr Arbeitspensum nicht oder weniger stark reduzieren würden.