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Sweet Home: Homestory
Grossstadtinsel und Gastfreundschaft

Sweet Home bei Linda Hüsser photography Rita Palanikumar
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Ihre Restaurants «Zur Goldige Guttere» und «Roter Delfin» sind immer voll und voller guter Laune. Diese gute Laune strahlt auch das Zuhause von Linda Hüsser aus, der Mitbegründerin der beiden Zürcher Gastrowunder. Sie hat aus ihrer Stadtwohnung eine kleine, persönliche Paradiesinsel geschaffen, in der sie sich nicht nur erholt, sondern auch neue Menüs, Rezepte und Ideen für Ihre Gastrokonzepte entwickelt.

«In der entspannten Stimmung, die mir mein Zuhause vermittelt, bin ich am kreativsten.»

Linda Hüsser
Sweet Home bei Linda Hüsser photography Rita Palanikumar

So duftet es bei unserem Besuch intensiv nach Butter und Safran. Linda hat eine grosse Safran-Brioche in den Backofen geschoben. Sie schwärmt vom Sauerteig und der grossen Portion Butter, die in dem eleganten Hefegebäck stecken. Sonniges Safrangelb strahlt an diesem Februartag durch die ganze Wohnung und unterstützt die warme, freundliche Stimmung der Einrichtung. «Auch wenn es bedeckt ist, bleibt es hier hell und warm», erzählt uns Linda. Das hat viel mit den grossen Fenstern der schön und sanft renovierten Altbauwohnung zu tun. Zudem öffnet sich die Wohnung in einen grossen Innenhof, was mitten in dem betriebsamen Kreis 4 für Licht und Luftigkeit sorgt. «Und bestimmt auch bald wieder für Ruhe und Grün», hofft Linda, denn es wird gerade tüchtig gebaut.

Sweet Home bei Linda Hüsser photography Rita Palanikumar

Hauptdarsteller der Sitzecke im grossen Wohnzimmer ist ein Sofa von Le Corbusier, das Linda aus dem Haus ihrer Eltern mitnehmen durfte. Dazu hat sie einen Couchtisch aus Glas gestellt. Durch seine Transparenz lässt er dem Raum seine Grosszügigkeit und bietet gleichzeitig viel Ablagefläche. Momentan trägt der Tisch Bücher, Blumen, Kerzen und quirlige Dinge, die Linda liebt. Das sind zum Beispiel ein Hummer-Bast-Untersetzer als Bühne für die Blumenvase, lustige Figürchen oder eine Kerze in Ravioliform.

Linda mischt gern unterschiedliche Elemente und kreiert damit eigene, persönliche Wohnideen. So krönt sie einen chinesischen Keramikhocker mit einer poppigen, orangen Artemide-Leuchte zu einer charmanten Lichtskulptur. Die Sitzecke wird mit zwei Designerstühlen vervollkommnet: Einem Herman-Miller-Vintage-Panton-Stuhl, den Linda gleich um die Ecke bei Max Designklassiker gefunden hat, und einem «Plywood Chair» von Charles und Ray Eames.

Sweet Home bei Linda Hüsser photography Rita Palanikumar

Ein schlichtes Metallregal gibt nicht nur Lindas Büchern und Magazinen ein Zuhause, sondern ist auch eine offene Schatzkiste voller geliebter Fundstücke, Boxen, Dosen, Keramik, Kerzen oder Tabletts mit Figürchen. Linda liebt es, Dinge zu entdecken, und gibt allen einen Ort, damit sie wie Edelsteine in ihrer ganzen Schönheit strahlen können.

Sweet Home bei Linda Hüsser photography Rita Palanikumar

Neben dem Sofa steht ein antiker «Go and Stop»-Spielautomat aus einer alten Beiz, der als dekoratives, buntes Ablagemöbel genutzt wird. Der Raum ist gross, hell und dient zum Wohnen und Essen. Sehr viel Gemütlichkeit schafft ein schönes elfenbeinfarbig lackiertes Holztäfer. Dieses zieht sich den Wänden entlang und bietet eine perfekte Bilderleiste für Kunst, Fotografie und Plakate.

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Diese analoge Fotografie von Samuel Kürz ist auch ein schönes Stück Erinnerung aus Lindas Studienzeit: «Sie zeigt ein Mittagessen, das ich gekocht habe, als ich zusammen mit Sämi, meiner Geschäftspartnerin Meret Diener und weiteren Freunden in den Semesterferien nach Südfrankreich reiste. Dort besuchten wir eine Freundin, tankten Sonne, schlemmten und genossen das Leben.»

Sweet Home bei Linda Hüsser photography Rita Palanikumar

«Ich wollte unbedingt einen grossen langen Tisch, an dem möglichst viele Gäste Platz haben.»

Linda Hüsser

Lange hat Linda nach dem richtigen Tisch gesucht. Sie wurde in einem Vintagegeschäft im Aargau fündig. Sie wollte einen langen Tisch, an dem grosse Festessen möglich sind. Bevor sie zusammen mit ihrer Freundin und Studienkollegin Meret Diener das Restaurant «Zur Goldige Guttere» eröffnete, kochte und bewirtete sie sehr oft ihre Freundinnen, Freunde und Familie zu Hause. «Das mache ich immer noch, aber weniger oft», meint Linda, «viele kommen jetzt ins Restaurant.»

