Stadtratswahlen ZürichSP-Mann Marco Denoth verzichtet: «Es braucht drei SP-Frauen im Stadtrat»
Der langjährige SP-Gemeinderat und Ex-Parteipräsident nimmt sich aus dem Rennen um einen Sitz in Zürichs Stadtregierung – und stellt eine klare Forderung.

- SP-Politiker Marco Denoth verzichtet auf eine Stadtratskandidatur.
- Als selbstständiger Architekt möchte Denoth seine unternehmerische Freiheit nicht aufgeben.
- Denoth setzt sich für eine Frauenmehrheit in der SP-Vertretung im Stadtrat ein.
Viele hatten fest mit einer Stadtratskandidatur von Marco Denoth gerechnet. Der 49-Jährige mit Engadiner Wurzeln politisiert seit 13 Jahren für die SP im Zürcher Stadtparlament, sitzt dort in der wichtigen Kommission Hochbaudepartement/Stadtentwicklung und war von 2014 bis 2020 Co-Präsident der SP Stadt Zürich.
Viele Politbeobachter gingen davon aus, dass der selbstständige Architekt und Bauleiter Stadtratsambitionen hat und möglicher Nachfolger von SP-Hochbauvorsteher André Odermatt werden könnte, der wie SP-Stadtpräsidentin Corine Mauch bei den Wahlen im März 2026 nicht wieder antritt.
Marco Denoth: «Könnte mich nicht so entfalten, wie ich es mir vorstelle»
Doch jetzt gibt Denoth den Verzicht auf eine Stadtratskandidatur bekannt. «Ich werde nicht kandidieren», sagt er auf Anfrage. Nach einer Auslegeordnung und einer vertieften Analyse sei er zum Schluss gekommen, nicht anzutreten.
«Das Stadtratsamt ist offensichtlich sehr anspruchsvoll, und mir wurde klar, dass ich mich in diesem Amt nicht so entfalten könnte, wie ich es mir vorstelle», sagt Marco Denoth. Er wolle lieber weiterhin als Unternehmer Dinge so gestalten können, wie er es möchte und für richtig halte.
Zu reden geben dürfte ein weiterer Grund, den Denoth für seinen Verzicht anführt: «Ich bin absolut überzeugt, dass die SP als Gleichstellungspartei neben den Bisherigen noch zwei zusätzliche Frauen nominieren muss.» Die SP müsse drei Frauen im Stadtrat stellen, findet er. Das heisst im Umkehrschluss: Neben Raphael Golta soll kein weiterer Mann für die SP kandidieren. Nach Ansicht von Denoth stellen sich mit Gabriela Rothenfluh und «hoffentlich Céline Widmer» zwei kompetente künftige Stadträtinnen zur Verfügung.
Denoth weist darauf hin, dass er bereits 2018 beim Rückzug der damaligen SP-Stadträtin Claudia Nielsen als SP-Co-Präsident zahlreiche Frauen in der Partei zu einer Kandidatur habe bewegen wollen, allerdings erfolglos. Ihm selber wäre es damals nie in den Sinn gekommen, für diesen Frauensitz zu kandidieren, sagt Denoth. Ebenso wenig wie 2022, als Simone Brander nominiert wurde. Der vierte SP-Sitz gehöre den Frauen.
Langenegger, Rothenfluh – und wer noch?
Mit Denoths Verzicht klärt sich die Ausgangslage im Hinblick auf die SP-Nomination für die Stadtratswahlen weiter. Die bisherigen SP-Stadtratsmitglieder Simone Brander und Raphael Golta treten erneut an. Sozialvorsteher Golta kandidiert fürs Stadtpräsidium. Ihre Ambitionen für den Stadtrat bereits bekannt gegeben haben SP-Kantonsrat Tobias Langenegger und Gabriela Rothenfluh, Präsidentin der Kreisschulbehörde Waidberg, die von 2014 bis 2018 zusammen mit Denoth die Stadtzürcher SP führte.
Mehrere andere SP-Politikerinnen und -Politiker haben ebenfalls Interesse an einer Kandidatur angemeldet, halten sich aber noch bedeckt. Dazu gehören Nationalrätin Céline Widmer, die Nationalräte Fabian Molina und Islam Alijaj, die Kantonsrätinnen Sibylle Marti und Mandy Abou Shoak sowie Gemeinderat Reis Luzhnica. Aus dem Rennen nimmt sich Jean-Daniel Strub, Co-Präsident der kantonalen SP, wie er am Mittwoch auf Anfrage sagte.
Offizielle Bewerbungen können bei der Stadtzürcher SP noch bis am 20. April eingereicht werden. Am 26. Juni entscheiden die Delegierten, wen sie für den Stadtrat und das Stadtpräsidium portieren werden.
Das läuft bei den anderen Parteien
Bei anderen Parteien sind schon Entscheide gefallen. Die beiden grünen Stadtratsmitglieder kandidieren erneut. Daniel Leupi möchte weiter den Finanzen und Karin Rykart der Polizei vorstehen. Ob die Grünen noch eine weitere Kandidatur lancieren, ist offen. Bei den Grünliberalen tritt Gesundheits- und Umweltvorsteher Andreas Hauri wieder an, ob er auch fürs Stadtpräsidium kandidiert, will er nach den Sommerferien entscheiden. Einen zweiten Sitz für die GLP soll Serap Kahriman ergattern.
Die SVP wird mit Co-Präsident Ueli Bamert antreten. Die FDP will den frei werdenden Sitz von Filippo Leutenegger verteidigen. Wer an der Seite von Michael Baumer, dem Vorsteher der Industriellen Betriebe, in den Wahlkampf steigen wird, ist noch unklar. Die FDP strebt ein Dreierticket mitsamt einer Präsidiumskandidatur an.
Wen die AL, die EVP und die Mitte ins Rennen schicken, ist offen.
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