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Kritisierte Siegerin und weinende Schweizerin

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Garmisch-Partenkirchen Im Zielraum: ein Gewusel. Skistöcke, Skischuhe, Ski, vorbeigeschleift, -getrampelt, -getragen, an ihr: Michelle Gisin. Sie sitzt mittendrin im Schnee, Tränen laufen ihr über die Wangen. Stephanie Venier bückt sich zu ihr herunter, die Österreicherin, redet ihr gut zu, minutenlang. Gisin schüttelt immer wieder den Kopf. 24. ist sie geworden in der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen, der nächste Tiefschlag in der Disziplin, in der sie eigentlich um die Kristallkugel hatte kämpfen wollen. Und nun im Niemandsland zu verschwinden droht. Sie, die 2016 in Val-d'Isère mit Tamtam ihr Debüt gab auf den langen Ski und unbeschwert auf Rang 7 raste. Es ist derzeit nicht mehr viel übrig von damals. «Ein riesiger Murks», so nennt die 26-Jährige, was es derzeit vor allem ist für sie in der Abfahrt. Es sind die vielen Stürze ihrer Schwester Dominique, die heftigen Unfälle ihres Bruders Marc, der in Kitzbühel 2015 und in Gröden 2018 in die Netze flog, die sie bislang zum Fahren mit Köpfchen bewegten. Nun hemmen sie Gisin.

Das tat gestern auch die Erinnerung an den letzten Winter, als ihr rechtes Knie auf ebendieser Strecke in Garmisch heftige Schläge abgekriegt hatte und sie die Saison abbrechen musste. «Ich habe mich dem gestellt», sagt Gisin. «Allerdings nicht wirklich sehr gut.»

Viel Zeit verlor sie aber nicht auf den Abschnitten, auf denen es sich zu überwinden gilt, sondern in den technischen, die ihr eigentlich liegen sollten. «Das war nur dumm», sagt sie. «Es ist frustrierend, wenn ich merke, dass der Kopf einfach nicht frei ist.» Dazu hat auch der Sturz ihrer jungen Teamkollegin Nathalie Gröbli am Vortag im Training beigetragen. Die 23-jährige Nidwaldnerin erlitt einen Schien- und Wadenbeinbruch. «Furchtbar», sagt Gisin, «aber das gehört bei uns leider dazu.» Sie weiss das fast zu gut.

Eine nicht perfekte Fahrt reicht auch

Überhaupt war die Stimmung bei den Schweizerinnen nicht allzu gut an diesem Samstag. Corinne Suter, Führende im Abfahrtsweltcup, wurde als Beste ihres Teams Fünfte, obwohl sie auf der Kandahar einige Umwege gemacht hatte. «Immerhin bleibt die Erkenntnis, dass es auch mit nicht perfekter Fahrt relativ weit nach vorne reicht», sagt sie. Zwei Ränge hinter ihr klassierte sich Joana Hählen, jüngst in der Abfahrt von Bansko und im Super-G von Rosa Chutor als Dritte auf dem Podest.

Dort standen andere, Ester Ledecka, Federica Brignone und vor allem sie: Viktoria Rebensburg.

30 musste die Deutsche werden, 257 Rennen bestreiten, bis sie erstmals in einer Abfahrt triumphierte. Es war ihr 19. Weltcupsieg – und wohl ihr schönster. Vor Heimpublikum. Und nachdem sie gerade erst heftig kritisiert worden war vom deutschen Alpinchef Wolfgang Maier, der befand, sie trainiere zu wenig und nicht hart genug. Rebensburg gab die Antwort auf der Piste. Und sagt: «Ich habe gerade so viele Gefühle und Emotionen, ich werde wohl noch Tage, wenn nicht Wochen brauchen, um das einordnen zu können.» Sie sollte sich beeilen. Weiter geht es schon heute mit dem Super-G.

Garmisch-Partenkirchen (GER). Weltcup-Abfahrt der Frauen: 1. Viktoria Rebensburg (GER) 1:41,94. 2. Federica Brignone (ITA) 0,61 zurück. 3. Ester Ledecka (CZE) 0,83. 4. Sofia Goggia (ITA) 0,95. 5. Corinne Suter (SUI) 0,98. 6. Ilka Stuhec (SLO) 1,52. 7. Joana Hählen (SUI) 1,63. 8. Petra Vlhova (SVK) 1,74. 9. Francesca Marsaglia (ITA) 1,77. 10. Elisabeth Reisinger (AUT) 1,80. 11. Jasmine Flury (SUI) 1,90. Ferner: 15. Lara Gut-Behrami (SUI) 2,15. 21. Wendy Holdener (SUI) 2,71. 24. Michelle Gisin (SUI) 2,82. 27. Juliana Suter (SUI) 3,18. 31. Priska Nufer (SUI) 3,57. 39. Jasmina Suter (SUI) 4,90.