Eishockey-Liga voller KummerbubenUnd man fragt sich: Wieso spielen sie überhaupt?
Wer in der National League Letzter wird, hat kaum Konsequenzen zu befürchten. Die Abstiegsgefahr ist aus diversen Gründen gering. Was einige peinlich finden – und dennoch seine Logik hat.
Früher war es die Nationalliga B, und es gab Leute, die sprachen etwas übertrieben von der besten zweiten Spielklasse der Welt. Heute heisst sie Swiss League – und ist längst eine Ansammlung von Kummerbuben geworden.
Langenthal und Martigny zogen sich wegen finanzieller Probleme zurück. Andere Equipen haben kaum Ambitionen, man fragt sich beinahe, weshalb sie überhaupt spielen, ausser um junge Talente zu fördern. Die Meisterschaft umfasst noch zehn Clubs, wobei von unten so schnell kaum Zuwachs zu erwarten ist.
Und der Weg nach oben? La Chaux-de-Fonds, Visp und Sierre haben zumindest ein Gesuch für eine allfällige Promotion eingereicht. Jenes von Sierre wird abgelehnt, ist das Stadion Graben doch eine aus der Zeit gefallene Trutzburg. Kompliziert ist es in La Chaux-de-Fonds, immerhin dem sportlichen Primus der Liga, er müsste seine Heimspiele bis zur Fertigstellung des neuen Eissportzentrums in frühestens drei Jahren im 20 Kilometer entfernten Neuenburg bestreiten. Was bezüglich Einnahmen im Desaster enden könnte.
Bleibt Visp: Im Dorf stand auf Plakaten zuletzt der Slogan «Zämu meischtru». Schön und gut. Aber neues Stadion hin oder her – die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit füllt bei den Oberwallisern den Lötschbergtunnel aus. Olten wiederum hat sein Aufstiegsgesuch schon wieder zurückgezogen, eine kompetitive Mannschaft ist ohnehin nicht vorhanden.
Ajoies Abonnement auf den letzten Platz
Nun, über die Gesuche wird erst noch entschieden, die Clubs dürften erst Anfang Dezember informiert werden. Unten wird gejammert über das strenge Prozedere, die vielen Reglemente und Anforderungen, kurz: den quasi versperrten Weg nach oben. Aber die Liga-Verantwortlichen wollen verständlicherweise kein Himmelfahrtskommando fördern – zumal sich die Zeiten geändert haben. Wer in die National League will, braucht im Stadion etwa umfassende Überwachungskamerasysteme, eine konsequente Fan-Sektoren-Trennung, VIP- und Behindertenplätze, diverse Fluchtwege, hochwertige Beleuchtungsanlagen, Infrastruktur für TV-Übertragung, mindestens 5000 Plätze. So weit, so teuer.
Und so kommt es, dass für den Tabellenzweiten Basel der Aufstieg noch gar kein Thema ist. Der gross denkende Sportchef Kevin Schläpfer hat nicht nur Freude daran, Gleiches gilt für einige Spieler. Aber Schläpfer kann den Entscheid, kein Gesuch zu stellen, dann doch nachvollziehen, zumal das Risiko gewaltig ist. Wer eine halbwegs realistische Aufstiegschance haben will, muss die Mannschaft schon während der Saison entscheidend verstärken, was reichlich Geld kostet, das nirgends da ist. Die Basler machten schon letzte Saison 300’000 Franken Verlust. Ohne Zusatzinvestitionen, versteht sich. In Visp war das Minus dem Vernehmen nach zumindest halb so gross.
In der National League scheint Ajoie ein Abonnement auf den letzten Platz zu besitzen. Konsequenzen drohen den Jurassiern kaum, in der vergangenen Saison entfiel gar die Ligaqualifikation, weil Swiss-League-Sieger La Chaux-de-Fonds nicht aufsteigen durfte. Manch einer spricht von einer Peinlichkeit. Nur: Eine Modusanpassung ist kein Thema. Dass es künftig einen direkten Auf- und Absteiger geben wird, ist in etwa so wahrscheinlich wie eine Fusion von Lugano und Ambri. Oder ein Meistertitel von Gottéron.
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