Analyse zu Swifts NeuaufnahmenTaylor Swifts verrückter Plan geht auf
Die Musikerin nimmt alte Alben neu auf, nachdem sie die Rechte daran verloren hat. Jetzt ist «Speak Now» erschienen – die Erfolge der Taylor’s-Version-Alben übertreffen alle Prognosen.
Es ist eine Rachegeschichte mit einer triumphierenden Heldin.
2019 verlor Taylor Swift nach einem unschönen Machtspiel die Master-Rechte an ihren ersten sechs Alben, die zwischen 2006 und 2017 erschienen sind. Diese Rechte sind entscheidend, da sie der Inhaberin ermöglichen, zu kontrollieren, wie und wo die Musik verwendet wird. Der Chef von Swifts ehemaligem Label Big Machine hatte sie an den schonungslos profitorientierten Musikmanager Scooter Braun verkauft, Swift selbst erfuhr mit dem Rest der Welt aus der Presse davon. So zumindest ihre Schilderung, die sie damals in einem Blogpost auf Tumblr teilte.
Der Versuch, die Rechte zurückzukaufen, scheiterte. Dazu muss gesagt sein, dass die 33-Jährige seit jeher sämtliche Lieder selbst schreibt. Es steckt also sehr viel von ihr in der Musik, insbesondere viel Arbeit.
Taylor Swift entschied sich, ihre bei Big Machine erschienenen Lieder neu aufzunehmen und wieder zu veröffentlichen, mit gesicherten Rechten. Ein aufwendiges Unterfangen, das sie unbeirrt verfolgt. 2021 sind die Alben «Red» und «Fearless» als «Taylor’s Versions» erschienen, jetzt ist Nummer drei da, «Speak Now (Taylor’s Version)».
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Hier geht es ums Prinzip: Geistiges Eigentum soll bei der Urheberin bleiben. Die Musikerin will kreative Kontrolle haben, aber auch bei der Verwertung ihres Schaffens mitreden und von den Einkünften entsprechend profitieren.
Die neuen Versionen werden doppelt bis dreimal so oft gehört wie die ursprünglichen.
Wiederholt sprach sich Swift dafür aus, dass Künstlerinnen und Künstler die Rechte an ihrer Arbeit behalten und sich vertraglich absichern. Dafür erhielt sie viel Zuspruch von Musikschaffenden – nicht wenige zeigten sich aber skeptisch, ob sich der beträchtliche Aufwand für die Neuaufnahmen tatsächlich lohnen würde, abseits vom symbolischen Akt.
Die Zahlen sprechen nun eine eindeutige Sprache, sie zeigen, wie erfolgreich die neuen Versionen von Taylor Swifts Alben sind – und wie stark sie damit den anderen Rechteinhabern zusetzt. Das Branchenmagazin «Music Business Worldwide» hat ausgewertet, wie oft die 2021 erschienenen «Taylor’s Versions» gestreamt wurden. Das Fazit ist eindeutig: «Taylor Swift übertrifft damit sogar die optimistischsten Vorhersagen.»
Im Jahr 2022 wurden die Lieder von «Red (Taylor’s Version)» und «Fearless (Taylor’s Version)» zusammengenommen allein in den USA über 1,3 Milliarden Mal gestreamt. Gleichzeitig kam es bei den Originalalben, an denen Swift die Rechte verloren hat, zu deutlichen Einbrüchen. Sie kommen zusammen auf 500 Millionen Streams, was einem Rückgang von 17 Prozent («Fearless») und 40 Prozent («Red») gegenüber Vorjahr entspricht. Die neuen Versionen werden aktuell doppelt bis dreimal so oft gehört wie die ursprünglichen.
«Speak Now (Taylor’s Version)» reiht sich hier nahtlos ein. Kein Album wurde dieses Jahr in den ersten 24 Stunden häufiger gestreamt.
Schmerzhaft dürfte es für die Rechteinhaber der Originalalben werden, wenn Taylor Swift eine Neuauflage von «1989» und «Reputation» angeht, ihren beiden populärsten Veröffentlichungen. «1989», auf dem auch der Riesenhit «Shake It Off» erschienen ist, hat im ersten Halbjahr 2023 in den USA 658 Millionen Streams erzielt. Will Swift ihre Heldinnengeschichte weiterspinnen, wird sie ihren Gegnern mit einer «Taylor’s Version» von «1989» am meisten wehtun können.
Es gibt Bilder von Swifts laufender Tour, auf denen sie ihren linken Arm hebt und die Muskeln anspannt. Genau so kann man die «Taylor‘s Versions» sehen – als richtig schönen Flex.
Die Erfolge der Neuauflagen sind ein Statement, ein Sieg für das geistige Eigentum (von dem freilich auch Swifts neues Label Universal profitiert). Taylor Swift demonstriert damit ihre Macht, die sie als Urheberin gegenüber den Managern ausspielen kann. Natürlich hat sie als grösste Künstlerin des Planeten eine unvergleichliche Fangemeinde hinter sich, die ihre neuen Alben fleissig streamt.
Auch mit ihrer «Eras»-Tournee ist sie nach Startproblemen mit dem Vorverkauf auf Erfolgskurs: Die Einnahmen dürften die Marke von einer Milliarde Dollar übertreffen. So viel hat noch niemand mit einer einzigen Konzertreihe verdient – den Höchstwert hält Elton John mit 850 Millionen Dollar Umsatz aus der soeben beendeten «Farewell Yellow Brick Road Tour».
Diesen Donnerstag startet der Vorverkauf für die zwei Schweizer Konzerte von Taylor Swift, die Anfang Juli 2024 in Zürich geplant sind. Wer ein Ticket will, musste sich vorab für einen Zugangscode bewerben.
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