Arbeitskampf bei Schweizer AirlineSwiss-Piloten drohen mit Streik
60 Millionen Franken: Um diesen Betrag hat die Swiss angeblich ihr Angebot aufgebessert. Die Pilotinnen und Piloten sind damit nicht zufrieden. Ab 17. Oktober könnten sie ihre Arbeit niederlegen.
Die Swiss hat Verbesserungen von über 60 Millionen Franken gegenüber dem abgelehnten GAV 2022 vorgelegt. Dies teilte die Lufthansa-Tochter am Freitag mit. «Auch gegenüber dem letzten Gesamtarbeitsvertrag aus dem Jahr 2018 stellt dieses Angebot eine deutliche Verbesserung dar. Dies trotz der durch die Corona-Pandemie gestiegenen Schuldenlast und der unsicheren Weltwirtschaftslage.»
Mit den 60 Millionen Franken will die Swiss «Massnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben» einführen. Auch ist eine Erhöhung der Gesamtvergütung der Pilotinnen und Piloten in Abhängigkeit vom Dienstjahr um jährlich zwischen 3000 und 9000 Franken vorgesehen.
Die Pilotengewerkschaft Aeropers hat dagegen laut Swiss Forderungen gestellt, die über die vereinbarte Vertragslaufzeit von vier Jahren die Cockpitpersonalkosten von rund 1 Milliarde um insgesamt über 200 Millionen Franken erhöhen würden.
«Die Swiss bedauert die Ablehnung durch den Aeropers-Vorstand», schrieb die Airline. Die Swiss wolle nach wie vor einen neuen Gesamtarbeitsvertrag mit den Piloten abschliessen und stehe für weitere Verhandlungen zur Verfügung.
Piloten bereiten sich auf Streik vor
Nun drohen die Piloten mit Streik. An einem Mitgliederanlass am Donnerstag in Kloten manifestierten die 240 anwesenden Pilotinnen und Piloten ihre Unterstützung für das Vorgehen von Aeropers. Sie werfen der Airline-Führung vor, «nicht ausreichend» auf die berechtigten Interessen des Cockpit-Personals einzugehen. Seit dem 1. April fliegt das Personal ohne gültigen Gesamtarbeitsvertrag.
Aeropers wirft der Swiss vor, dass jede Verbesserung von der Geschäftsleitung faktisch durch eine Gegenforderung neutralisiert werde. «Obwohl der Gesamtarbeitsvertrag 2022 von den Aeropers-Mitgliedern deutlich abgelehnt worden ist, hält die Swiss auch heute noch an diesem Niveau fest», kritisiert Verbandsprecher Thomas Steffen.
Die Geschäftsleitung wolle weiterhin eine nachhaltige Verbesserung der Planbarkeit des Soziallebens verhindern. Auch wolle sie faktisch den Piloten die Gehälter just in einem Zeitpunkt kürzen, wo das Business für die Swiss wieder sehr gut laufe.
Und wie geht es weiter? Laut Steffen sollen sich die Mitglieder in den nächsten zwei Wochen zur aktuellen Situation äussern können. Anschliessend soll bis zum 16. Oktober die Abstimmung über das weitere Vorgehen stattfinden. «Falls die Mitglieder dem Antrag des Vorstandes zustimmen und die Geschäftsleitung der Swiss in der Zwischenzeit kein deutlich verbessertes Angebot vorlegt, sind ab dem 17. Oktober Streikmassnahmen möglich.»
Auf was sich Passagiere einstellen müssen
Was dies im Ernstfall für die Swiss-Kundschaft bedeuten könnte, zeigt sich am Beispiel des Mutterkonzerns Lufthansa. Auch dort ist es in diesem Jahr zu Lohnkonflikten gekommen. Am 2. September waren die Piloten in einen Streik getreten. Die Lufthansa musste über 800 Flüge streichen, betroffen waren 130’000 Passagiere.
Weitere angedrohte Streiks wurden abgesagt, nachdem sich die Lufthansa mit der Pilotengewerkschaft Cockpit geeinigt hatte.
SDA/rf
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