Super-G Männer in SaalbachSchweizer Dreifachsieg – und Odermatt holt die Kristallkugel
Marco Odermatt verpasst zwar das Podest, gewinnt aber die Disziplinenwertung im Super-G. Seine Teamkollegen sorgen für Furore.
Natürlich ist es ein verwegener Tipp. Aber wer Beat Feuz kennt, der weiss, dass er sich dabei etwas überlegt hat. Schon länger wettet er mit anderen ehemaligen Ski-Cracks vor jedem Rennen, im Super-G von Saalbach setzt er auf einen Schweizer Fünffachsieg. Illusorisch? Absurd? Realitätsfern? Nicht wirklich! Tatsächlich behält Feuz beinahe recht, die Swiss-Ski-Belegschaft schafft es auf die Ränge 1, 2, 3, 5 und 8.
Es ist ein Schweizer Traumtag am Weltcupfinal, man wähnt sich an nationalen Meisterschaften mit ausländischer Beteiligung. Marco Odermatts Teamkollegen schaffen es sogar, dass sein Triumph in der Disziplinenwertung ein wenig in den Hintergrund rückt. Stefan Rogentin gewinnt das Rennen, drei Hundertstel bleibt er vor Loïc Meillard, der sich in diesen Wochen in der Form seines Lebens befindet. Auf Platz 3 rast der Walliser Arnaud Boisset. Das Trio profitiert von den frühen Startnummern 6, 4 und 5, in der Folge wird die mit sieben Tonnen Salz präparierte Piste spürbar langsamer, vorab im oberen Teil sind Spitzenzeiten kaum mehr möglich.
Training mit Zehnjährigen
Aber eben, die Schweizer nutzen die Gunst der Stunde. Rogentin, der schon am Mittwoch im Abfahrtstraining der Schnellste gewesen ist, zeigt für einmal alles, was die Trainer so oft von ihm vermissen: die Angriffslust, die Kompromisslosigkeit, den unbedingten Siegeswillen. Der Bündner gilt als ruhiger, ja fast schon zu ruhiger Typ. Jene Eigenschaft mag ihm bei seiner Leidenschaft, dem Jagen, entgegenkommen, aber nicht immer auf der Skipiste. Er müsse endlich aus seiner Haut kommen, sagte der Schweizer Cheftrainer Tom Stauffer jedenfalls einmal.
Nun feiert Rogentin seinen Premierensieg, er, der als Bub Schlagzeuger werden wollte und auch als Eishockeyspieler als Talent galt, sogar der HC Davos soll Interesse an ihm bekundet haben. Relativ nüchtern bleibt er auch im Moment des grössten Erfolgs, der 29-Jährige sagt schmunzelnd, das Ergebnis sei jetzt so, wie es eben sein müsse. Und er spricht über seine ungewöhnliche Vorbereitung: Weil die letzten Speedrennen schon Mitte Februar stattfanden, hatte er zuletzt lange Pause. Und so trainierte er drei Tage daheim im Skiclub Lenzerheide-Valbella – mit Zehnjährigen.
Auch Meillard lässt sich nach Platz 2 nicht zu Gefühlsausbrüchen hinreissen. Wieso auch, Podestplätze sind für den Romand derzeit das Normalste der Welt. Im März hat er zwei Rennen gewonnen und wurde dreimal Zweiter, damit holte er sogar mehr Punkte als Odermatt. Vermag er jenes Niveau über den Sommer hinweg zu halten, könnte er seinem Landsmann ein ernsthafter Konkurrent im Kampf um den Gewinn des Gesamtweltcups werden, als den ihn auch Pirmin Zurbriggen sieht.
Auf dem Podest – und bald auf der Bank
Während es Meillard zum 21. Mal unter die Top 3 schafft, steht Arnaud Boisset erstmals auf dem Treppchen. Der 25-Jährige ist einer der vielen Aufsteiger in der Schweizer Equipe, nun wird er vom B-Kader direkt ins Nationalteam befördert. Dabei hing seine Karriere wegen einer schweren Knieverletzung noch vor wenigen Jahren am seidenen Faden. Boisset hat ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen, nach der Saison wird er in einer Genfer Privatbank arbeiten.
