Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

SRF-Experte Marc Berthod
«So schwindet der Glaube, dass es in Zermatt funktionieren kann»

A volunteer removes a gate on the ski slope after the training was cancelled due to heavy snowfall during the men's downhill training race on the new ski course "Gran Becca" at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup, between Zermatt in Switzerland and Cervinia in Italy, Thursday, November 9, 2023. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Marc Berthod, wieder wurde es nichts mit den Männer-Abfahrten in Zermatt. Mal ehrlich: Sind Sie überrascht?

(Überlegt) Es war ein wenig absehbar. Im November wird es in dieser Höhenlage immer schwierig sein, Abfahrten durchzuführen. Und wenn dann auch noch derart viel Schneefall hinzukommt, wird es unmöglich. Das Training am Mittwoch war toll, aber solche Tage sind schon extrem rar.

Also sind die Zermatter Abfahrten ein Glücksspiel?

Wenn am November-Termin festgehalten wird, dann ist es so. Der Wind ist ein Dauerrisiko, Niederschlag und schlechte Sicht gibt es häufig. Selbst als ich früher im Sommer auf dem Gletscher trainierte, gab es Tage, an denen nichts ging. Solch eine Woche wie jetzt frustriert alle, vor allem auch die Fahrer. Es ist schwierig, die Anspannung immer wieder aufzubauen; offenbar stellten einige Trainer ja auch den Antrag, dass am Samstagmorgen gleich beide Rennen abgesagt werden, damit die Teams früher abreisen können.

Einige Athleten beschwerten sich wegen der mühsamen Anreise auf den Gletscher respektive in den Zielbereich, die pro Weg 60 bis 90 Minuten dauert. Können Sie das nachvollziehen?

Sicher. Vor allem, wenn man den Weg dann mehrmals vergebens auf sich nimmt. Das kostet Energie, ist Gift für den Kopf. Allerdings wussten die Fahrer, was auf sie zukommt, jeder von ihnen war im Sommertraining schon mal hier oben. Aber es braucht sicher noch gewisse Anpassungen, damit der Transport reibungsloser klappt – es sollten immer sämtliche Bahnkapazitäten ausgeschöpft werden, um die Wartezeiten zu verringern.

Hält Anpassungen für zwingend: SRF-Experte Marc Berthod glaubt, dass in Zermatt Rennen im März oder April grössere Chancen hätten.

Von bisher sechs geplanten Rennen in Zermatt fand keines statt. Hat diese Veranstaltung ihre Berechtigung im Weltcup?

Das letzte Jahr mit dem Schneemangel war ein Sonderfall. Weil die Rennen sehr kurzfristig nach Zermatt vergeben wurden, konnten gar keine Schneedepots angelegt werden. Die Fahrer haben sich auf diese Rennen gefreut, das spürte ich in vielen Gesprächen. Aber mit solchen Wochen schwindet der Glaube, dass es in Zermatt funktionieren kann. Es muss hier möglichst bald Rennen geben.

Und wenn nicht?

Zermatt ist im Kalender drin. Aber wenn es so weiterläuft? Dann wird sich die FIS Gedanken machen müssen, ob sie am Standort festhalten oder woanders hingehen will. Es gibt gute Ansätze: Die Strecke hat durchaus ihren Reiz, die Kulisse ist einzigartig. Grundsätzlich ist das Projekt interessant. Die Aufmerksamkeit war gross, es waren viele TV-Stationen vor Ort. Aber wenn es immer und immer wieder nicht funktioniert, kommen die Leute nicht mehr. Deshalb wird man über die Bücher gehen müssen.

Das heisst?

Im Frühling wären die Chancen für ein Gletscherrennen wegen der etwas stabileren Wetterbedingungen sicher höher.

Für die Organisatoren kommt dies nicht in Frage, schon nur aus finanziellen Gründen.

Ich kenne keine Details, auch nicht bezüglich Auswirkungen auf den Tourismus. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich keine Sponsoren finden lassen würden. Vielleicht würden Firmen aus der Skiindustrie abwinken – aber für viele andere Unternehmen wäre das Datum absolut zweitrangig. Wichtig ist doch die TV-Präsenz. Und die Chance darauf wäre im Frühling definitiv höher. Zudem könnte das Frühlingsskifahren beworben werden, auch das wäre aus touristischer Sicht nämlich reizvoll. Erst recht in Zeiten der Klimaveränderung.