Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Grosse Baupläne am Genfersee
Swissquote spaltet mit neuem Turm eine ganze Gemeinde

Abstimmungsplakat für den Swissquote-Turm: Am Sonntag stimmt Gland VD darüber ab.

Ein 60 Meter hoher Turm soll bald alle anderen Gebäude in Gland überragen. So jedenfalls lauten die Expansionspläne des Onlinebanking-Anbieters Swissquote. Mit derzeit 700 Angestellten ist dieser in der Gemeinde am Genfersee schon jetzt der grösste Arbeitgeber. Künftig will Swissquote die Belegschaft in Gland mehr als verdoppeln und auf 1700 Mitarbeitende aufstocken. 

Doch das Projekt ist nicht unter Dach und Fach. Am Sonntag entscheiden die Stimmberechtigten der rund 13’000 Einwohner zählenden Gemeinde über das Bauvorhaben. Auch wenn sich die Bewohner von Gland einig sind, dass Swissquote als grösste Steuerzahlerin die Gemeinde aufwertet, sind sich viele uneinig, was der Bau eines derart hohen Turmes für sie bedeuten würde. 

Swissquote-Chef und Mitgründer Marc Bürki, der ursprünglich aus Gland stammt, will mit dem Projekt die digitale Bank stärker in seiner Heimat verankern. Am neuen Standort sollen Angestellte nicht nur arbeiten, sondern sich auch verpflegen und weitere Dienste in Anspruch nehmen können.

Swissquote wächst rasant 

Das Unternehmen ist in den vergangenen Jahren infolge des Börsenbooms stark gewachsen. Mit einem Nettoertrag von 472 Millionen und einem Gewinn von 223 Millionen Franken erzielte die Bank im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis. Für das laufende Jahr rechnet sie mit noch besseren Zahlen, und binnen der nächsten drei Jahre strebt sie einen Nettoertrag von 750 Millionen und einen Gewinn von 350 Millionen Franken an. 

«Wir brauchen Platz, um unsere Aktivitäten zu entwickeln, und da wir mit Gland verbunden sind, möchten wir dies hier tun», sagt Marc Bürki. «Aber wenn das in den nächsten Jahren nicht geschieht, bin ich nicht sicher, ob unsere Nachfolger diese regionale Verbundenheit beibehalten werden.»

Mit anderen Worten: Wenn der Turm am Sonntag abgelehnt wird, wird die Onlinebank anderswo expandieren, beispielsweise in der Deutschschweiz oder im Ausland. Die Mitbegründer von Swissquote haben jedoch weiterhin die Hoffnung, dass ihr Projekt dort entsteht, wo vor über 30 Jahren alles begann.

Swissquote-Chef Marc Bürki stammt aus Gland VD, wo er künftig die Belegschaft von 700 auf 1700 Angestellte aufstocken will. 

Um alle Chancen auf seiner Seite zu haben, hat Bürki eine Art Verführungsaktion gestartet. So plant er einen acht Hektaren grossen Grünpark. Dieser würde einen Grossteil des Industriegebiets von Gland und die zentrale Verkehrsader der Gemeinde bedecken. Der Kostenpunkt für das Bauprojekt wird auf 20 Millionen Franken beziffert. Dafür hat Swissquote der Gemeinde eine Teilung der Kosten vorgeschlagen. 

Schatten oder Steuereinnahmen

Für die Gegner des Projekts ist vor allem eins problematisch: der grosse Schatten, den der 60 Meter hohe Turm auf ihre Gemeinde werfen würde. Das Referendumskomitee Avenir Gland geht davon aus, dass der Schattenwurf von Oktober bis März 800 Stunden pro Jahr betragen würde.

Die Befürworter bestreiten das jedoch: «Avenir Gland hat sich auf falsche Daten gestützt und das Wetter oder die dunkleren Perioden, die wir im Winter erleben, nicht berücksichtigt», sagt Catherine Labouchère, Präsidentin des Komitees «Je dis oui à Gland».

In Politik- und Wirtschaftskreisen scheint das Bauprojekt von Swissquote mehrheitlich begrüsst zu werden. So sagte FDP-Gemeinderat Michel Girardet an der Gemeindeversammlung, dass die Onlinebank Gland jedes Jahr fünf Millionen Franken einbringe, was rund sieben Prozent des Gemeindebudgets entspreche.

Der Besitzer des Hotels Glanis, José Fernandes, sagt der Westschweizer Zeitung «Le Temps»: «Ich befürworte das Projekt, da wir viele Angestellte empfangen, sei es zum Essen oder zum Schlafen. Insgesamt nutzt Swissquote jährlich zehn Prozent der Zimmer meines Hotels. Das ist nicht wenig.»

Für die beiden Referendumsführer Pascal Riesen und Pierre Wegmüller scheint dieses Argument aber wenig stichhaltig: «Man sollte den Geschäftsleuten keine falschen Hoffnungen machen. Die Angestellten werden in den Gebäuden alles haben, was sie wollen, einschliesslich Verpflegungsmöglichkeiten.»

Der Ausgang der Abstimmung ist ungewiss. Die Gegner wollen jedoch bei einem Ja-Entscheid Einsprache erheben.