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20-Millionen-Einsparung
«Eine Sendung wie ‹G&G› gehört zum Service public»: Wie Prominente den SRF-Abbau kommentieren

SRF Studiogebäude an der Leutschenbachstrasse in Oerlikon, aufgenommen am 16. Januar 2025. Sichtbar sind die SRF-Logos auf dem Gebäude.
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In Kürze:
  • SRF muss 20 Millionen Franken einsparen, um das Budget 2025 auszugleichen.
  • Im ersten Sparschritt werden 50 Vollzeitstellen und mehrere Sendungen gestrichen.
  • Neben Produktionskürzungen fallen auch beliebte Sendungen wie «G&G» weg.
  • SRF betont, dass alle Schritte der Sicherung der Zukunftsfähigkeit dienten.

SRF muss sparen, um 2025 ein ausgeglichenes Budget zu erreichen. Insgesamt 20 Millionen Franken. Grund dafür ist unter anderem ein Rückgang der Einnahmen durch Sponsoring. Zugleich gebe es Mehrkosten in der IT, insbesondere im Bereich Cybersecurity.

Um das Ziel eines ausgeglichenen Budgets zu erreichen, hat SRF am Mittwoch und Donnerstag ein erstes Sparpaket in der Höhe von 8 Millionen Franken bekannt gegeben. Im Zuge dieser Einsparungen werden insgesamt 50 Vollzeitstellen abgebaut.

Neben Kürzungen im Bereich Produktion, Technologie und auf der Ebene der Geschäftsleitung hat SRF auch bekannt gegeben, dass es Sendungen einstellt. Darunter die People-Sendung «G&G», die beiden jährlichen Livesendungen von «SRF bi de Lüt» und die Produktion des Swiss Comedy Award.

Das sagen Prominente aus Politik und Kultur sowie die SRF-Direktorin zu den Entscheiden.

Moritz Leuenberger, Alt-Bundesrat

Moritz Leuenberger posiert am Bellevueplatz in Zürich, am 22. August. Hintergrund zeigt städtische Gebäude und Bäume.

«Ich habe bereits während meiner Zeit als Bundesrat die Sendung ‹G&G› als Teil des Service public verteidigt – wie übrigens alle anderen Sendungen, die SRF im Angebot hat. Studierte Philosophen mögen über die Sendung die Nase rümpfen. Aber für mich gehört eine solche Sendung – wie andere Sendungen, die unterhaltsam sind – zur kulturellen Infrastruktur der Schweiz und damit zum Service public.

Der Ansatz von ‹G&G›, sich den Leuten zu nähern, sie nach ihren Gefühlen zu fragen und so auf kulturelle Phänomene zu schauen, ist heute in Politsendungen oder anderen anspruchsvollen Formaten verbreiteter, als sich viele eingestehen mögen. Ich habe daher oft zugesagt, wenn ich von ‹G&G› angefragt wurde. Meiner Meinung nach hat ‹G&G› nie Grenzen überschritten wie es die Privaten mit Formaten wie dem ‹Bachelor› oder den Auswanderersendungen machen.

Daher bleibe ich bei meiner Aussage, dass eine Sendung wie ‹G&G› auf jeden Fall zu einem Service-public-Angebot gehört. Zu den nun notwendigen Sparentscheidungen von SRF will ich mich nicht äussern. Dies habe ich schon während meiner Zeit als Bundesrat so gehalten. SRF muss bei seiner Programmgestaltung unabhängig von der Politik sein – auch wenn es jetzt aufgrund von politischen Entscheidungen sparen muss.»

Martin Candinas, Nationalrat

Martin Candinas, Nationalrat der Mitte aus Graubünden, spricht bei der Medienkonferenz des überparteilichen Komitees «Die Meinungsfreiheit» im Medienzentrum Bern.

«Die Einstellung der Livesendung ‹SRF bi de Lüt› ist die Konsequenz einer Politik, die ich selbst ablehne. Hier sieht man jetzt einmal genau, dass Sparen auch Konsequenzen hat. Die ganze SRG muss rund 270 Millionen bis im Jahre 2029 einsparen, das lässt sich nach dem Entscheid des Bundesrats auf Verordnungsebene nicht mehr verhindern.

Zurzeit diskutieren wir über einen Gegenvorschlag des Parlaments, der eine weitaus höhere Einsparung von bis zu 450 Millionen Franken zur Folge hätte. Damit bliebe bei der SRG kein Stein mehr auf dem anderen. Dagegen will ich kämpfen. Für mich gehört eine Livesendung wie ‹SRF bi de Lüt› ganz klar zum Service public. Kein Mensch kommt ohne Unterhaltung aus. Es heisst von den Gegnern einer starken SRG immer, die Privaten könnten anstelle von SRF die Unterhaltung übernehmen. Dann sollen sie das jetzt beweisen.

