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Meinung

Kommentar zu Elon Musk
Er wär so gern ein Visionär

Elon Musk arrives at the tenth Breakthrough Prize Ceremony on Saturday, April 13, 2024, at the Academy Museum of Motion Pictures in Los Angeles. (Photo by Jordan Strauss/Invision/AP)
Elon Musk
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Müsste man Elon Musk mit nur einem Begriff beschreiben, wäre «besonders» das perfekte Wort. Er will besonders sein, und er will, dass ihn die Leute auch so wahrnehmen: als der Visionär, der mit dem Elektroautobauer Tesla die Revolution beim nachhaltigen Personentransport eingeleitet hat. Der mit recycelbaren Raketen seiner Firma Space-X die Raumfahrt nachhaltig verändert hat. Der beim Thema künstliche Intelligenz gleichzeitig Chancen-Erkenner und Stimme der Vernunft ist. Der auch nicht davor scheut, kontrovers zu sein, was er seit dem Kauf von Twitter (mittlerweile X) quasi täglich auf dem sozialen Netzwerk beweist.

Die wohl beste Beschreibung stammt von Sam Altman, Chef der KI-Firma Open AI: «Er will unbedingt die Welt retten – aber nur, wenn er derjenige ist, der sie rettet.»

Es war stets die ganz grosse Stärke von Musk, das Gewöhnliche mit dem Besonderen zu erklären, also etwa die Produktionshölle beim Autobauen zum Mysterium und Entlassungen als Stufe einer langfristigen Strategie zu verklären. Der US-Elektroautobauer Tesla streicht jetzt weltweit mehr als jeden zehnten Arbeitsplatz.

Gewerkschaften hält Musk für nutzlos

Musk will flexibel sein, deshalb hält er Gewerkschaften für überflüssig wie einen Blinddarm: keinen Nutzen, tut einem öfter weh, kann gefährlich werden, müsste man entfernen. Das Hire-and-Fire-Prinzip, die rasche Fluktuation von Arbeitskräften, ist bei Tesla ein «Feature» und kein «Bug», also kein Fehler, sondern eine gewollte Funktion.

«Alle fünf Jahre müssen wir das Unternehmen für die nächste Wachstumsphase neu organisieren und rationalisieren», schreibt Musk deshalb: «Das wird uns schlank, innovativ und hungrig machen.» Was soll er auch sonst schreiben? Dass es die Reaktion auf die verheerenden Verkaufszahlen ist? Statt in der Produktionshölle befindet sich der Konzern in der Nachfragehölle: 46’561 Autos hatte Tesla im vergangenen Jahr gebaut – und nicht ausgeliefert.

«Er hat diesen monumentalen Heldenkomplex»

Es war die grosse Stärke von Musk, die Leute zu begeistern mit Besonderem – für etwas, für das es lohnt, Opfer zu bringen. Er gefällt sich sehr in der Rolle dessen, der die Menschheit auf den Mars übersiedeln lässt, nachhaltigen Transport ermöglicht und künstliche Intelligenz möglichst sicher für die Leute macht. Er will bewundert werden dafür, besonders zu sein. Biograf Walter Isaacson sagt: «Er hat diesen monumentalen Heldenkomplex, dessen er sich aber bewusst ist und Witze darüber macht.»

Wenn Musk eines über sich lesen muss, dann dies: Die Massnahmen, mit denen Tesla bislang auf die Verkaufs- und Quartalszahlen reagiert hat – wie Preise senken, kostenlose Testmonate für die Selbstfahr-Software und nun das Entlassen von zehn Prozent der Belegschaft, sind weder besonders noch visionär. Das belegen auch die gleichzeitigen Abgänge der langjährigen Topmanager Rohan Patel und Drew Baglino. Politikchef Patel war 7 Jahre dabei und Technikchef Baglino 18 Jahre im Konzern. Die notorisch hohe Fluktuation sowie die Reaktion der Anleger – das Papier verlor am Montag 5 Prozent an Wert, seit Jahresbeginn sind es mehr als 32 Prozent – zeigen, dass die Massnahmen eines sind: sehr gewöhnlich und für Tesla auch mittelfristig keine besonders gute Nachricht.