Weniger Banknoten im UmlaufTausendernote auf dem Rückzug
In der Corona-Pandemie waren in der Schweiz so viele Banknoten im Umlauf wie noch nie. Nun gab es einen Knick. Weniger gefragt ist vor allem die Tausendernote.
Nach dem Rekord folgt die Baisse: Während der Corona-Krise waren so viele Banknoten im Umlauf wie nie zuvor – und der Anstieg setzte sich bis Ende Mai dieses Jahres fort. Jetzt folgt die Wende. Vor allem bei den Tausendernoten gab es einen Rückgang, der inzwischen beachtlich ist. Gemäss den neuesten Zahlen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) waren Ende August nur noch 47 Millionen der grössten Note im Umlauf. Das sind über 4 Millionen weniger als drei Monate zuvor.
Diese Entwicklung hängt mit den Entscheiden der Notenbank zusammen, die Mitte Juni den Leitzins um einen halben Prozentpunkt erhöht hat, um sich dann mit einer weiteren Zinserhöhung im September von den Negativzinsen zu verabschieden.
Ab Juli habe man «vermehrte Einzahlungen grosser Notenstückelungen» festgestellt, erklärt SNB-Sprecher Christoph Hirter. Auch von den 200er-Noten waren erstmals seit mehreren Jahren etwas weniger im Umlauf, allerdings war der Rückgang hier nicht so ausgeprägt wie derjenige der Tausendernote.
Trend setzt sich gemäss Nationalbank fort
Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange: «Dieser Trend hat sich nach der weiteren Erhöhung des SNB-Leitzinses im September 2022 fortgesetzt,» nimmt der SNB-Sprecher vorweg, was die Statistik noch nicht zeigt.
Nun wird die Tausendernote gemäss einer Untersuchung der Nationalbank kaum für Zahlungszwecke eingesetzt, sondern mehrheitlich gehortet. Folglich stellt sich die Frage: Sind weniger im Umlauf, weil Herr und Frau Schweizer die eisernen Reserven auflösen, die sie für Krisenzeiten beiseitegelegt haben?
Eine Umfrage bei den Banken bestätigt das nicht. Man habe keine substanziellen Veränderungen beim Einsatz der Tausendernoten festgestellt, sagt ein Sprecher von Raiffeisen. Bei CS und Postfinance tönt es ähnlich; die UBS will zum Notenumlauf nichts sagen und verweist auf die Nationalbank.
Warum also der Rückgang? Der Leitzinsentscheid wirke sich in einem ersten Schritt noch nicht auf die Bevölkerung aus, sondern auf die Banken, erklärt Tobias Trütsch. Der Ökonom der Universität St. Gallen, der das Zahlungsverhalten der Schweizerinnen und Schweizer untersucht, sagt: «Weil der Strafzins nun wegfällt, parkieren wieder mehr Banken Geld bei der Nationalbank.»
Noch werden viele Tausendernoten gebunkert
Auf das Publikum werde sich das Ende der Negativzinsära erst später auswirken. Das heisst: Die Leute werden die Tausendernoten, die sie im heimischen Tresor, unter der Matratze oder im Büchergestell versteckt haben, erst in ein paar Monaten oder gar Jahren auf die Bank bringen.
«Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung hortet noch Bargeld zu Hause.»
Unabhängig davon ist die Bargeldnutzung weiterhin rückläufig, was sich zum Beispiel an der Nutzung von Debitkarten zeigt, aber auch am Umstand, dass die Anzahl Bancomaten seit Ausbruch der Pandemie abgenommen hat. In der jüngsten Untersuchung der Uni St. Gallen gab eine von sieben befragten Personen an, komplett auf das Mitführen von Bargeld im Portemonnaie zu verzichten.
Die Tausendernote tangiert das aber (noch) nicht: «Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung hortet noch Bargeld zu Hause», so Trütsch. In Krisenzeiten nehme dies jeweils zu.
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