Die Privaten wollen aber vor allem Geld verdienen. Das ist mit einer Livesendung wie ‹SRF bi de Lüt› oder auch dem ‹Donnschtig-Jass›, den die SRG zum Glück noch nicht gestrichen hat, nicht möglich. Solche Sendungen werden jedes Mal an einem anderen Ort aufgezeichnet und sind damit entsprechend aufwendig. Aber das ist halt mein Anspruch an Unterhaltungssendungen im Service-public-Angebot: dass sie Einblicke ins Leben in der Schweiz geben, also einen hohen Swissness-Faktor haben, dass sie inhaltlich gehaltvoll sind – und damit halt auch nicht billig.»

Patti Basler und Philippe Kuhn, Comedians

Patti Basler und Bühnenpartner Philippe Kuhn sitzen nachdenklich auf Stühlen in einem dunklen Raum.

«Bei SRF reicht das Geld nicht, um den Swiss Comedy Award auszutragen. Das könnte daran liegen, dass ein zweiter Comedy-Sendeplatz vergeben wird. Wahrscheinlich aber kostete es einfach zu viel, unseren letztjährigen Sieg beim Publikum zu erkaufen, der versprochenen Diversität wegen. Nun bräuchte es einen edlen Ritter fürs Sponsoring. Elon Musk hat dafür leider weder Zeit noch Geld. Er inszeniert gerade den International Comedy Award, bei dem der Sieg schon feststeht. Immerhin bringt er die fast vergessene Kunst des Marionettenspiels wieder auf die Bühne.

Viola Amherd hätte jetzt Zeit, doch sie braucht das Geld für Entwicklungshilfe im Süden. Wenn im Wallis weiter Wetter und Wasser wüten, braucht es dort keine Comedy. Der Hauptstadt droht so schon der Sitten-Zerfall. Meteo war dabei. Derweil heisst es an der Schnittstelle von Kultur und Unterhaltung: SRF – Geh & Geh. Der einzige Ritter, den wir vielleicht bekommen, ist der Bauern-Präsident. Die Landfrauenküche bleibt.»

Nathalie Wappler, SRF-Direktorin

Nathalie Wappler bei einer Personalveranstaltung am 23.9.2024, mit einem SRF-Logo im Hintergrund.

«Alle Massnahmen sind auf die Zukunftsfähigkeit und die Wirkung beim Publikum ausgearbeitet worden. Eine Arbeitsgruppe hat alle 500 SRF-Angebote mit diesen Zielen abgeglichen. Jede Entscheidung, im Programm etwas abzubauen, tut weh und ist auch schwer. Natürlich würde man sich lieber mit digitaler Transformation beschäftigen als mit dem Sparen. Aber wenn unsere Mittel ständig weniger werden, dann gehört das ausgeglichene Budget zu unserer Pflicht.

Unter diesen Voraussetzungen haben wir eine Reihe von Massnahmen ausgearbeitet. Der Entscheid, auf ‹G&G› ab Sommer zu verzichten, ist uns sehr schwergefallen, und er tut mir leid. Dennoch macht er strategisch Sinn, denn die Nutzung am Vorabend geht insgesamt zurück. Ein Teil der heutigen ‹G&G›-Redaktion wird für die Primetime-Angebote und den Onlinebereich Inhalte realisieren. Die Details dazu werden ausgearbeitet.

Im Fernsehen verzichten wir ab 2026 auch auf ‹SRF bi de Lüt live›, das waren zwei Sendungen am Samstagabend. Wir werden auch dort nochmals investieren und etwas weiterentwickeln, was vor allem zeitversetzt stärker genutzt wird.»

Thomas Matter, Co-Präsident Komitee Halbierungsinitiative

Thomas Matter in einem Anzug vor einem gemusterten Hintergrund.

«Die SRG hat einen wichtigen Auftrag: den Service public. Dafür erhält sie Steuergelder, denn nichts anderes sind die Serafe-Gebühren. Die Schweiz hat zahlreiche private Radio- und Fernsehsender, die vieles produzieren können, was die SRG heute macht. Vor allem in der Unterhaltung oder im Onlinebereich. Zur Einstellung von einzelnen Sendungen kann ich mich nicht äussern, da ich Politiker und nicht Programmdirektor bin.»