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SP-Nachfolge im Stadtrat
Diese Personen haben Chancen, Mauch und Odermatt zu beerben

Die SP-Stadtratsmitglieder Raphael Golta, Corine Mauch, Oliver Heimgartner, Andre Odermatt und Simone Brander informieren im Cabaret Voltaire über ihre Zukunftspläne.
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In Kürze:
  • Corine Mauch und André Odermatt treten bei den nächsten Stadtratswahlen nicht mehr an.
  • Der Bisherige Raphael Golta interessiert sich für das Stadtpräsidium.
  • Für die zwei frei werdenden Sitze melden sehr viele in der Partei Ambitionen an.
  • Das Gerangel unter dem Spitzenpersonal hat begonnen.

Wochenlang wurde spekuliert, am Montag nun hat die Sozialdemokratische Partei der Stadt Zürich mit Blick auf die Stadtratswahlen im März 2026 Klarheit geschaffen: Corine Mauch (64), Stadtpräsidentin seit 2009, und André Odermatt (64), Hochbauvorsteher seit 2010, treten nicht mehr an.

Die beiden anderen SP-Stadtratsmitglieder werden sich dagegen zur Wiederwahl stellen: Tiefbauvorsteherin Simone Brander (46), seit 2022 im Stadtrat, will in ihrem Departement weitermachen; Raphael Golta (49), seit 2014 Sozialvorsteher, liebäugelt gar mit einer Kandidatur fürs frei werdende Stadtpräsidium.

Golta machte nach der Pressekonferenz klar: «Das Stadtpräsidium reizt mich sehr.» Er werde nun Gespräche innerhalb der Partei führen, um seine Chancen auf eine Nominierung abzuklären. Falls die Stadtzürcher SP ihn nicht aufstelle als Nachfolger von Corine Mauch, könne er aber gut damit leben. Ihn interessierten auch die beiden anderen frei werdenden Departemente, der Hochbau und die Schule.

Nach den Rücktrittsankündigungen von Mauch und Odermatt kommt das Kandidierenden-Karussell in der grössten Stadtzürcher Partei in Bewegung. Das sind die aussichtsreichsten Anwärterinnen und Anwärter für die frei werdenden Stadtratssitze.

Céline Widmer

Céline Widmer auf einer Podiumsdiskussion über Stipendien für vorläufig Aufgenommene, 28.08.2024.

Häufig genannt wird die Stadtzürcher SP-Nationalrätin Céline Widmer. Die 46-jährige Politologin hat lange als Mitarbeiterin im Stab von Corine Mauch gearbeitet. Im Nationalrat gehört sie der Wirtschaftskommission und der Staatspolitischen Kommission an. Widmer würdigte am Montag das Engagement von Mauch und Odermatt «für die Menschen von Zürich». Sie selber werde eine Kandidatur für den Stadtrat «ernsthaft prüfen». Sie liebe Zürich über alles, und ein Sitz in der Exekutive dieser Stadt sei eines der spannendsten Ämter, die sie sich vorstellen könne.

Für das Stadtpräsidium will sie allerdings Raphael Golta den Vortritt lassen – falls der tatsächlich antritt. Widmer: «Die SP verdankt Golta sehr viel, und es ist ein grosses Privileg für die SP, wenn er sagt, dass er Stadtpräsident werden will.»

Tobias Langenegger

Tobias Langenegger von der SP spricht während der Budget-Debatte im Kantonsrat. © Silas Zindel

Der Zürcher Kantonsrat Tobias Langenegger sagt auf Anfrage, dass er sich eine Kandidatur als Stadtrat ernsthaft überlege. «Es ist ein grosses Amt, das spannend und interessant ist.»

Sibylle Marti

Frau mit schulterlangem braunem Haar lächelt in die Kamera, trägt ein rotes Oberteil und steht vor einer grünen Blätterkulisse.

Auch Kantonsrätin Sibylle Marti überlegt sich eine Kandidatur. Auf Anfrage sagt sie: «Es ist ein Amt mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten und einer nationalen Ausstrahlungskraft.» Langenegger und Marti teilen sich derzeit das Fraktionspräsidium der SP im Zürcher Kantonsrat.

Gabriela Rothenfluh

Ambitionen auf den Stadtrat hegen auch die beiden ehemaligen städtischen Parteipräsidierenden Gabriela Rothenfluh und Marco Denoth. Sie werde sich eine Kandidatur für den Stadtrat und das Stadtpräsidium «sehr ernsthaft überlegen», sagt Rothenfluh auf Anfrage. Die 50-Jährige ist derzeit Präsidentin der Kreisschulbehörde Waidberg.

Porträt einer Frau mit kurzem blondem Haar und schwarzem Blazer vor einem neutralem Hintergrund.

Marco Denoth

Auch Gemeinderat Marco Denoth meldet auf Anfrage sein grundsätzliches Interesse am Stadtratsamt an. Nach dem für ihn doch eher überraschenden Rücktritt von Mauch und Odermatt werde er jetzt zuerst eine persönliche Auslegeordnung vornehmen. Eine Stadtratskandidatur habe beträchtliche Auswirkungen auf Job und Partnerschaft, sagt der selbstständige Architekt und Bauleiter.

Marco Denoth (SP) bei der Gemeinderatssitzung Zürich am 22. März 2023 vor einer Backsteinwand.

