Sommerzeit ab 31. MärzWas Coldplay mit der Zeitumstellung zu tun haben
Im vergangenen Sommer begeisterte die britische Rockband Coldplay 100’000 Fans im Zürcher Letzigrundstadion. Was weniger bekannt ist: Leadsänger Chris Martin hat eine ganz besondere Beziehung zur Sommerzeit.
Das Letzigrundstadion war zweimal ausverkauft, an den beiden Livekonzerten Anfang Juli jubelten jeweils rund 50’000 Fans Coldplay zu. Und dann trat zur allgemeinen Überraschung auch noch Tennis-Ikone Roger Federer für eine Gesangseinlage mit Sänger Chris Martin auf die Bühne.
Nicht fehlen durfte bei der Show auch der Hit «Clocks» (Uhren), bei dem die Bühne im Letzigrund in grünes Laserlicht getaucht war. Der Song mit der Anfangszeile «The lights go out and I can’t be saved» soll laut Fans eine besondere Bedeutung für Coldplay-Frontsänger Chris Martin, 47, haben.
Ururenkel des Sommerzeit-Erfinders
Denn Martin ist der Ururenkel von William Willett (1850–1915), der als Erfinder der Sommerzeit gilt. Diese gilt ab kommender Sonntagnacht auch in der Schweiz wieder. Der Vorfahre des Coldplay-Stars machte das Konzept der Sommerzeit – auf Englisch «Daylight Saving Time» – in weiten Teilen der westlichen Welt öffentlich bekannt und trug damit massgeblich zur Einführung der Sommerzeit bei, wie «Newsweek» berichtet.
Der britische Bauunternehmer William Willett legte 1907 in seiner Broschüre «Waste of Daylight» erstmals einen ernsthaften Vorschlag für das Sommerzeit-Konzept vor. Darin zeigte er sich frustriert über die «Verschwendung von Tageslicht» im Frühling und im Sommer. Willett plädierte dafür, die Zeit im April um vier 20-Minuten-Schritte vorzustellen und im September den Schritt wieder rückgängig zu machen. Dies würde nicht nur die Beleuchtungskosten senken, sondern der Bevölkerung auch mehr Freizeitmöglichkeiten bescheren.
Idee kam Willett bei einem Ausritt
Die Idee, die Uhren vor Beginn jedes Sommers vorzustellen, soll Willett laut einem BBC-Bericht an einem Sommermorgen im Jahr 1905 bei einem seiner frühmorgendlichen Ausritte in einem Londoner Vorort gekommen sein. Er soll dabei gestaunt haben, wie viele Fensterläden und Vorhänge gegen das Sonnenlicht zugezogen waren.
Die Idee der Zeitumstellung stiess auf einige Sympathien, auch beim jungen Winston Churchill. Doch durchsetzen konnte sie sich anfänglich nicht. Erst 1916, während des Ersten Weltkriegs, wurde die Sommerzeit Realität – zuerst im Deutschen Reich und noch im selben Jahr auch in Grossbritannien und Frankreich. Einer der Auslöser war der Mangel an Kohle, von der Zeitumstellung versprachen sich die Regierungen Energieeinsparungen bei der künstlichen Beleuchtung an langen Sommerabenden. Der Erfinder der Sommerzeit erlebte deren Einführung nicht mehr mehr: William Willett starb 1915.
Willett war nicht der Erste, der sich mit der Zeitumstellung befasste. Laut BBC verkürzten und verlängerten bereits antike Zivilisationen die Tage je nach Jahreszeit. So konnte eine römische Stunde im Winter 44 Minuten dauern, im Sommer jedoch 75. 1901 soll der englische König Edward VII. die Uhren in seinem Landsitz Sandringham um 30 Minuten zurückgestellt haben, damit er länger jagen konnte.
Als Wegbereiter der Sommerzeit wird verschiedentlich auch Benjamin Franklin (1706–1790) genannt, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten. Dieser brachte 1784 in einem wohl eher ironisch gemeinten Leserbrief für das «Journal de Paris» die Zeitumstellung ins Spiel, mit der Idee, teures Kerzenwachs zu sparen.
1895 schlug George Vernon Hudson, ein Insektenforscher aus Neuseeland, vor, die Uhr während der Sommertage um zwei Stunden vorzustellen, doch seine Idee stiess damals kaum auf Anklang.
Dass Coldplay-Sänger Chris Martin ein direkter Nachfahre des Sommerzeit-Erfinders ist, soll sich nicht nur in Songs wie «Clocks» zeigen. Fans bringen seine Abstammung auch mit einer weiteren Eigenschaft in Zusammenhang: mit seiner Faszination für Uhren.
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