Wahlen 2026 lanciertDie GLP greift an und beansprucht zweiten Zürcher Stadtratssitz
Der grünliberale Stadtrat Andreas Hauri kandidiert erneut und zeigt Ambitionen fürs Stadtpräsidium. Als zweite Kandidatur kommen mehrere Frauen infrage. Einige Männer haben schon abgesagt.

- Andreas Hauri (GLP) tritt für die Stadtratswahlen 2026 an.
- Er überlegt, im Fall des Rücktritts von Corine Mauch (SP) das Präsidium anzustreben.
- Die GLP sucht nach weiteren möglichen Kandidierenden für Stadtratsmandate.
- Die interne Frist für eine Kandidatur läuft Ende Dezember ab.
Nach dem Freisinnigen Michael Baumer wagt sich ein zweiter Stadtrat aus der Deckung. Die städtische GLP hat am Montag die Wiederkandidatur von Andreas Hauri für die Gesamterneuerungswahlen im Frühjahr 2026 bekannt gegeben.
Auf Nachfrage gibt der 58-Jährige bekannt, dass er sich auch «gerne eine Kandidatur fürs Stadtpräsidium überlegen» werde – falls sich die amtierende Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) für einen Rücktritt entscheide. Mauch, welche Zürichs Stadtregierung seit 2009 anführt, hat bisher allerdings keinerlei Abgangsgelüste gezeigt.
«Zu wenige Frauen in den Exekutiven»
Hauri, der seit 2018 dem Gesundheits- und Umweltdepartement vorsteht, wird in gut einem Jahr nicht als einziger Grünliberaler antreten. «Die Zeit ist reif für ein zweites Stadtratsmandat», schreibt die GLP. Die Partei habe seit der Gründung 2005 stets an Gemeinderatssitzen zugelegt und 2022 nur einen Sitz weniger erobert als die Grünen, die zwei Sitze im neunköpfigen Stadtrat belegen. Inzwischen hat allerdings Isabel Garcia zu den Freisinnigen gewechselt, sodass die Differenz derzeit zwei beträgt.
Gemäss Co-Parteipräsidentin und Gemeinderätin Selina Frey ist das interne Rennen offen. Die Partei habe bewusst keine «Killerkriterien» formuliert für eine Kandidatur. So steht es auch Männern offen, sich bei der Findungskommission (Fiko) zu melden. Dass aber neben Hauri eher eine Frau ins Rennen steigen soll, scheint offensichtlich. Frey sagt dazu, das Geschlecht sei ein Faktor, aber kein Ausschlusskriterium. Und: «Es gibt noch immer zu wenige Frauen in den Exekutiven.»
Viel Frauenpower
Die Partei suche eine Person mit Führungserfahrung und breitem politischem und wirtschaftlichem Wissen, sagt Frey. Am besten soll die kandidierende Person sowohl liberale Ansätze in Zusammenarbeit mit rechts als auch soziale Vorschläge mit links durchsetzen. Frey betont die Brückenbauerfunktion der GLP, die lösungsorientierter sei als rechts aussen (SVP) oder links aussen (AL). Ob die GLP eine Allianz anstrebt, also ein Ticket mit Kandidierenden anderer Parteien, liess sie offen.
Die Grünliberalen haben zahlreiche Stadtzürcherinnen in ihren Reihen, die für eine Kandidatur infrage kommen. Die prominenteste unter ihnen, Ständerätin Tiana Moser, winkt zwar ab. Aber mit Nationalrätin Corina Gredig, Kantonsrätin Sandra Bienek oder den Gemeinderätinnen Martina Novak, Selina Frey oder Serap Kahriman hat die Partei viele mögliche Kandidatinnen. Kahriman trat bereits 2022 an. Für die Jungpartei erzielte sie sogar ein besseres Resultat als die beiden SVP-Kandidaten. Eine Kandidatur von Gemeinderätin Sanija Ameti ist nach dem Schiesskellerskandal mehr als unwahrscheinlich.
Frist bis Ende Jahr
Die Auswahl ist bei den Männern kleiner als bei den Frauen. Nationalrat Patrick Hässig sagt genauso ab wie der umtriebige Gemeinderat Sven Sobernheim. Co-Parteipräsident und Gemeinderat Nicolas Cavalli schliesst eine Kandidatur immerhin nicht aus.
Entscheiden müssen sich die Kandidierenden relativ bald. Bis Ende Jahr läuft die Frist. Danach präsentiert die Fiko dem städtischen Parteivorstand ihren Vorschlag. Möglich ist – neben Hauri – ein Einer- oder auch ein Zweiervorschlag, damit die Mitglieder im Frühling 2025 eine Auswahl haben.
Angriff auf FDP?
Welchen Sitz greifen die Grünliberalen an? Das ist schwer zu sagen, weil noch keine Rücktritte bekannt sind. Ins Visier könnte die GLP etwa den FDP-Sitz von Filippo Leutenegger nehmen. Der knapp 72-Jährige hat sich allerdings noch nicht zu einem allfälligen Rückzug geäussert.
Ganz anders Leuteneggers Parteikollege Michael Baumer, der es sich «ernsthaft überlegt», fürs Stadtpräsidium zu kandidieren, wie er sagte – immer vorausgesetzt, Mauch tritt ab.
Von den anderen amtierenden Stadtratsmitgliedern am offensivsten hat sich bisher Raphael Golta (SP) geäussert und sogar eine Ambition fürs Stadtpräsidium angedeutet. In einem Interview mit dieser Redaktion sagte er: «Klar ist, dass ich Exekutivpolitiker aus Leidenschaft bin und auch in Zukunft politisch mitgestalten will. In welcher Funktion, werde ich zu gegebener Zeit entscheiden.»
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