Die beiden Frauen, die sich während der Ausbildung in der Hotelfachschule Lausanne kennen lernten, eröffneten Ende 2021 das Restaurant «Zur Goldige Guttere». Während der Pandemie begannen sie mit köstlichen Toasts und dem Projekt «Iklämmt». Im Restaurant servieren sie mit ihrem Team saisonale und regionale Bioprodukte mit Fokus auf Gemüse. Dazu gehört viel Eingemachtes. «Wir sind oft am Beerenpflücken, klettern auf Chriesibäume oder sammeln Wildkräuter im Wald und arbeiten mit kleinen Bioproduktionsbetrieben.» Lindas Passion für die besten Lebensmittel und Getränke aus der Schweiz ist die Inspiration für ihre Kochkunst. Jeden Monat gibt es ein neues Menü und nur das. «Das funktioniert gut, denn die Qual der Wahl bleibt weg und viele Gäste kommen jeden Monat aufs Neue.»

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Ein grosses dekoratives Plakat ist Tischoberhaupt am langen Holztisch. Mit dem üppigen Tulpenstrauss davor wirkt es fast wie zum Leben erweckt.

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Es ist das kreative Schaffen, das Linda an ihrer Arbeit am meisten liebt. So hat sie, auch zusammen mit Meret Diener und dem Studienfreund Samuel Kürz, kürzlich ein neues Restaurant konzipiert und aufgemacht. «Der Rote Delfin» ist eine Eatery und Drinkery. Ein Ort, an dem man einfache Küche und köstliche Getränke den ganzen Tag über geniessen kann. Auf dem Menü stehen aussergewöhnliche Kulinarik, Toast und Drinks, vom Sirup über den Martini bis hin zum Kaffee. Auch da ist alles regional.

Als ich Linda während des Schreibens anrufe, um noch einige Dinge zu fragen, ist sie gerade daheim am Tüfteln und Ausprobieren von Rezepten. «Zu Beginn habe ich das im Restaurant gemacht, doch immer mehr ziehe ich das kreative Schaffen daheim vor. Die Ruhe und das wohlige Gefühl zu Hause inspirieren mich.»

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Die kunstvoll geschnitzte Truhe im Schlafzimmer kommt aus Sumatra und ist ein Erbstück von Lindas Grossmutter, die Thailänderin ist. Darauf stehen Schälchen, Deckel, Tellerchen und allerlei kleine persönliche Dinge.

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«Ich liebe es, Räume einzurichten, und mag dabei auch starke Statements.»

Linda Hüsser

Der grosse rote Buchstabe ist ein solches Statement. Linda hat ihn im Brockenhaus gefunden. Er gibt dem Schlafzimmer eine gute Portion Farbe und Hinguck-Effekt. Viele Kleider und Taschen liegen in einem rosafarbenen Metallregal, das elegant um die Ecke geht. Andere Kleider hängen an einer Stange.

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Überall gibt es etwas zu entdecken, wie etwa diese hübschen Täschchen, die kokett und charmant mit bunten Haarspangen an einem Heizungsrohr hängen.

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Die Wohnung hat drei Zimmer. Als Linda vor drei Jahren einzog, wohnte sie mit einem Freund zusammen. Nachdem dieser ausgezogen war, vermietete Linda das zweite Schlafzimmer einem Untermieter. Als Garderobe wählte sie eine bunte «Hang it all». Darunter steht eine Truhe, in der Linda Ordner, Postkarten und Papierkram aufbewahrt.

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«Daheim gibt es schon mal Zitronen oder Olivenöl, aber im Restaurant sind wir konsequent regional.» Linda liebt zum guten Essen auch schönes Geschirr. Da ich erst kürzlich für ein spätes Weihnachtsessen mit meinen Kolleginnen im Restaurant «Zur Goldige Guttere» war, unterhalte ich mich mit Linda eingehend über Geschirr. Mich entzücken die altmodischen Teller mit Goldrand und die hübschen Glasschälchen, in denen die raffinierten Köstlichkeiten serviert werden. Linda erklärt mir, dass sie alles mit kleinem Budget, aber grosser Liebe in Brockenhäusern zusammengesucht haben. Für sich selbst leistet sich die Köchin gern schöne Einzelstücke, alte und neue. «Wenn ich am Reisen bin, kommt immer Keramik mit nach Hause.» Besonders liebt sie auch die karierten Schälchen und Schüsseln von enSoie. 

Die Küche geht um die Ecke. Die eine Seite dient der Einbauküche, die wie in den meisten Mietwohnungen vor allem mit Standard brilliert. Der andere Teil ist eine charmante Nische, in der ein rustikaler Holztisch steht. Der stand bereits bei meinen Urgrosseltern in der Küche.» Darüber hängen zwei grosse «Ferienfotos», ein Geschenk von Lindas ehemaligem Mitbewohner, einem Architekten. Amalfi-Zitronen, Radicchio und eine mit rosa Federn bestückte Zuckerwatte-Leuchte machen die Küche zu einem kleinen, persönlichen Ort mit mediterranem Flair. «Die Leuchte ist ein Unikat, zwei meiner Freundinnen haben sie mir einmal als Weihnachtsgeschenk gebastelt.»

Sweet Home bei Linda Hüsser photography Rita Palanikumar

Die hübsche Küchennische führt hinaus auf eine grosse Terrasse. Sie ist, wie Linda erklärt, im Sommer grün bewachsen. «Einmal trug der Feigenbaum so viele Früchte, dass sie auf dem Menü der «Guttere» landeten. Momentan stehen einige winterharte, immergrüne Pflanzen in Töpfen da und machen schon mal Stimmung. Lichterketten tanzen über die Terrasse, und natürlich steht auch hier ein grosser Tisch, an dem viele Gäste Platz haben.

Sweet Home bei Linda Hüsser photography Rita Palanikumar

Am Schluss unserer Fotoproduktion tischt uns Linda eine buttrige Safran-Brioche auf, die aussen knusprig und innen fantastisch weich und goldgelb ist, mit selbst gemachter Himbeerkonfitüre und cremigem Joghurt. Entspannt und gemütlich als spätes Frühstück mitten in der Grossstadt.