AltbackenSteinböckli: Wie der König der Berge nach Winterthur kam
So einfach wie die Zusammensetzung dieser Backspezialität, so rein ist die Gaumenfreude beim Essen.
Es knuspert ganz leicht, wenn man hineinbeisst. Oder es in den Tee tunkt, oder, noch besser, in den Kaffee. Und wie schmeckts, ein Steinböckli? Gut. Sehr gut, ach, was sagen wir: Es ist wunderbar.
Die Winterthurer Steinböckli kommen aus dem Café Spatz. Genauer, aus der einzigen Backstube, die es in Oberwinterthur noch gibt. Dort werden sie aber erst seit ein paar Jahren gemacht, Bäckermeister Ivo Zürcher hat das Rezept von einem Eierhändler übernommen. Denn das Gebäck hat eine bewegte Geschichte: In der Mitte des letzten Jahrhunderts hat die Wirtin des Restaurants Steinbock in der Marktgasse jeweils aus Brucheiern gebacken – so sind die Steinböckli geboren. Das Lokal wurde geschlossen, das Rezept weitergereicht – bis heute. Es ist immer noch dasselbe wie damals, in einem Steinböckli sind Eier drin, Mehl, Zucker und Butter. Nicht mehr, nicht weniger. Das steht auch auf ihrer Verpackung.
In einem Steinböckli sind Eier drin, Mehl, Zucker und Butter. Nicht mehr, nicht weniger.
Ach ja, die Verpackungsmaschine: Hat Ivo Zürcher vom Vorgänger übernommen, samt alten Rollen, auf denen noch eine Natelnummer, so hiess das damals, steht. Allerdings nicht jene von Spatz. Die Steinböckli sehen also seit Jahr und Tag gleich aus. Warum auch ändern? Auch die Metallförmli, die dem Gebäck ihre Gestalt verleihen, sind uralt.
Kommen wir aber noch einmal auf den Geschmack zurück: Steinböckli erinnern ein wenig an Madeleines. Das passt sehr gut, denn das Winterthurer Gebäck ruft auch eine Art Proust-Effekt hervor (der französische Schriftsteller Marcel Proust fühlte sich, wann immer er eine Madeleine ass, in seine Kindheit zurückversetzt). Jedenfalls haben wir schon von vielen Winterthurerinnen und Winterthurern gehört, dass sie als Kind Steinböckli assen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.