Wer auch noch Interesse zeigt

Eine Stadtratskandidatur «ernsthaft überlegen» will sich auch SP-Nationalrat Fabian Molina, wie er auf Anfrage sagt. Mitglied des Stadtrats von Zürich zu sein, sei eine unglaublich spannende Aufgabe und für jeden und jede eine grosse Ehre.

Nationalrat Fabian Molina hält eine Rede mit einem Mikrofon, Foto von Jürg Spori.

Auch SP-Nationalrat Islam Alijaj will sich in den nächsten Tagen und Wochen Gedanken machen, ob und wie eine Kandidatur Sinn macht, wie er sagt.

Ähnlich äussert sich Kantonsrätin Mandy Abou Shoak. Eine Kandidatur für den Stadtrat sei eine «spannende Option», über die sie sich in den nächsten Wochen Gedanken machen werde.

Mandy Abou Shoak bei einem Treffen mit der Zürcher Kantonspolizei über Racial Profiling.

Jean-Daniel Strub, Co-Präsident der kantonalen SP, will eine Kandidatur zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls nicht kategorisch ausschliessen, wie er sagt.

Eine Stadtratskandidatur «ernsthaft überlegen» will sich auch Kantonsrat und Sozialpolitiker Alan David Sangines.

Als weitere mögliche Kandidierende genannt werden auch Nationalrätin Min Li Marti sowie die Gemeinderatsmitglieder Reis Luzhnica, Florian Utz und Lisa Diggelmann.

Esther Straub (54), Pfarrerin und Kirchenratspräsidentin der Reformierten Kirche Zürich, nimmt sich am Montag hingegen aus dem Rennen. «Ich stehe nicht zur Verfügung», sagt die ehemalige SP-Kantonsrätin auf Anfrage. Sie sei sehr glücklich mit ihrem neuen Amt als Kirchenratspräsidentin und suche keine neue Herausforderung.

Die Ausgangslage bei den anderen Parteien

Bei den Grünen gibt es keine Rücktritte. Karin Rykart (53, seit 2018) würde gern vier weitere Jahre im Sicherheitsdepartement bleiben, und Finanzvorsteher Daniel Leupi (59, seit 2010) hat seine erneute Kandidatur ebenfalls bereits bekannt gemacht.

Bei der FDP gab vergangene Woche Polit-Urgestein Filippo Leutenegger (72, seit 2014) bekannt, dass er keine weitere Amtszeit mehr anstrebt. Leutenegger ist derzeit Vorsteher des Schul- und Sportdepartements. Sein FDP-Parteikollege und Vorsteher des Departements der Industriellen Betriebe, Michael Baumer (50, seit 2018 Stadtrat), will hingegen weitermachen. Die FDP ist aktuell auf Kandidierendensuche. Sie wird wohl mit drei Kandidierenden zur Gesamterneuerungswahl im März 2026 antreten.

Als aussichtsreichste Kandidaten gelten bei den Freisinnigen Përparim Avdili, Präsident der Stadtzürcher FDP, Kantonsrätin Sonja Rueff-Frenkel, die bereits bei den Wahlen 2022 antrat, sowie die beiden Gemeinderatsmitglieder Marita Verbali und Flurin Capaul.

Die GLP hat angekündigt, bei den Wahlen 2026 mit zwei Kandidierenden für den Stadtrat anzutreten. Als mögliche Kandidierende neben dem amtierenden Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri (58, seit 2018) gelten Gemeinderätin Serap Kahriman oder Co-Parteipräsident Nicolas Cavalli. Bis spätestens im Mai dürfte die GLP Vorschläge präsentieren.

Die AL ist seit dem Rücktritt von Richard Wolff 2022 nicht mehr im Stadtrat vertreten. Walter Angst scheiterte bei den Wahlen 2022 knapp und wird 2026 nicht mehr antreten. Ob die kleine Linkspartei eine Kandidatin, einen Kandidaten ins Rennen schickt, ist noch offen. Der Vorstand ist aktuell in der Entscheidungsfindung. Die Vollversammlung wird über diesen Entscheid frühestens Ende März entscheiden.

Die SVP wartet seit 1990 auf die Rückeroberung eines Stadtratssitzes. Aktuell suche eine Findungskommission nach geeigneten Kandidierenden, sagt SVP-Co-Präsident Ueli Bamert. Namen würden voraussichtlich Anfang April bekannt gegeben. Ob er selber Ambitionen aufs Stadtratsamt hege? «No comment.» Auch der bekannte Stadtzürcher SVP-Nationalrat Mauro Tuena will sich auf Anfrage nicht zu einer allfälligen erneuten Stadtratskandidatur seinerseits äussern. Hingegen ist eine neuerliche Kandidatur von SVP-Gemeinderat Stephan Iten möglich. Beim letzten Versuch im Februar 2022 blieb Iten allerdings chancenlos. Denkbar wäre auch, dass die SVP Gemeinderat Reto Brüesch ins Rennen schickt, der sich in der Wohnbaupolitik profiliert hat.

Die Mitte und die EVP dürften ebenfalls Kandidierende ins Stadtratsrennen schicken. Ihre Wahlchancen gelten aber als gering, ihnen geht es nicht zuletzt darum, im Wahlkampf Aufmerksamkeit für ihre Partei zu generieren.