Hilfe für die UkraineSpenden von Tabakfirmen sind nicht willkommen
Schweizer Hilfswerke nehmen Geld nicht in jedem Fall an. Das musste ein Tabakkonzern mit Sitz in Lausanne erfahren, als er für Geflüchtete spenden wollte.
Die Solidarität mit Frauen und Kindern, die wegen des Kriegs in der Ukraine ihr Land verlassen müssen, ist gross. Viele Schweizerinnen und Schweizer spenden. Allein die Stiftung Glückskette verzeichnet derzeit Spendeneinnahmen von über 82 Millionen Franken zugunsten ukrainischer Flüchtenden. Doch nicht alles Geld ist bei den Schweizer Hilfswerken willkommen.
So verweigerten das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) und Caritas die Annahme der Spenden von Mitarbeitenden des Tabakmultis British American Tobacco Switzerland (BAT) mit Sitz in Lausanne. Die Produzentin von Zigaretten und Kautabak wollte eine Sammelaktion für Ukraine-Flüchtlinge durchführen. Die Firma war bereit, den eingegangenen Spendenbetrag zu verdoppeln. Bis zu 60’000 Franken brachte das Unternehmen so bei früheren Spendenaktionen zusammen.
Hilfswerke erklären sich
«Es trifft zu, dass das SRK seit rund einem Jahr keine Spenden von Tabakunternehmen mehr entgegennimmt», sagt Sprecher Raymond Ruch. Aus diesem Grund habe man die Firmenspende von BAT Schweiz abgelehnt.
Auf eigene Richtlinien verweist Stefan Gribi von Caritas: «Wir haben darin gewisse Branchen definiert, wie etwa den Rüstungsbereich, aus denen wir strikt keine Spenden annehmen.» Spenden aus der Tabakbranche seien bei Caritas nicht a priori ausgeschlossen, erforderten aber eine interne Prüfung. «Im vorliegenden Fall haben wir entschieden, die Spende nicht entgegenzunehmen, weil es sich um eine punktuelle Unterstützung aus einer kritischen Branche handelt und keine längerfristige Kooperation in Aussicht steht», sagt Gribi.
Abgelehnt worden sei die BAT-Spende auch von der Glückskette, schreibt das Unternehmen. Man habe am nationalen Spendentag vom 9. März eine Anfrage gemacht. Glückskette-Sprecherin Judith Schuler aber weiss davon nichts, ihr sei bisher keine Anfrage seitens BAT bekannt. Es müsse sich hier um ein Missverständnis handeln. Die Glückskette nehme grundsätzlich Spenden aus der Tabakindustrie entgegen.
Spende geht nun direkt in die Ukraine
Die Spende wäre bedingungslos an die Schweizer Hilfswerke überwiesen worden, sagt BAT. Dort fragt man sich, weshalb moralische Ansprüche, die dazu führten, Spendengelder aus der legal wirtschaftenden Tabakbranche abzulehnen, höher gewichtet würden als die Bedürfnisse Not leidender Flüchtlinge.
Ein Happy End hat diese Spendengeschichte trotzdem. British American Tobacco führt die Sammlung in der Schweiz weiter und liefert den verdoppelten Betrag direkt in die Ukraine, ans dortige Rote Kreuz. Dieses will die Spende annehmen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.