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Meinung

Kolumne «Miniatur des Alltags»
Lavendel rettet den Abend

Eine kleine Geschichte aus dem Alltag.
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Lavendel – etwa in Form von Kapseln – spricht man seit jeher eine stimmungsaufhellende Wirkung zu. Auch mich vermochte die Pflanze mit den lila Blüten kürzlich innert Sekunden aus dem Bann trübseliger Emotionen zu befreien. Eine Pille zu schlucken brauchte ich dafür aber nicht.

Und das kam so: Ich drapierte gerade meine Einkäufe auf dem Förderband des Supermarktes, da drang mir ein wohltuender Geruch in die Nase. Die Erkenntnis blieb jedoch weit in meinem Unterbewusstsein hängen. Viel zu sehr war ich damit beschäftigt, in Selbstmitleid zu versinken.

Es war ein langer und nervenaufreibender Arbeitstag gewesen. In solchen Momenten kommt mein Hang zum Fatalismus besonders zum Tragen. Ich bin dann vollends überzeugt, dass ich mich auch noch so sehr bemühen kann und sich doch nichts und niemand ändern wird. In diese freudlosen Gedanken versunken, hatte ich inzwischen den Zahlungsprozess abgewickelt und machte mich daran, meine Einkäufe einzupacken.

«Ich musste heute 1000 Kissen nähen.» Diese Worte holten mich schlagartig in die Wirklichkeit zurück. Ich blickte auf. Die Aussage stammte von einem grossen Mann, der gerade eine Packung Zigaretten bezahlte. Mit seiner hochgeschnittenen Cordhose, passendem Veston und Hut wirkte er, als sei er einer anderen Zeit entsprungen. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Als ich kurz drauf aus dem Laden trat, wartete der Fremde auf mich. «Für Sie. Selbstgemacht.», sagte er und drückte mir ein kleines weiss-blau gepunktetes Kissen in die Hand. Dann verschwand er.

Plötzlich fiel der Zwanziger. Lavendel! Der Mann hatte den Duft verströmt, als habe er darin gebadet. Und auch das Kissen roch angenehm danach. Schlagartig waren die dunklen Gedanken verflogen und der Abend gerettet.