Telecomanbieter Quickline positioniert sich neuSwisscom, Sunrise und Salt erhalten landesweite Konkurrenz
Quickline will vom überregionalen Verbund zu einem nationalen Anbieter werden. Wie sich das Unternehmen preislich etablieren will.
In den Schweizer Telecommarkt kommt neuer Schwung: Wie diese Redaktion in Erfahrung gebracht hat, plant der überregionale Anbieter Quickline eine landesweite Abdeckung mit Internet, Mobilfunk, Fernsehen und Festnetz. Am Donnerstagmorgen bestätigte der Verbund dieses Vorhaben. Quickline wird somit neben der Swisscom, Sunrise und Salt zum vierten nationalen Netzbetreiber.
Quickline-Chef Frédéric Goetschmann bezeichnet im Gespräch diesen Schritt mit Blick auf die Firmengeschichte als «logisch». Der Zusammenschluss entstand vor 25 Jahren aus lokalen Netzbetreibern, die sich organisierten.
Über die Jahre wuchs die Firma mit Sitz im bernischen Nidau zu einem regionalen und später überregionalen Verbund mit Schwerpunkten im Mittelland, in der Zentralschweiz sowie im Wallis. Im Kanton Zürich ist Quickline in Glattfelden präsent. Der Aufstieg in die Liga der nationalen Anbieter bietet sich also an, um das Angebot weiterzuentwickeln.
Und noch ein anderer Punkt spielt eine Rolle: Kundinnen und Kunden, die aus dem Verbundgebiet von Quickline wegzogen, wechselten am neuen Wohnort oftmals zur Konkurrenz. Ein Wegzug sollte nun kein Kündigungsgrund mehr sein, so Goetschmann.
Bei den Internetabonnements hält Quickline einen Marktanteil von 4 Prozent und liegt damit gleichauf mit Salt. Der Gesamtumsatz betrug im vergangenen Jahr 245 Millionen Franken.
Aktuell erschliesst Quickline mit seinen 22 Verbundpartnern rund 400’000 Haushalte. Dank der neuen nationalen Reichweite erreicht Quickline nun alle 3,7 Millionen Haushalte der Schweiz. In erster Linie fokussiert der Anbieter aber auf die 2,4 Millionen Haushalte in der Deutschschweiz. Gelingt dies, wäre das eine Versechsfachung des heutigen Marktgebiets.
Um das zu schaffen, geht es aber nicht ohne Zusammenarbeit mit der Konkurrenz. Beim Festnetz kooperiert Quickline mit der Marktführerin Swisscom. Beim Mobilfunknetz gibt es bereits eine Partnerschaft mit Sunrise.
In der Branche ist die Swisscom für ihr aggressives Geschäftsgebaren bekannt, wofür der staatsnahe Betrieb zusehends mit Klagen eingedeckt ist. Goetschmann betont zuerst die Vorteile der Zusammenarbeit: «Mit einem einzigen Vertrag ist die ganze Schweiz abgedeckt; es sind nicht mehrere Verträge mit einzelnen Partnern nötig.»
Doch der Quickline-Chef macht auch deutlich, dass er für einen landesweiten Zugang aufs Festnetz Alternativen hat. Beispielsweise Swiss Fibre Net (SFN), den Glasfaserverbund der Elektrizitätswerke.
Ein neuer Konkurrent in einem Markt bedeutet normalerweise, dass der Wettbewerb steigt und die Preise sinken. Doch Goetschmann dämpft hier die Erwartungen. «Wir werden kein Billiganbieter, sondern positionieren uns als Qualitätsanbieter mit einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis.»
So überarbeitet Quickline das bestehende Produktportfolio und bietet neu einen reinen Internetzugang an. Das Einstiegsangebot kostet 49 Franken im Monat für eine Geschwindigkeit von 100 Megabit pro Sekunde. Zum Vergleich: Die Swisscom bietet ihr Abonnement mit derselben Bandbreite für 65 Franken im Monat an.
Oliver Zadori vom Vergleichsportal Dschungelkompass.ch hält die Quickline-Angebote für preislich interessanter als jene der grossen Mitbewerber. Er hält jedoch fest, dass die Zweitmarken der nationalen Konkurrenten günstigere Abonnements anbieten als Quickline. Dazu gehören etwa Yallo von Sunrise und Wingo von Swisscom.
Zu Wachstumszielen, etwa der angestrebten Anzahl von Neukunden oder den angepeilten Marktanteilen, hält sich Quickline-Chef Goetschmann bedeckt. Er sagt einzig, dass es dafür von den Verbundpartnern keinen konkreten Auftrag gebe.
Keinen Hehl macht er indes daraus, dass Quickline für Wachstum offen ist und für strategische Partnerschaften auf nationaler Ebene. Das können einerseits Neuzugänge in den Verbund selbst sein. Anderseits sieht sich Quickline auch als Partner für branchenfremde Anbieter von Telecomangeboten. Goetschmann nennt im Gespräch mehrfach Aldi als Beispiel.
Dieses Vorhaben ist eine Reaktion auf einen Markt, der ständig in Bewegung und auch unter kleinen Anbietern durch einen Verdrängungswettbewerb geprägt ist. Erst Anfang September gab Sunrise bekannt, von der Genossenschaft Elektra Baselland (EBL) die Telecomsparte zu übernehmen. Geht es nach Goetschmann, käme ab sofort auch Quickline als Käufer bei einer solchen Übernahme infrage.
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