Kolumne «Miniatur des Alltags»Besitzen Katzen Empathie?
Katzen gelten als unabhängig und arrogant. Stimmt nicht, sagt Redaktorin Celia Eugster.
«Katzen spüren, wenn du traurig bist – Nur kümmert es sie nicht», so lautete die Überschrift eines Artikels, der mir kürzlich in die Hände fiel. Darin war zu lesen, wie die Vierbeiner zwar nuanciert die Gefühle der Menschen einschätzen können, aus dem Wissen jedoch lediglich einen möglichst grossen Eigennutzen ziehen.
Heisst: Ist der Halter glücklich und lächelt, erkennt die Katze, dass ein Schüsseli Fressen meistens nur ein Schnurren weit entfernt ist. Umgekehrt spürt das Tier zwar – so die Aussage des Artikels – , dass es einem nicht gut geht, wenn man sich unter einer Decke verkriecht. Für die Katze bedeute dies nun aber nichts anderes als extra Wärme und Aufmerksamkeit. Welche man ihr in diesem Zustand noch so gerne gebe.
Im Grunde machte der Artikel also nichts anderes, als das Klischee der egozentrischen, arroganten Katze zu festigen. Ich selbst bin aber überzeugt davon, dass das nicht stimmt. Zumindest nicht im Fall meines Katers.
Den Beweis dafür erhielt ich, als ich mir unlängst einen gemütlichen Zmorge vorbereiten wollte. Jemand vor mir hatte das Nutellaglas nicht richtig zugeschraubt. So griff ich unwissend nach dem Deckel, und ehe ich mich versah, schnellte das Glas Richtung Boden – und landete auf meinen Zehen. Ich schrie unter dem Schmerz auf und hinkte zum Sofa.
Während ich mich auf eine gleichmässige Atmung zur Schmerzbewältigung konzentrierte, hörte ich die leisen Pfoten meines Katers näherkommen. Er hüpfte neben mich auf das Sofa und begann zu schnurren. Dann blinzelte er mich an und legte schliesslich ganz sanft seinen Kopf auf meine pochenden Zehen. Ich glaube nicht, dass hinter dieser Geste Hintergedanken steckten. Und falls schon, will ich sie nicht hören. Mein Kater wollte mich trösten. Da bin ich mir ganz sicher.
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