Das Podest verpasst hingegen für einmal Marco Odermatt, was in den letzten zwei Saisons im Super-G gerade zweimal vorgekommen ist. Mit Startnummer 15 holt der Nidwaldner noch das Optimum heraus und wird Fünfter – es reicht locker zum Gewinn des Disziplinenweltcups. Es ist Kugel Nummer 3 für Odermatt in diesem Winter nach den Triumphen im Gesamt- und Riesenslalomweltcup, sie sei besonders wertvoll, weil die meisten Rennen an und für sich nicht auf seine Fähigkeiten zugeschnitten gewesen seien.
Odermatt jubelt bei der Zeremonie denn auch ausgelassen, wobei er sich wohl noch mehr über den Gewinn der Abfahrtskugel freuen würde. Am Sonntag kann er auch in der Königsdisziplin reüssieren, 42 Punkte liegt er vor dem Franzosen Cyprien Sarrazin.
Im letzten Saisonrennen kann Odermatt Historisches vollbringen: Siegt der 26-Jährige, käme er auf 2047 Punkte – er würde damit seinen eigenen Rekord aus dem Vorjahr brechen. Apropos Historie: Schweizer Dreifachsiege im Super-G hat es im Weltcup schon zweimal gegeben: 1982 in Val-d’Isère standen Peter Müller, Peter Lüscher und Pirmin Zurbriggen gemeinsam auf dem Podest, zehn Jahre später in Megève jubelten Paul Accola, Marco Hangl und Franz Heinzer.
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Schweizer Dreifachsieg!
Daniel Danklmaier und Junioren-Weltmeister Max Perathoner können erwartungsgemäss nichts mehr ausrichten. Das heisst: Das Rennen ist durch, die Schweiz kann ausgelassen jubeln. Stefan Rogentin gewinnt vor Loïc Meillard und Arnaud Boisset. Marco Odermatt wird Fünfter und holt den Disziplinenweltcup, Gino Caviezel wird Achter. Es ist ein Schweizer Traumtag.
Startnummer 21 – Lukas Feuerstein
Heftiger Abflug des Österreichers: Kurz vor dem Ziel spickt es ihn durch die Luft, er stürzt schwer. Aber: Feuerstein kann selbst aufstehen und winkt ins Publikum. Allzu schlimm dürfte es nicht sein.
Startnummer 20 – Ryan Cochran-Siegle
Die Luft ist definitiv draussen: Der Amerikaner wird 20. und haut im Ziel mit dem Stock auf die Werbebande.
Startnummer 19 – James Crawford
Der Super-G-Weltmeister hat sich schwer getan in der zweiten Saisonhälfte. Immerhin reicht es für Platz 14.
Startnummer 18 – Justin Murisier
Der siebte und letzte Schweizer ist chancenlos. Oben erlebt er eine Schrecksekunde, kann einen Fahrfehler aber blitzschnell korrigieren. Danach verlor er kontinuierlich Zeit, letztlich sind es 1,81 Sekunden. Platz 17 für Murisier.
Startnummer 17 – Mattia Casse
Platz 14 für den Italiener. Es geht nun für alle wohl nur noch darum, sich in den Top 15 einzureihen und einige Punkte zu holen.
Startnummer 16 – Cameron Alexander
Nichts zu holen für den Kanadier: Er wird 16. und liegt am Schluss des Klassements. Für die restlichen Athleten wird es bei diesen Bedingungen sehr schwierig, schnelle Zeiten in den Schnee zu zaubern.
Odermatt lässt sich feiern
Auf der eher langsamer werdenden Piste kann Odermatt seine drei Teamkollegen Rogentin Meillard und Boisset nicht abfangen. Aber mit Platz 5 zeigt er eine starke Leistung. Im Ziel lässt er sich feiern, nach dem Rennen darf er die kleine Kristallkugel für den Gewinn des Super-G-Weltcups entgegen nehmen – wie im Vorjahr.
Startnummer 15 – Marco Odermatt
Die Kugel hat er im Sack, aufs Podest schafft es der Ausnahme-Athlet aber nicht. Odermatt ist tatsächlich nur viertbester Schweizer, es reicht für Zwischenrang 5. Im Ziel jubelt er trotzdem ausgelassen.
