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Meinung

Die Schweizer Liga ist zurück
Achtung, Super League! Kleine Warnung zum Saisonstart

Fans des FC Zuerich im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem FC Winterthur am Samstag, 7. Oktober 2023 im Letzigrund Stadion in Zuerich. (KEYSTONE/Philipp Schmidli)
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Sind Sie wie meine ältere Tochter? Sie haben während der Europameisterschaft Spiele geguckt und interessieren sich nun doch stärker für Fussball als gedacht? Dann haben Sie Glück! Nur sechs Tage nachdem in Berlin das Lametta zusammengewischt worden ist, beginnt die Schweizer Meisterschaft.

Lassen Sie sich nicht von jenen Menschen abschrecken, die Ihnen etwas von mässiger Qualität erzählen. Aber ein paar Hinweise sind vor dem Umstieg wohl angebracht: EM gegen Super League, das ist ein wenig wie ein Vergleich zwischen dem Eurovision Song Contest und einem Konzert im lokalen Club um die Ecke. Beide irgendwie in der gleichen Sparte angesiedelt. Und doch auf ganz anderen Ebenen unterwegs.

EM, das ist hohe Aufmerksamkeit und durchgetaktete Inszenierung (solange dieser Takt nicht in Händen der Deutschen Bahn liegt). Derselbe Hochglanz in jedem Stadion mit Fahnen-Choreo auf dem Feld und lustig angemalten Menschen auf den Tribünen.

Die Super League ist nah am echten Leben

Es ist ein Teil Ferien am Ballermann, für die Fans vor Ort oder im Public Viewing. Und ein Teil Soap-Opera für alle, die zu Hause am TV mitfiebern. Irgendjemand weint am Ende immer. Aber schon während der Abspann läuft, widmen sich die Gedanken wieder Wichtigerem.

Die Super League ist da einfach näher dran am richtigen Leben, das neben seinen Höhen und Tiefen ja auch einfach ganz viel Alltag bereithält. Hier tanzen keine 16-Jährigen übers Feld, die als Baby vom Messi(as) gebadet worden sind wie Lamine Yamal. Dafür erlangen Stürmer wie der Basler Thierno Barry eine gewisse Berühmtheit, weil sie vor dem Tor besonders schön scheitern.

This photo taken in Sept. 2007 shows a 20-year-old Lionel Messi, who had embarked on his legendary Barcelona career just over four years prior, helping to bathe Lamine Yamal, who was merely six months old at the time during a photo session in the dressing room of the Camp Nou stadium in Barcelona, Spain. Lamine Yamal is now a soccer sensation for both Spain and Barcelona and he is still only 16-years-old. (AP Photo/Joan Monfort)

Die Super League ist dafür ein Platz, an dem im Kleinen ganz grosse gesellschaftliche Themen verhandelt werden. Anhand der Fankurven zum Beispiel: Wo gibt es in unserer Gesellschaft noch Freiräume? Wie sehr darf die Freiheit der einen den Alltag der anderen einschränken? Und welche Massnahmen der Staatsgewalt sind verhältnismässig?

Vielleicht bekommt die Diskussion in Zürich einen entscheidenden Impuls, wo der FCZ gegen gesperrte Stadionsektoren juristisch vorgeht. Oder auch in Bern, wo das Stadtparlament der Regierung vorsorgliche Kurvenschliessungen schlicht verbieten will.

Käfer und Flamme in Basel

In Basel weiss unterdessen die ganze Region dank zerfressener FCB-Rasen um die Gefahren des Japankäfers (mit Haarbüscheln). Und wegen des neuen Heimtrikots (mit Flammen) lernen gerade alle im Alter über 30, was Blokecore und Blokette sind: der «inklusivste Modetrend» mit Fussballleibchen und «empowernden Botschaften» (Glamour.de) für die einen. Das Schlimmste der 90er – die Kleidung – für die anderen. Herzlich willkommen im Dialog der Generationen!

13.07.2024; Basel; Fussball Testspiel - FC Basel - SSV Ulm; 
Bradley Fink (Basel) 
 (Marc Schumacher/freshfocus)

Und damit zum Sport. Der wird in dieser Saison spektakulär. Also, wenn den Ankündigungen geglaubt werden darf. Die Young Boys? Gewinnen unter Trainer Patrick Rahmen nicht nur. Nein, sie spielen dabei auch noch schön! Der FC Lugano? Beweist, dass man keine Zuschauer braucht, um Meister zu werden. Der FC Zürich? Spielt gemäss Sportchef Milos Malenovic attraktiv, intensiv und offensiv. Der FC Basel? Laut Trainer Fabio Celestini auch. Der FC St. Gallen? Sowieso! Von Servette und Luzern ganz zu schweigen.

Sie glauben diesen Versprechungen nicht so richtig? Natürlich haben Sie damit recht. Aber schlussendlich ist es egal, wie viel davon eingehalten wird. Weil es die Fallhöhe ist, die die grossen Geschichten ermöglicht. Von zwölf Teams wollen mindestens neun in eine Meisterrunde, in der aber nur sechs Platz haben.

Dahinter wollen der Rekordmeister GC, der Fanliebling Winterthur und der Investorenclub Yverdon zumindest nicht absteigen. Krisen, Schweiss und vermutlich einige viel zu früh entlassene Trainer sind garantiert.

Paulo Coelho wäre neidisch

Wer sich auf die heimische Liga einlässt, wird vielleicht nicht unbedingt mit hochstehendem Fussball entschädigt. Aber durchaus mit tiefgehenden Emotionen. In St. Gallen ist eben Lukas Görtler in der Innenstadt gestanden und hat den interessierten Menschen einen handgeschriebenen (!) Brief verteilt.

Darin erklärt der Deutsche, warum er in der Ostschweiz bleibt und nicht in seine Heimat nach Nürnberg zurückkehrt. Ein Paulo Coelho hätte auf drei A4-Seiten nicht mehr Pathos untergebracht. «Wenn du lange genug an einem Ort bist, wirst du irgendwann zu diesem Ort!», schreibt Görtler.

Die Super League ist der Ort für die ganz grossen Gefühle. Sie sind gewarnt.

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