Knall bei Schweizer KlimagigantSouth-Pole-Spitze tritt wegen umstrittenem Klimaprojekt zurück
Seit Monaten steht der Zürcher Weltmarktführer für Klimaschutzprojekte wegen umstrittener Zertifikate in der Kritik. Nun nehmen der CEO Renat Heuberger sowie der Europa-Chef und Grünen-Nationalrat Bastien Girod den Hut.

Vor zwei Wochen erst zog South Pole seinem Prestigeprojekt den Stecker. Nun folgt beim Zürcher Milliardenkonzern der nächste Hammer: Mitgründer und Chef Renat Heuberger tritt per sofort zurück. Das teilt das Unternehmen am Freitag mit.
Und nicht nur das: Auch Europa-Chef und Grünen-Nationalrat Bastien Girod verlässt South Pole, wie er auf LinkedIn schreibt. Dies nach «sorgfältiger Prüfung der Informationen, welche kürzlich publik wurden». Girod betont gegenüber dieser Redaktion, dass er sich unabhängig von Heuberger bereits vor einer Woche dazu entschieden habe, zu kündigen. Die nun von South Pole angekündigten Massnahmen unterstütze er.
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Die beiden Rücktritte folgen auf die Enthüllungen zum Kariba-Projekt in Zimbabwe. Das Waldschutzprojekt geriet in Verruf, nachdem mehrere internationale Recherchen gezeigt hatten, dass damit deutlich weniger CO₂ eingespart wurde als ursprünglich berechnet. Und damit viele verkaufte CO₂-Zertifikate wertlos waren, so der Vorwurf.
Zwar verteidigte sich Heuberger auch gegenüber dieser Redaktion, man habe sich stets an die Regeln des Zertifizierers Verra gehalten. Doch sogar die Zertifizierungsstelle kam jüngst zum Schluss: Da stimmt etwas nicht. Im Oktober teilte Verra mit, eine Untersuchung gegen das Projekt einzuleiten und alle weiteren Kreditvergaben auf Eis zu legen. Kurz darauf brach South Pole die Vertragsbeziehungen zum Eigentümer des Projektes «Carbon Green Investments» ab.
Er bleibt Berater
Wie das Unternehmen nun mitteilt, wolle man aus den Erfahrungen lernen. Im Mittelpunkt stehe die Verbesserung der gruppenweiten Qualitäts- und Risikokontrollen sowie der Due-Diligence-Prozesse. «Der Vorstand von South Pole ist der Ansicht, dass diese Aufgabe am besten von einer neuen Führungsspitze wahrgenommen werden kann», schreibt das Unternehmen.
«South Pole hat sich von einem Labor zu einer der weltweit grössten Plattformen für Klimaschutz entwickelt, die an 42 Standorten auf sechs Kontinenten tätig ist», wird Heuberger in der Mitteilung zitiert. Es sei für ihn ein Privileg gewesen, «beim Aufbau dieses hervorragenden Teams mitzuwirken, das sich zum Ziel gesetzt hat, eine skalierbare positive Wirkung auf das Klima zu erzielen». Er wird in einer beratenden Funktion bei South Pole weiterarbeiten.
Seinen Chefposten übernimmt interimistisch John Davis, bislang Commercial Director von South Pole.
Girod wird gemäss eigenen Angaben bis Mitte Dezember die Übergabe seiner Funktion vorbereiten. «Danach bin ich offen für neue berufliche Herausforderungen.»
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