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Nicht nur Kleinsparer betroffen
Tausende Firmen bezahlen bereits Negativzinsen

Ein Schweisser bei der Arbeit: 13 Prozent der Kleinbetriebe bezahlen Negativzinsen, bei den grösseren Firmen ist es ein Drittel. 
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Kleinsparer haben sich schon fast an die Negativzinsen gewöhnt, nun kommen auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) an die Kasse. Laut Medienberichten verschärfen sowohl Postfinance wie auch Raiffeisen ihr Regime bei den Negativzinsen für kleinere Firmen. Gemäss einer Studie der Hochschule Luzern hat sich der Anteil der KMU, die Strafzinsen zahlen müssen, binnen fünf Jahren mehr als verdoppelt.

Bei Raiffeisen mussten einzelne Firmenkunden zwar schon seit 2016 Negativzinsen bezahlen, im September wurde das Regime noch einmal verschärft. Raiffeisen Schweiz empfiehlt seither den eigenständigen Raiffeisenbanken, bei Firmenkunden mit Neugeldzuflüssen von mindestens 250’000 Franken in den vergangenen 18 Monaten Strafzinsen von 0,75 Prozent zu erheben. Das bestätigt ein Sprecher auf Anfrage.

Dabei werden ein Freibetrag von 250’000 Franken, Finanzierungskredite sowie Wertschriftenanlagen abgezogen. Die genossenschaftliche Bankengruppe reagiere damit auf strengere Regeln bei der Konkurrenz, so der Sprecher. Sie hätten dazu geführt, dass den Raiffeisenbanken in den vergangenen Monaten viele neue Kundengelder zugeflossen seien.

Kantonalbanken reagieren unterschiedlich

Weniger konkret sind die Grenzen bei den Kantonalbanken. Doch auch dort sind Firmenkunden nicht vor Negativzinsen sicher. So heisst es bei der Zürcher Kantonalbank, dass sie Negativzinsen differenziert auf Guthaben von Kunden mit hohen Liquiditätsbeständen weitergebe. Es sei kein fixer Betrag definiert, ab welchem Negativzinsen zwingend erhoben würden. Ob Negativzinsen weitergegeben werden, hängt von der bestehenden Kundenbeziehung und der Grössenordnung des jeweiligen Geschäfts ab.

Ähnlich tönt es bei der Basler KB. Sie gebe punktuell einzelnen institutionellen Kunden, Firmenkunden und Privatkunden mit grossem Habensaldo Negativzinsen weiter, so ein Sprecher. Auch bei der Berner KB erfolgt die Erhebung von Negativzinsen individuell und orientiert sich an der jeweiligen Kundenbeziehung.

«Banken reichen die Negativzinsen zunehmend an ihre KMU-Kunden weiter.»

Studie der Hochschule Luzern

Dass die Banken strenger werden, zeigt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie zur Finanzierung von Schweizer Unternehmen. Sie wurde von der Hochschule Luzern für das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) durchgeführt (hier finden Sie die Studie). «Banken reichen die Negativzinsen zunehmend an ihre KMU-Kunden weiter», heisst es da. Die Umfrage fand im letzten Frühling statt, die Studie wurde im November veröffentlicht.

Rund 13 Prozent der befragten KMU hätten Negativzinsen für ihre Kontobestände und Geldanlagen bezahlen müssen. Vor fünf Jahren, damals wurde diese Umfrage letztmalig durchgeführt, bezahlten nur 5 Prozent der befragten KMU Strafzinsen.

Mehr als 20’000 Firmen betroffen

Hochgerechnet auf die rund 162’000 Firmen, haben rund 21’000 Unternehmen Negativzinsen bezahlen müssen. Dabei würden mittlere Unternehmen mit 50 bis 250 Mitarbeitern deutlich öfter mit Negativzinsen belastet als Mikro- und Kleinunternehmen. Ein Drittel der mittleren Unternehmen ist demnach betroffen. Der Grund dafür sei, dass grössere KMU eher höhere Barreserven halten.

Das könnte laut den Autoren den Zusammenhang zwischen der Weitergabe der Negativzinsen und der Unternehmensgrösse erklären. Doch gebe es auch einen Gegeneffekt. Viele Firmen nehmen laut der Studie der Hochschule Luzern weniger Bankkredite auf. So müssen sie neben den Bankzinsen nicht auch noch Negativzinsen bezahlen.