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Nach Aus für Rahmenabkommen
Stromaufsicht fordert verstärkten Ausbau im Inland

Solaranlage in den Alpen, wie hier an der Albigna-Staumauer im Kanton Graubünden, können im Winter einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. 
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Die Hoffnung starb in der Strombranche zuletzt. Die Hoffnung auf einen Abschluss des Rahmenabkommens. Denn das hätte den Weg frei gemacht für ein Stromabkommen. Nun braucht es Alternativen. Die Stromaufsicht Elcom will auch deshalb noch stärker zubauen als bisher bekannt. Damit soll die Abhängigkeit von Stromimporten reduziert werden.

Von 5 bis 10 Terawattstunden (TWh) Winterstrom-Zubau im Inland bis 2035 ging die Elcom bisher aus. Zum Vergleich: Die Schweiz verbraucht rund 60 TWh an Strom im Jahr. Dieser Zubau sei noch immer unbedingt nötig, sagt Elcom-Präsident Werner Luginbühl. Aber: Es könne gut sein, dass dies nicht reichen werde. Dies, weil die Risiken beim Stromimport nach dem Rahmenabkommen-Aus gestiegen seien.

Wie gross der Ausbau am Ende konkret sein soll, ist unklar. Das Ziel müsse sein, dass die Schweiz im Winter nicht mehr als 10 Terawattstunden importieren müsste, heisst es dazu. Ein Nettoimport von maximal 10 TWh sei für die Strominfrastruktur gerade noch verkraftbar. Regelmässig höhere Importe seien zwar technisch möglich, würden aber zu viel Stress im Stromnetz bedeuten, heisst es vonseiten der Elcom. Luginbühl warnte deshalb davor, dass ab 2035 die Nettoimporte im Winterhalbjahr auf über 15 TWh ansteigen werden.

Politische Entscheidungen haben Einfluss auf Importe

Eine Möglichkeit wäre es, die Kernkraftwerke über 2035 hinaus weiterlaufen zu lassen. Das würde eine entsprechende Entspannung bringen und weniger Importe. Doch der Weiterbetrieb der Kernkraftwerke sei mit vielen Unwägbarkeiten behaftet, so Luginbühl. So dürften diese nur betrieben werden, solange sie sicher seien. Um dies zu gewährleisten, müssten Betreiber entsprechend investieren, was sich allenfalls nicht lohne. Zudem steige mit zunehmendem Alter der Anlagen das Risiko von Ausfällen, so Luginbühl.

Die Forderung nach zusätzlichem Ausbau ist nicht neu. Denn die Situation im Ausland ist klar: Überall laufen Bestrebungen, fossile Energieträger abzuschalten. Das hat Folgen für die Importmöglichkeiten in die Schweiz. Im Zusammenhang mit dem gescheiterten Rahmenabkommen kommt ihr jedoch neue Bedeutung zu.

Denn die Angst ist gross, dass die Schweiz in Zukunft nicht mehr so einfach Strom importieren kann, weil kein Stromabkommen abgeschlossen wurde. Die Importverfügbarkeit sei zunehmend von politischen Entscheidungen im Ausland abhängig, deshalb sehe die Elcom weiterhin Handlungsbedarf zur Sicherstellung der inländischen Winterproduktion, schreibt die Aufsicht in ihrem Jahresbericht.

«Durch ein Stromabkommen mit der EU ist noch keine einzige zusätzliche Kilowattstunde produziert.»

Renato Tami, Geschäftsführer Elcom

«Es hilft sicher, wenn die regulatorischen Hemmnisse abgebaut sind und die Schweiz im EU-Binnenmarkt voll integriert ist. Es löst aber nicht jene Probleme, die wir im Inland beheben müssen», sagt der abtretende Geschäftsführer der Elcom, Renato Tami. Und er ergänzt: «Durch ein Stromabkommen mit der EU ist noch keine einzige zusätzliche Kilowattstunde produziert.»

Da ein Stromabkommen erst mal vom Tisch ist, muss die Schweiz mit anderen Mitteln versuchen, ihr Versorgungsnetz stabil zu halten. Dies soll mit technischen Abkommen mit anderen Übertragungsnetzbetreibern in Europa geschehen. Die Verhandlungen dazu sind bereits im Gange. Die Elcom warnt aber davor, dass ein Abschluss solcher Verträge keinesfalls garantiert sei.

Doch, dass es auf dieser Ebene zu Lösungen kommt, ist im Interesse beider Parteien. Denn die Schweiz ist eng vernetzt im europäischen Stromnetz. So sagte Benoît Revaz, Direktor des Bundesamts für Energie, am Dienstag am diesjährigen Netzforum, dass die EU-Nachbarstaaten zum Beispiel auf die flexible Schweizer Wasserkraft angewiesen seien. Die Schweiz hat also durchaus Trümpfe in der Hand, um zumindest auf technischer Ebene mit den EU-Partnern zu verhandeln.