Startnummer 14 – Vincent Kriechmayr
Die Kugel-Entscheidung ist schon gefallen! Der Österreicher verliert oben wie fast alle über drei Zehntel, letztlich reicht es für Zwischenrang 5. Aber eben, er hätte das Rennen gewinnen müssen. Das heisst: Marco Odermatt gewinnt nach dem Gesamt- und Riesenslalom- auch den Super-G-Weltcup! Welch grandiose Leistung des Nidwaldners.
Startnummer 13 – Dominik Paris
Jeder Fahrer verliert im ersten Streckenabschnitt entscheidend Zeit, da stellt sich die Frage: Liegt überhaupt noch etwas drin? Der Italiener Paris hält den Schaden in Grenzen, er wird Fünfter und verdrängt Gino Caviezel auf Platz 6. Die Schweizer Dreifach-Führung hat noch immer Bestand.
Startnummer 12 – Guglielmo Bosca
Der 30-Jährige fuhr in diesem Winter seinen ersten Podestplatz heraus. Es bleibt beim einen Top-3-Rang, Bosca wird Siebter.
Startnummer 11 – Raphael Haaser
Zweiter in Bormio, Zweiter in Garmisch, Dritter in der Super-G-Gesamtwertung: Der Österreicher hat eine tolle Saison hinter sich. Er kann sie zum Abschluss nicht bestätigen, es reicht nur für Platz 9. Was auffällt: Oben verlieren nun alle Fahrer viel Zeit auf Leader Rogentin.
Schweizer Dreifachführung
Rogentin vor Meillard und Boisset – die drei Swiss-Ski-Vertreter sind nur durch 15 Hundertstel getrennt. Rogentin übrigens ist erst einmal in seiner Karriere auf dem Podest gestanden, Boisset noch gar nie.
Startnummer 10 – Franjo von Allmen
Welch Pech für den Berner Oberländer: Gleich beim Start bricht ihm der rechte Stock, selbiges Malheur ist ihm bereits im Dezember in Gröden passiert. Das Handicap ist gross, schon im ersten Sektor verliert er viel Zeit ein, unten hält er den Schaden in Grenzen. Zwischenrang 9 für von Allmen, den Aufsteiger des Winters, ob das für Punkte reichen wird? Im Finalrennen gehen die Fahrer ab Platz 16 leer aus.
Startnummer 9 – Nils Allègre
Auch Sarrazins Landsmann war zuletzt verletzt. Und der Sieger des ersten Super-Gs von Garmisch tut sich schwer: Er fällt hinter alle Schweizer zurück und reiht sich als Achter ein.
Startnummer 8 – Cyprien Sarrazin
Nach auskurierter Verletzung gibt der französische Draufgänger sein Comeback. Es reicht zu Rang 4, mit 59 Hundertsteln Rückstand. Wieder zeigt er eine wilde Fahrt. In der Abfahrt vom Sonntag wird er Odermatt herausfordern – da hat er noch Chancen auf den Gewinn der Disziplinenwertung.
Startnummer 7 – Jeffrey Read
Der Kanadier kann die Schweizer Vierfach-Führung nicht sprengen und fährt auf Zwischenrang 5. SRF-Experte Beat Feuz übrigens hat mit anderen ehemaligen Ski-Cracks gewettet, dass es heute einen helvetischen Fünffach-Erfolg gibt…
Startnummer 6 – Stefan Rogentin
Wir wähnen uns an den Schweizer Meisterschaften: Vier Swiss-Ski-Vertreter liegen vorne, aber klar, es sind auch erst sechs Fahrer im Ziel. Rogentin übernimmt die Führung, der Bündner war am Mittwoch bereits im Abfahrtstraining der Schnellste. Der Bündner zeigt eine sehr angriffige Fahrt.
Startnummer 5 – Arnaud Boisset
Und wir haben die Schweizer Dreifach-Führung! Boisset, der im Sommer jeweils bei einer Genfer Privatbank arbeitet, kann mit dem entfesselten Meillard tatsächlich mithalten. Nur gut eine Zehntelsekunde büsst er ein und wird Zweiter. Boisset wird die Super-G-Saison unter den Top 15 beenden. Das heisst: Er wird direkt vom B-Kader in die Nationalmannschaft aufsteigen!
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