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Was wir lesen: «Was ist Sport?»
Sportler:innen, lest das!

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Eine Frage, die mich in meiner Zeit als Profisnowboarderin immer wieder beschäftigte, ist eigentlich nur ein Wort: Warum? Warum investiere ich meine Zeit, meine Kräfte, meine gesamten Ressourcen in den Sport – eine Tätigkeit, die ebenso repetitiv wie gefährlich ist und die niemandem etwas nützt?

Wenn ich jetzt ein Fussballspiel im Fernsehen schaue oder an die bevorstehenden Olympischen Spiele in Paris denke, gehen mir diese Gedanken wieder durch den Kopf. Und mir kommt das Büchlein «Was ist Sport?» des französischen Philosophen Roland Barthes (1915–1980) in den Sinn, das ich nach meinem Rücktritt entdeckt habe. Denn dieser kurze Text, den Barthes ursprünglich für einen Dokumentarfilm geschrieben hat und der in seinem Werk beinahe vergessen ging, ist voll mit weisen Überlegungen zum Profisport.

Barthes betrachtet vier Sportarten: Formel 1, Rad, Eishockey und Fussball. Dazu kommt Stierkampf, der laut Barthes helfen soll, Sport zu verstehen. Er seziert diese Disziplinen und entziffert so den Sport als ein psychosoziales Phänomen: «Letztendlich kennt der Mensch bestimmte Kräfte, bestimmte Konflikte, Freuden und Qualen: Der Sport macht sie zum Thema, setzt sie frei, konsumiert sie, ohne jemals etwas zerstört werden zu lassen.»

Das ist nur ein kleines, leicht verdauliches Beispiel. Ich empfehle, den Text vor und nicht nach dem Bier am Fussballmatch zu lesen, wenn man etwas davon verstehen will. Zudem sollte ich erwähnen, dass Barthes immer nur von Männern spricht und gerne das Wort «Kampf» benutzt. Aber auch wenn es stellenweise etwas angestaubt ist – wer dieses Büchlein liest, hat am Ende der Lektüre eine schöne Gewissheit: Sport ist kein Zeitverschleiss. Wir brauchen ihn, um unser Menschsein zu verstehen.