Rücktritt aus Swatch-TochterfirmaGeorge Clooney verlässt Nick Hayeks Öko-Unternehmen
Der Schauspieler war jahrelang Verwaltungsrat bei einer Bieler Batteriefirma. Trotz hochtrabender Prognosen kam diese nicht in Fahrt.
- George Clooney war 16 Jahre im Verwaltungsrat von Belenos.
- Das Ziel von Belenos war die Entwicklung einer effizienten Superbatterie.
- Die Vanadium-Batterie erwies sich als ungeeignet für Elektroautos.
- Auch die Tochter eines Alt-Bundesrats und ein Astronaut verlassen die Firma.
Es war der wohl glamouröseste Eintrag im gesamten Handelsregister des Kantons Bern: Clooney, George, amerikanischer Staatsangehöriger, in Studio City, Kalifornien (US), Mitglied des Verwaltungsrates, ohne Zeichnungsberechtigung.
Der weltberühmte Schauspieler war gut 16 Jahre lang Verwaltungsrat der Belenos Clean Power Holding AG mit Sitz in Biel – bis sein Name am Freitag gelöscht wurde.
Das Unternehmen gehört zu 51 Prozent der Bieler Swatch-Gruppe. Nicolas Hayek, der verstorbene Gründer des Uhrenkonzerns, hatte die Firma Belenos einst gegründet, um ökologische Technologien zu entwickeln.
Nicolas Hayek wollte ein E-Auto entwickeln
Hayek entschied sich zu diesem Schritt, nachdem eine Zusammenarbeit mit VW für ein Swatch-Elektroauto gescheitert war. Kurz nach der Gründung der Firma holte Hayek George Clooney in den Verwaltungsrat.
Er kannte den Hollywoodstar, weil dieser bereits seit Jahren eines der prominenten Werbegesichter der Uhrenmarke Omega war. Nach dem Tod von Nicolas Hayek im Sommer 2010 reiste Clooney zur Trauerfeier in den Berner Kursaal an.
Welche Rolle Clooney im Verwaltungsrat von Belenos spielte, war gegen aussen nicht klar. Dem «Bund» sagte Nick Hayek einmal, Clooney besitze seit 20 Jahren Elektroautos. «Wenn er in Europa ist, nimmt er an den Verwaltungsratssitzungen teil. Er ist eben einer dieser Querdenker, die wir auch in unserem Verwaltungsrat brauchen. Mit seinen kreativen Ideen leistet er einen grossen Beitrag.»
In einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» sagte Clooney seinerseits: «Es geht darum, eine Lösung zu finden, um die Autonomie von Batterien zu erhöhen und die Kosten zu senken, indem breit verfügbare Energien wie die Sonnenenergie genutzt werden.»
Familie Hayek und Clooney sind Aktionäre
Die Swatch-Gruppe und die Minderheitsaktionäre – die Familie Hayek, Clooney, die ETH Zürich, die Langenthaler Ammann-Gruppe sowie die Deutsche Bank – statteten die Belenos Clean Power Holding mit einem Kapital von 63 Millionen Franken aus.
Ob sich das Investment finanziell oder auch in ökologischer Hinsicht auszahlt, scheint jedoch noch alles andere als klar. Zuerst verfolgte Belenos das Ziel, eine effiziente Brennstoffzelle für Autos mit Wasserstoffantrieb auf den Markt zu bringen. Doch das Projekt wurde nach einigen Jahren an den Westschweizer Stromkonzern Groupe E verkauft.
Ab 2015 fokussierte Belenos ganz auf die Entwicklung einer neuen Superbatterie für E-Bikes, Drohnen und auch Elektroautos. Genauso wie sich Swatch-Konzernchef Nick Hayek für seine Uhren begeistern kann, verkündete er mehrmals enthusiastisch die Ziele von Belenos: Die E-Auto-Batterie von Belenos sei 50 bis 100 Prozent leistungsfähiger als alle anderen auf dem Markt.
Der Traum vom Milliarden-Börsengang
Die 50 Angestellten des Unternehmens arbeiteten eng mit dem Swatch-eigenen Batteriehersteller Renata in Itingen BL wie auch mit der ETH Zürich und dem Paul-Scherrer-Institut zusammen. Die Superbatterie bestand aus dem chemischen Element Vanadium, das eine besonders hohe Energiedichte erlauben sollte.
Nick Hayek, der zugleich Präsident von Belenos war und ist, sprach 2015 davon, die Batterie bereits 2016 auf den Markt bringen zu können. Und er liebäugelte bereits öffentlich mit einem Börsengang der Firma und ging von einem künftigen Börsenwert von 5 bis 20 Milliarden Franken aus.
Doch dann wurde es still um Belenos.
Offenbar war die Vanadium-Batterie zu gross oder zu teuer für den Einsatz in Elektroautos. «Revolution vertagt», titelte die «Bilanz» 2019 zum Thema. Zwar berichtet die Swatch-Gruppe in jedem ihrer Geschäftsberichte kurz von den Fortschritten von Belenos in Sachen Batterien. «Im Jahr 2023 wurden erneut Ideen, Konzepte und Patentanmeldungen umgesetzt und in der Form von Prototypen und Prüfständen realisiert», heisst es da etwa. Aber der grosse Durchbruch blieb bisher aus.
Hayek lag zwar richtig damit, dass die E-Mobilität und mit ihr die Batterie ein grosses Geschäft werden. Aber mit Tesla und den günstigen asiatischen Herstellern konnte seine Firma nicht mithalten.
Ammann-Tochter und Nicollier gehen auch
Gleichzeitig mit dem 63-jährigen Clooney haben zwei weitere Mitglieder den Verwaltungsrat von Belenos verlassen: Daniela Aeschlimann, Tochter von Alt-Bundesrat Johann Schneider-Ammann, und der frühere Schweizer Astronaut Claude Nicollier. Beide sitzen weiterhin im Verwaltungsrat der Swatch-Gruppe.
Im Belenos-Verwaltungsrat verbleiben damit nur noch Nick, seine Schwester Nayla und deren Sohn Marc Hayek, die auch im Uhrenkonzern tonangebend sind. Die Frage, was das für die Zukunft von Belenos und für die Besitzverhältnisse bedeutet, liess die Swatch-Gruppe am Freitag unbeantwortet.
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